Essen.. In dem Drama “Um jeden Preis“ spielt mit Kim Basinger eine Frau mittleren Alters, die alles daran setzt, endlich Mutter zu werden.

Die Geschichte einer kinderlosen Frau, die dem Titel gemäß „Um jeden Preis“ ein Kind haben will, ist traurig, und daher ist auch dieser Film zeitweise düster. Dass man dennoch auf Distanz bleibt, ist der Inszenierung geschuldet: Der Däne Anders Morgenthaler (Buch und Regie) und sein Kameramann Sturla Brandth Grøvlen erzählen die Geschichte über weite Strecken im „Dogma“-Stil, der bewusst auf schöne Kinobilder verzichtet.

Lars von Trier als Produzent

Dogma-Miterfinder Lars von Trier ist der Produzent des Films. Die raue Art der Bildgestaltung lässt viele „Dogma“-Filme wie Reportagen anmuten; ein Eindruck, der hier noch verstärkt wird, weil die Kamera oft wie ein Kobold auf der Schulter der Hauptfigur zu sitzen scheint. Deshalb sieht man Hauptdarstellerin Kim Basinger häufig nur im schrägen Halbprofil von hinten, was im Grunde bizarr ist: Da gelingt es einem relativ unbekannten Regisseur, einen Hollywoodstar für seine dänisch-deutsche Koproduktion zu gewinnen, und dann versteckt er ihn gewissermaßen. Der naturalistischen Ästhetik zum Trotz will der Film dennoch nach Kunst aussehen. Die entsprechenden Aufnahmen wirken aber bloß kunstbeflissen, weil sie schlicht inhaltsleer sind.

Der Kinderwunsch bleibt eine fixe Idee

Die Hamburger Geschäftsfrau Maria, eine Frau vermutlich mittleren Alters (Basinger ist über sechzig, wirkt aber wesentlich jünger), kann nach vielen Fehlgeburten keine Kinder mehr bekommen. Trotzdem bleibt sie derart fixiert auf ihren Kinderwunsch, dass sich ihr Lebensgefährte (Sebastian Schipper) schließlich von ihr trennt.

Als sie hört, dass tschechische Prostituierte ihre Babys verkaufen, fährt sie zur deutsch-tschechischen Grenze. Unterwegs gabelt sie den kleinwüchsigen Junkie Christian (Jordan Prentice) auf, der ihr bei der Aktion helfen soll. Der fackelt nicht lange und klaut kurzerhand ein Kind, was den Zuhälter (Peter Stormare) der jungen Mutter zu einer furchtbaren Racheaktion veranlasst.

Eine Stimme wie aus der „Blechtrommel“

Morgenthaler durchsetzt seinen Film mit allerlei mystischen Momenten. Unter anderem gibt es Monologe von Marias ungeborenem Baby, das zudem ein paar Mal feengleich durchs Bild huscht. Irritierenderweise klingt seine Stimme wie Oskar Matzerath (David Bennent) aus der „Blechtrommel“. Auf dieses Kind bezieht sich auch der Originaltitel „I Am Here“ (Ich bin hier), der sich allerdings erst durch den Epilog erschließt. Sebastian Schipper war von Grøvlens Arbeitsweise so angetan, dass er ihn gleich für seinen mit „Lolas“ überschütteten Film „Victoria“ engagiert hat; das immerhin dürften beide nicht bereut haben.

Wertung: zwei von fünf Sternen