Essen. . In der Dokumentation „Was heißt hier Ende?“ portraitiert Regisseur Dominik Graf den vor einigen Jahren verstorbenen Filmkritiker Michael Althen.

Ganz gleich, ob sie sich mit Film, Theater oder Literatur befassen: Kritiker neigen im Allgemeinen zu einer gewissen Selbstüberschätzung; es gehört quasi zum Berufsbild, die eigene Arbeit für mindestens so wichtig zu halten wie die Kunst, über die man schreibt. „Was heißt hier Ende?“ könnte zumindest die Filmkritiker in dieser Haltung womöglich bestärken: Der große Dominik Graf hat dem vor einigen Jahren viel zu früh verstorbenen SZ- und FAZ-Kritiker Michael Althen ein Denkmal gesetzt, wie es selbst wichtigen Filmemachern in der Regel nicht vergönnt ist.

Obwohl das Porträt größtenteils aus Interviewausschnitten mit Münchener Kollegen Althens und anderen Weggefährten besteht, ist dem hochdekorierten Regisseur das Kunststück gelungen, die Gesprächscollage dank verblüffender Effekte filmisch faszinierend zu gestalten; und das ohne jede digitale Bearbeitung. Es gibt zwar auch dokumentarische Ausschnitte, unter anderem aus den beiden preisgekrönten Filmen, die Graf gemeinsam mit Althen gedreht hat, aber tatsächlich ist „Was heißt hier Ende?“ immer dann am spannendsten, wenn der Regisseur mit seiner markanten sonoren Stimme aus den Texten des Kritikers vorträgt: weil Althen ein begnadet guter Schreiber war.

Hommage an einen Kritiker

Trotzdem ist das Werk natürlich nur für eine bestimmte Klientel von Reiz. Allerdings genügt es durchaus, die Liebe Althens zum Kino zu teilen, erst recht, wenn man wie er (Jahrgang 1962) mit den Filmen der Siebziger aufgewachsen ist und in den Achtzigern gelernt hat, Hollywood zu lieben. Wer sich darüber hinaus noch sowohl für Filmkritik wie auch für das Wechselspiel von Film und Kritik interessiert, wird „Was heißt hier Ende?“ mit großem Gewinn anschauen. Erst am Schluss, wenn Althen überhaupt keine Rolle mehr spielt, weil sich Grafs Gäste mit der aktuellen Krise der Filmkritik auseinandersetzen, mutiert der Film zu jener Nabelschau, in die Gespräche zwischen Kritikern zwangsläufig regelmäßig münden. Das sind exakt die 15 Minuten, die diese zweistündige Hommage an einen Kritiker, an das Kino und an München zu lang ist. Wertung: vier von fünf Sternen