Essen. . Der Surfer-Film „Atlantic.“ ist ein Kinoabenteuer aus Marokko. Der junge Fettah will mit dem Surfbrett den Atlantik überqueren, um seine große Liebe zu finden.

Es ist bloß ein Punkt, doch er gibt dem Titel eine fatale Endgültigkeit: „Atlantic.“ Auf diese Weise verdeutlicht der holländische Regisseur Jan-Wellem van Ewijk nicht nur, wer in diesem Windsurfer-Film der ganz besonderen Art die eigentliche Hauptrolle spielt; er zeigt dem Helden, dessen Geschichte er erzählt, auch die Grenzen auf. Fettah ist ein Fischer um die dreißig aus einem marokkanischen Küstendorf. Jahr für Jahr kommen Touristen aus Europa, um hier zu surfen. Mit einigen von ihnen hat sich Fettah, mittlerweile auch selbst ein hervorragender Surfer, angefreundet. Irgendwann reisen die Europäer wie Zugvögel wieder nach Hause, und Fettah fühlt sich ähnlich zurückgelassen wie die defekte Ausrüstung, die sie nicht mitnehmen. Als er sich in eine Touristin verliebt, fasst er einen folgenschweren Entschluss.

Ein Mann und das Meer

Ein Mann, sein Surfbrett und das Meer: Mehr braucht dieser Film im Grunde nicht. Van Ewijk trägt die Vorgeschichte in Form von Rückblenden nach: Während Fettah mutterseelenallein über den Ozean gleitet, erinnert er sich an Momente mit seiner kleinen Cousine, die ihn verehrt, an den immer frustrierenderen Fischfang mit seinem Vater, weil die Netze jedes Mal leerer sind, an die Momente mit Alexandra (Thekla Reuten), deren Abschied dieses unstillbare Verlangen in ihm weckte.

Eines Tages beginnt er, heimlich seine Vorbereitungen zu treffen; allein seine Cousine ahnt etwas. Und dann macht er sich auf den Weg: mit Neoprenanzug, Rucksack und Surfbrett.

Berührende Geschichte

Die Geschichte ist berührend, zumal der Regisseur sie fast dokumentarisch umsetzt. Männer wie Fettah gibt es tatsächlich; van Ewijk hat sie kennen gelernt, als er selbst zum Windsurfen in Marokko war. Sein Hauptdarsteller Fettah Lamara, mehrfacher marokkanischer Windsurfing-Meister, entpuppt sich als darstellerisches Naturtalent, dem man gern zuschaut, zumal seine Surfkunst atemberaubend ist.

Letztlich aber lebt der Film von der unmittelbaren Wucht der großartigen Bilder (Kamera: Jasper Wolf). Zunächst surft Fettah an der Küste entlang, aber schließlich muss er hinaus aufs offene Meer; 300 Kilometer trennen ihn von seinem Ziel, der Endstation Sehnsucht. Spätestens jetzt erinnert „Atlantic.“ atmosphärisch an „All Is Lost“ mit Robert Redford: Beide Filme erzählen die Geschichte eines Mannes, der im einsamen Kampf mit einem grausam gleichgültigen Ozean der Natur trotzen will.

Wertung: vier von fünf Sternen.