Berlin. "Happy Bärsday Berlinale" heißt das Motto der 60. Internationalen Filmfestspiele in Berlin vom 11. bis 21. Februar 2010. Die Jubiläums-Berlinale soll trotz Krise glamourös werden; erwartet werden unter anderen Martin Scorsese, Leonardo DiCaprio und Sir Ben Kingsley.

Von Krise keine Spur: Die Jubiläums-Berlinale vom 11. bis 21. Februar verspricht glamourös zu werden. Erwartet werden unter anderen Martin Scorsese, Leonardo DiCaprio, Sir Ben Kingsley und der indische Superstar Shah Rukh Khan, wie Festival-Direktor Dieter Kosslick im DAPD-Interview ankündigte. Auch mit Ewen McGregor, Pierce Brosnan und Kim Catrall darf gerechnet werden, sind sie doch die Hauptakteure in Roman Polanskis "Ghost Writer". Das Motto der 60. Filmfestspiele heißt "Happy Bärsday Berlinale".

Fraglich erscheint jedoch ein Auftritt Polanskis - das haben die Gerichte zu entscheiden. Der Regisseur muss sich nach dem Willen des zuständigen US-Gerichts mehr als drei Jahrzehnte nach dem ihm vorgeworfenen sexuellen Missbrauch einer Minderjährigen einem Prozess stellen. Kosslick jedenfalls ist sicher: "Wenn alle Stars der eingeladenen Filme kommen, dann wird der rote Teppich voll. Ich gehe davon aus, dass wie jedes Jahr die Regisseure und Hauptdarsteller anwesend sind."

Zum Jubiläum plant Kosslick zum einen einen Rückblick auf das weltweit größte Publikumsfestival. Zum anderen soll aber auch ein Blick in die Zukunft geworfen werden. "Technologische Veränderungen stehen an, Stichwort Digitalisierung. Verändern wird sich auch die gesamte Filmfestivalindustrie", sagte Kosslick. Die Filme würden dann vielleicht nicht mehr physisch da sein, sondern über codierte Satelliten über digitale Projektoren eingespeist. Das habe den Vorteil, dass die Ökobilanz verbessert werde, weil die ganzen Transporte wegfielen.

"3-D-Kontaktlinsen" erwünscht

Auch eine weitere Neuerung kann sich Kosslick durchaus vorstellen: 3-D-Filme könnten bereits im kommenden Jahr durchaus im Wettbewerb in den Kampf um die Bären eingreifen. "Wenn wir einen guten 3-D-Film hätten, würden wir den zeigen", sagte der Festival-Direktor. Er könne sich durchaus vorstellen, Steven Spielbergs fürs kommende Jahr geplante 3-D-Version von "Tim und Struppi" zu präsentieren. "Wir hätten auch 'Avatar' gezeigt, wenn er im Februar rausgekommen wäre", fügte er hinzu.

Als Epochenwende sieht Kosslick 3-D-Filme jedoch nicht. "Als epochales Werk würde ich es dann sehen, wenn man keine Brille aufsetzen müsste, sondern es 3-D-Kontaktlinsen gäbe", sagte er lachend.

Kritik, es gebe zu wenig Sexszenen in Qualitätsfilmen, konnte Kosslick nicht bestätigen. "Nachdem ich jetzt seit Wochen Filme schaue, kann ich nicht bestätigen, dass darin zu wenig Sex ist (...) - und wir sind immerhin ein Kunstfilmfestival".

Berlinale kein Nischenfestival

Auch den Kritikpunkt, die Berlinale werde wegen der häufigen Außenseitersiege immer mehr zu einem Nischenfestival werde, wies Kosslick zurück. Es sei ja nicht so, dass der Hollywoodfilm keine Bären gewinne. "Aber natürlich tendieren unabhängige Jurys dazu, den Newcomern und unabhängigen Filmleuten eine größere Chance einzuräumen als großen Filmen aus großen Studios." Das sei aber nicht filmspezifisch, sondern treffe auch auf Literaturfestivals zu.

Kosslick lobte ausdrücklich den sich von der Kritik oft verschmäht fühlenden Regisseur Til Schweiger. "Til Schweiger ist doch ein guter Filmemacher", sagte Kosslick. Er hätte "absolut" die Chance, für den Berlinale-Wettbewerb ausgewählt zu werden.

Die Wirtschaftskrise werde beim Festival, anders als dieses Jahr, keine Rolle spielen, sagte Kosslick. "Die Menschen haben keine Lust mehr auf Krise." Der Anspruch des Filmfestivals ist aber auch in diesem Jahr wieder hoch: "Wir wollen ein Festival sein, das einen Beitrag dazu leistet, dass die Welt besser weiter geht", sagte Kosslick. (AP)