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„Unsere Gangster sind ein paar Nummern größer als ,Scarface’“: Regisseur Oliver Stone über „Wall Street 2“, die Fortsetzung seines Börsenklassikers von 1987, und die Folgen der Finanzkrise.

Vor 23 Jahren schuf er mit „Wall Street” einen Klassiker über die Gier von Bankern. Nun präsentiert Oliver Stone eine Fortsetzung, passend zur Finanzkrise: Michael Douglas alias Gordon Gekko kommt aus dem Gefängnis frei - und will sein Heuschreckenleben fortsetzen. Stone, der mit kontroversen Werken wie „Platoon”, „J.F.K” und „Nixon” zum Polit-Kommissar von Hollywood avancierte, machte zuletzt mit Porträts über Fidel Castro und Hugo Chavez sowie mit der Satire „W” über George W. Bush von sich reden. Mit dem Regisseur unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald.

Verstehen Sie „Wall Street 2“ als Film zur Finanzkrise?

Oliver Stone: Das Drehbuch spiegelt meine Sicht der Wall Street wider. Es handelt sich weder um eine Dokumentation, noch war es meine Ab­sicht, die Gründe der Finanzkrise aufzuzeigen. Wir erzählen die Geschichte von Menschen, die in diesem Umfeld leben. Mich interessiert, wie diese Leute fühlen und handeln. Wäre ich ein Dokumentarfilmer, würde ich die Wall Street klar kritisieren – aber darum geht es nicht.

Wo liegt für Sie der Unterschied zwischen dem ersten Teil und der Fortsetzung?

Stone: Der erste Film war einfacher, er erzählte von einem jungen Mann, der zu Beginn korrupt war. Der dem Teufel in Person von Gekko begegnet und am Ende zur Aufrichtigkeit findet und seine Seele entdeckt. In der Fortsetzung ist der Teufel inzwischen pleite. Er wird gerade aus dem Gefängnis entlassen, hat ein Buch geschrieben und ist ganz weit von jener Macht entfernt, über die er einst verfügte.

Ist Gekko noch immer der Satan?

Stone: Nein, Gekko ist ein ganz anderer Mensch geworden. Er möchte natürlich wieder zurück, ganz nach oben. Aber er steht auch vor der Frage, ob er dafür den Preis zahlen wird, seine Tochter zu verlieren. Es geht diesmal also nicht nur um Geld und Macht, sondern auch um Familie und Liebe. Dass Gekko plötzlich Herz zeigt, dürfte manche überraschen.

Den Gefühlen zum Trotz, regiert noch immer die Gier.

Stone: Natürlich handelt der Film auch von der Frage, ob die Banken, die unsere Wirtschaft kontrollieren, von der reinen Gier oder von Gemeinwohl bestimmt werden. In Amerika sind die Banken komplett außer Kontrolle geraten. Früher war eine Bank eine Bank und eine Versicherung eine Versicherung. 2008 änderte sich das. Die schützenden Grenzen zwischen diesen Geschäftsbereichen wurden von den Deregulierungsmaßnahmen der 80er- und 90er Jahre zerstört.

Was sagen Sie dazu, dass Gekko mit seiner Gier-Philosophie damals zur Kultfigur aufstieg?

Wall Street 2

Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
Wall Street: Geld schläft nicht. © Twentieth Century Fox
1/17

Stone: Es war die Zeit von Ronald Reagan und Margret Thatcher, eine Epoche die vollkommen vom Materialismus geprägt war. Das Haben allein zählte, dazu passte das ‚Gier ist gut’-Zitat von Gekko bestens. Natürlich war unsere Absicht eine andere, das bringt der Film deutlich zum Ausdruck – aber das wollte keiner hören.

Eine ähnliche Verklärung gibt es auch bei vielen Mafia- und Gangster-Filmen . . .

Stone: Die Gangster bei uns sind um ein paar Nummern größer als in ‚Scarface’. Die Ironie liegt darin, dass unsere Gangster völlig legal agieren. Gekko handelte damals noch gesetzwidrig, weil er sein Insiderwissen nutzte. Das ist kein Vergleich zu dem, was heute passiert: Die Vergewaltigung des gesamten Systems. Die Banken wurden süchtig nach Profit wie Spieler im Casino.

Wie verlief das Wiedersehen mit Michael Douglas?

Stone: Für mich ist er heute ein besserer Schauspieler. Der Gekko von einst war eine eher oberflächliche Figur. Der Gekko von heute hat vieles im Leben durchgemacht, er ist ein sehr komplexer Typ geworden – man sieht es gleich zu Beginn seinem Gesicht an, wenn er aus dem Gefängnis kommt.