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Mia redet nicht viel und schlägt dafür um so mehr um sich: In „Fish Tank“ erzählt Regisseurin Andrea Arnold von diesem Kampf-Teenie und steht damit in bester Tradition ihrer britschen Sozialdrama-Kollegen wie Mike Leigh und Ken Loach.
Wohin nur mit dieser Wut? Einmal zertrümmert Mia einer Rivalin das Nasenbein, als die ihr krumm kommt. Und sie schlägt wild um sich, als ein paar Jungs sie packen und zu vergewaltigen versuchen. Selbst wenn Mia tanzt, erinnert sie eher an einen Boxer beim Sparring, mit ihren Trainingshosen, den ausholenden Ruderbewegungen und dem Tunnelblick. Mia ist ein Mädchen, das davon ausgeht, dass der nächste Schlag einfach besser sitzt als der nächste Satz.
Katie Jarvis spielt diesen 15-jährigen Kampf-Teenager in „Fish Tank“. Regisseurin Andrea Arnold hat die Laiendarstellerin auf einem Bahnsteig entdeckt, beim lautstarken Streiten natürlich. Für das beklemmende Portrait dieses Ghettokids aus dem Londoner Vorort gab’s in Cannes den Großen Preis der Jury.
Es tut fast weh, beim Scheitern zuzusehen
Arnold steht damit in bester Tradition ihrer britischen Sozialdrama-Kollegen wie Mike Leigh und Ken Loach. Nur ist ihre Bestandsaufnahme einer perspektivlosen Vorstadtjugend so unsentimental und schonungslos, dass es fast weh tut, dieser Schulabbrecherin beim Scheitern zuzusehen; ihrer Mutter, die sich mit Schnaps und Männerbekanntschaften betäubt, der kleinen Schwester, die vom Werbefernsehen erzogen wird und dem Mann, der eines Tages in das Leben der drei Frauen tritt, die Wut und Hoffnungslosigkeit der wilden Mia für einen Moment besänftigt und dann umso brutaler heraufbeschwört. Das Wunderbarste an „Fish Tank“ aber ist, dass man diese ruppige Göre niemals abschreibt, sondern im Erschrecken über ihre äußere Härte immer auch Empathie entwickelt.