Essen. Regisseur Jafar Panahi kurvte mit dem Taxi durch Teheran und drehte dabei einen Film. Bei der Berlinale gewann “Taxi Teheran“ den Goldenen Bären.

Der iranische Regisseur Jafar Panahi ist vor knapp zehn Jahren durch seinen Film „Offside“ bekannt geworden. Er erzählte darin von einer Handvoll fußballbegeisterter Mädchen, die unbedingt ins Stadion wollen; aber das ist Frauen im Iran nicht erlaubt.

Mit „Taxi Teheran“ zeigt Panahi, einer der wenigen unabhängigen Regisseure seines Landes, dass noch andere Dinge in der islamischen Republik nicht gestattet sind, zum Beispiel das Filmemachen; es sei denn, man unterwirft sich den Auflagen der geistlichen Führung. Panahi, dessen Filme bei allen großen Festivals ausgezeichnet wurden, darf zwanzig Jahre lang überhaupt nicht mehr arbeiten; sein jüngstes Werk ist demnach pure Anarchie.

Mixtur aus Doku und Inszenierung

Tatsächlich sind es nicht zuletzt die Entstehungsbedingungen, die „Taxi Teheran“ sehenswert machen, denn der Film selbst ist eine geradezu aufreizend unprätentiöse Mixtur aus dokumentarischen und inszenierten Passagen: Panahi hat einige Kameras in seinem Auto installiert und fährt einen Tag lang als Taxifahrer durch die iranische Hauptstadt. Teile der Handlung tragen sich zwar auch außerhalb des Fahrzeugs zu, doch als Zuschauer bleibt man stets im Fahrzeug.

Teilweise ist das Geschehen, dessen Zeuge man auf diese Weise wird, zwar total banal, aber dafür recht abwechslungsreich: Eine Lehrerin und ein angeblicher Straßenräuber diskutieren über harte Bestrafungen für Diebe, zwei Frauen wollen Goldfische zu einer Quelle bringen, ein blutüberströmter Mann diktiert nach einem Unfall sein Testament in Panahis Mobiltelefon, ein anderer handelt mit verbotenen Kinofilm-DVDs aus dem Westen und will den Regisseur zum Teilhaber machen; und dann ist da noch Panahis altkluge Nichte, die ihren Onkel auf Trab hält.

Der Reiz des Werks liegt in seiner Subversivität

Filmisch ist „Taxi Teheran“ nicht weiter anspruchsvoll, schließlich lassen die Rahmenbedingungen keine großartige Bildgestaltung zu. Der Reiz des Werks liegt in seiner Subversivität; auf die namentliche Nennung seiner Fahrgäste musste Panahi verzichten, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Geschickt ist auch die Mischung der Ereignisse, die sich in diesem rollenden Kammerspiel zutragen; es ist kaum zu unterscheiden, was echt ist und was inszeniert. Die Kritik am System kommt dabei meist subtil zur Sprache; einzig eine Menschenrechtsaktivistin spricht die Missstände im Iran offen an.

„Taxi Teheran“ ist bereits der dritte Film, mit dem Panahi seinem Berufsverbot trotzt. Er ließ ihn wie die anderen auch aus dem Land schmuggeln, damit er auf Festivals gezeigt werden kann. Im Frühjahr hat er bei der Berlinale den Goldenen Bären gewonnen.

Wertung: vier von fünf Sternen