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Alexandra Maria Lara gehört zu den erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands. Im Interview spricht sie darüber, dass Kritiken sie immer noch verletzen können und was für ein Traum es war, mit Gérard Depardieu in „Small World“ zu spielen.
Alexandra Maria Lara gehört zu den erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands und wird auch zunehmend international besetzt. In mehr als 40 Filmen hat sie mitgespielt, darunter preisgekrönte Werke wie „Der Baader-Meinhof-Komplex“, „Der Vorleser“ oder das Oscar-prämierte Hitler-Drama „Der Untergang“. Zurzeit ist sie an der Seite von Weltstar Gérard Depardieu in der Verfilmung des erfolgreichen Martin-Suter-Romans „Small World“ im Kino zu sehen. Im Interview spricht die Wahlberlinerin über ihren neuen Film, das Drehen in fremden Sprachen und wie sehr sie manche Kritiken verletzen.
In Ihrem neuen Film spielen Sie eine Frau, die in eine patriarchalisch organisierte Familie einheiratet und kurz darauf von ihrem Mann betrogen wird. Widerstrebt es Ihnen als moderne Frau, solche Charaktere zu spielen?
Alexandra Maria Lara:Das würde mir als Lebensmodell widerstreben, aber als Rolle ist das für mich sehr reizvoll. Ich fand es spannend, wie meine Figur Simone durch die Heirat mit einer Realität konfrontiert wird, die sie nicht erwartet hat. Dieser leise ausgetragene Kampf zwischen schüchterner Unbekümmertheit und dem Gefangensein in familiären Strukturen, das war für mich spannend.
Die angesprochene Freundschaft bauen Sie mit Konrad auf, gespielt von Gérard Depardieu. Sie kannten sich bereits von den Dreharbeiten zum TV-Vierteiler „Napoléon“ von 2002. Wie war es dieses Mal?
Lara:Es ist natürlich immer ein Traum, mit einem Schauspieler wie ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Er ist ein so charmanter, großzügiger Mann mit einer unglaublich starken Aura. Ein absoluter Freigeist und ganz sicher einer der beeindruckendsten Schauspieler.
Small World
„Small World“ wurde auf französisch gedreht. Ist Ihnen das Drehen in anderen Sprachen bereits in Fleisch und Blut übergegangen?
Lara:Es macht für mich immer noch einen großen Unterschied, ob ich einen Film auf Deutsch oder in einer anderen Sprache drehe. Im Deutschen bin ich nun mal zu Hause. Klar, mein Englisch hat sich durch meinen Mann Sam sehr verbessert, aber zum Französischen hatte ich vor Drehbeginn von „Small World“ bereits eine kleine Distanz aufgebaut, obwohl ich auf ein französisches Gymnasium gegangen bin. Aber genau darin lag für mich die große Herausforderung: Auch sprachlich neben einem so starken Schauspieler wie Gèrard Depardieu zu bestehen.
Als 16-Jährige spielten Sie in der Fernseh-Serie „Mensch, Pia!“ mit und wurden von Ihren Mitschülern ausgegrenzt. Damals haben Sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als nicht mehr angegriffen zu werden. Als Schauspielerin wird man jedoch ständig kritisiert. Schaffen Sie es heute, einen entsprechenden Schutzwall um sich zu errichten?
Lara:Leider gelingt mir das nur manchmal, aber das ist wahrscheinlich auch ganz normal. Mir ist klar, dass manche Leute gut finden, was man macht, und andere Leute eben nicht. Geschmäcker sind nun mal verschieden.
So etwas nimmt Sie also immer noch mit?
Lara:Ja, das kann vorkommen. Zum Beispiel, wenn man merkt, dass jemand mit einer Gehässigkeit zu Werke geht, die den normalen Rahmen einer Kritik sprengt. Das finde ich häufig unangebracht und frage mich dann, was das soll.
Können Sie sich denn noch an ein persönlich verletzendes Beispiel der letzten Zeit erinnern?
Lara:Nicht wirklich verletzend, aber Mitte des Jahres hat irgendein gewitzter Journalist mich im Zuge der Verfilmung des Comic-Klassikers „Vertraute Fremde“ nicht als rehäugig, sondern kuhäugig beschrieben – als kuhäugige Kittelschürzenschönheit. Als ich das las, war ich einen Moment perplex und habe mich gefragt, wie jemand so etwas schreiben kann. Ich habe das dann meinem Mann vorgelesen, der darüber laut gelacht hat und es bemerkenswert fand, dass sich jemand im Zusammenhang mit meinen Augen mal ein anderes Tier überlegt hat als das berühmt-berüchtigte Reh. Und als er das so gesagt hat, konnte ich dann auch darüber lachen.
Jetzt würde mich schon interessieren, wie Sie „kuhäugige Kittelschürze“ Ihrem englischen Mann übersetzt haben. Cow-eyed…
Lara:…apron. Das ist das Wort für Kittelschürze. Aber ich wusste das vorher auch nicht (lacht).
Sie sind gebürtige Rumänin. Mit Ihrem Vater haben Sie vor kurzem ein Buch über die Geschichte Ihrer Familie unter dem Ceausescu-Regime geschrieben. Haben Sie Ihre eigene Geschichte dadurch neu entdeckt?
Lara:Ja, klar. Das war für mich wie eine Reise. Natürlich gibt es Geschichten in diesem Buch, die ich schon häufig gehört habe, aber andere waren mir noch unbekannt und haben mich sehr berührt. Ich finde es verrückt, wie die Erinnerung an die Kindheit mit dem Älterwerden einen anderen Stellenwert bekommt. Insofern stelle ich mir heute deutlich mehr Fragen über meine Vergangenheit als noch vor fünf Jahren.
