. „Am grünen Rand der Welt“ erzählt die Geschichte einer Frau, die auf die gesellschaftlichen Konventionen des viktorianischen Zeitalters pfeift.

Freiheit, das ist in „Am grünen Rand der Welt“, Thomas Vinterbergs eleganter Verfilmung von Thomas Hardys Roman „Far From the Madding Crowd“, ein Ritt durch das grüne Wessex. Wenn Carey Mulligan als Bathsheba Everdene auf dem Rücken ihres Pferdes über die Felder prescht, scheint sie fast zu fliegen. In diesen Momenten können ihr weder die gesellschaftlichen Konventionen des viktorianischen Zeitalters noch dessen ökonomischen Zwänge etwas anhaben. Für die Dauer ihres Ausritts wird die Welt zum Paradies. Doch dieses einsame Glück kann nicht anhalten.

Unter all den eigenwilligen, stets nach Unabhängigkeit strebenden Heldinnen der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts ist Bathsheba Everdene vielleicht die radikalste. Als ihr der Schäfer Gabriel Oak (Matthias Schoenarts) einen Heiratsantrag macht, besitzt sie nichts. Die Ehe könnte ihr die materielle Sicherheit geben, die eine junge Frau im England des Jahres 1870 eigentlich brauchte. Trotzdem lehnt sie ab, weil sie sich nicht vorstellen kann, der Besitz eines Mannes zu sein.

Mulligan überzeugt als starke Frau im viktorianischen Zeitalter

Thomas Vinterberg konzentriert sich auf Bathshebas Freiheitsdrang. Sie ist bei ihm unverkennbar eine Frau der viktorianischen Zeit und doch zugleich auch unsere Zeitgenossin. Carey Mulligan gelingt dieser Spagat eindrucksvoll. Wenn Bathsheba zunächst Gabriels Antrag und später auch den des Gutsbesitzers William (Michael Sheen) ablehnt, strahlt Carey Mulligan eine ungeheuere Kraft und Selbstsicherheit aus.

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Ihre Entscheidung für ein schönes Gesicht ist auch ein Ausdruck ihres Unabhängigkeitsdranges. Sie nimmt sich die Freiheit, rein nach Äußerlichkeiten zu handeln. Diese fatale Schwäche hat beinahe etwas Revolutionäres. Freiheit heißt eben auch, Fehler machen zu dürfen.

Wertung: drei von fünf Sternen