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Lars Jessen spielt in dem Film „Hochzeitspolka“sehr amüsant mit deutsch-polnischen Konflikten und Klischees. Und Christian Ulmen, erneut als Schwiegersohn in der Fremde, singt mit den „Toten Hosen“.

Man weiß nicht, ob sich Erika Steinbach den neuen Film von Lars Jessen ansieht. Sie dürfte jedenfalls eine Menge nationaler Ressentiments wiederfinden, mit denen sich Deutsche und Polen gemeinhin begegnen. Aber so turbulent-unverkrampft wie in Jessens „Hochzeitspolka“ hat lange keiner mehr die alten Klischees von Autoklau und Wodkaseele aufgewärmt.

Jessen, nach „Dorfpunks“ gewissermaßen Experte für rustikale Männerkumpanei in den Niederungen der Provinz, spielt sein Thema diesmal unter den Vorzeichen einer speziellen deutsch-polnischen Freundschaft durch, zum Sound der „Toten Hosen“. Frieder Schulz (Christian Ulmen), einst Hardrocker aus der Heide, ist in Polen zum braven Bräutigam geworden. Seine Auserwählte Gosia ist bildhübsch, der polnische Schwiegervater skeptisch, das gemeinsame Haus im Rohbau. Doch als die alten Kumpels der Band „Heide Hurricane“ unerwartet zum Junggesellenausstand erscheinen, wackelt die bürgerliche Fassade. Frieder gerät nicht nur als spießig gewordener Freund und heillos überforderter Chef einer polnischen Fabrik in Erklärungsnot. Auch Gosia hat noch ein paar Fragen zu Frieders Rockstar-Vergangenheit.

Schwiergersohn in fremden Kulturen

Christian Ulmen, nach „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ auf das Schwiegersohn-Sein in fremden Kulturen spezialisiert, agiert mit erprobtem Tölpelcharme. Das Hochzeitsfest im Feuerwehrhaus ist eine Chaos-Show mit Schnaps und Schlägereien. Willy Brandts Kniefall von Warschau erlebt eine skurrile Reminiszenz auf dem Friedhof. Und ein Indianer weiß, warum sie ihn in Polen dulden: „Weil sie wissen, dass ich wieder gehe.“

So vermählt Jessens „Hochzeitspolka“ unbequeme Wahrheiten mit schrägem Witz, spielt mit Konflikten und Klischees, statt sie zu übertünchen. Das ist nicht unbedingt subtil und politisch korrekt, sondern derb und grotesk, nicht immer hyperoriginell, aber stets amüsant. Den Nachspann abwarten!