Essen. . Chris Rock spielt in der US-Komödie “Top Five“ einen Comedian in der Sinnkrise. Die Abrechnung mit Glitzerwelt von Hollywood hat viele Parallelen.

Andre Allen steckt in einer tiefen Krise. Die Versuche des früheren Stand-Up-Komikers und Hollywood-Stars, sich als seriöser Schauspieler noch einmal neu zu erfinden, scheitern grandios. Das Publikum liebt ihn als wild um sich schießenden Clown im Bärenkostüm. Aber als haitianischen Revolutionär, der während eines brutalen Sklavenaufstands unzählige Weiße getötet hat, will ihn im Film „Uprize“ niemand sehen. Das will der von Chris Rock gespielte Andre einfach nicht akzeptieren. Er will von allen bewundert werden.

Es lässt sich trefflich darüber spekulieren, wie nah sich Andre und sein Schöpfer Chris Rock, der „Top Five“ auch inszeniert hat, nun tatsächlich sind. Gemeinsamkeiten lassen sich zumindest nicht von der Hand weisen. Auch Rock konnte nur noch selten an seine großen Erfolge in den 1990er und frühen 2000er Jahren anschließen. Und genau wie Allen, der kurz vor der Hochzeit mit dem Reality-TV-Star Erica Long (Gabrielle Union) steht, ist Rock schon in eine Reality-TV-Serie aufgetreten.

Parallelen zu Woody Allen

Der Name des mit sich selbst und der ganzen Welt ringenden Ex-Alkoholikers ist ganz sicher kein Zufall, verweist er doch auch auf den großen New Yorker Komiker und Filmemacher Woody Allen. So wie einst dessen Alter Ego in „Stardust Memories“ darauf bestand, keine weiteren Komödien mehr zu drehen, ist es nun Andre, der den Aufstand gegen die übermächtigen Mechanismen der Unterhaltungsindustrie probt. Und das ist längst nicht die einzige Parallele zu den Werken des „Stadtneurotikers“.

Durch die Straßenschluchten von New York

Rock lässt seinen tragikomischen Helden einen Tag lang mehr oder weniger ziellos durch die Straßenschluchten New Yorks streifen. Begleitet wird er dabei von der Journalistin Chelsea (Rosario Dawson), die ihn immer wieder aus der Reserve lockt. Es ist kein klassisches Interview, eher schon ein langer Flirt, der auch etwas von einer gegenseitigen Lebensbeichte hat.

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Wie die Woody-Allen-Klassiker „Der Stadtneurotiker“ und „Manhattan“ kreist auch „Top Five“ um die Menschen, die sich selbst im Weg stehen. Allerdings ist der soziale Hintergrund von Andre und Chelsea ein anderer, und daraus resultiert eine vollkommen andere Haltung gegenüber dem Leben und dem Showgeschäft.

Eine Revolte gegen die Traumfabrik

Es ist verständlich, dass dem Komiker und Schauspieler gerade der Revolutionsfilm „Uprize“ so viel bedeutet. Schließlich revoltiert Allen mit ihm auch gegen die Traumfabrik und ihre Konsumenten, die afroamerikanische Künstler möglichst nicht aus ihren angestammten Schubladen herauslassen wollen. Die Zeit der Sklaven ist vorbei, aber die Medien und die Unterhaltungsbranche wissen genau, wie sie Männer wie Allen und Frauen wie Chelsea zu Gefangenen eines Systems machen.

Gelungene Rap-Einlagen

Erfolg ist auch nur ein Gefängnis. Und davon singt der Rapper DMX, den Andre nach seiner Verhaftung in einer Zelle trifft, sein ganz eigenes Lied. Nur hier, hinter Gittern, hat der Star der New Yorker Gangsta-Rap-Szene die Möglichkeit, den alten Charlie Chaplin

Song „Smile“ vor Publikum zu singen. Die anderen Gefangenen meutern zwar, aber sie müssen zuhören. Ein grandioser Moment, in dem sich Komik und tiefere Bedeutung perfekt die Waage halten. Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit gelingt Rock immer wieder, das richtige Maß zu finden. Manchmal scheint er sich wie bei einem Gastauftritt von Cedric The Entertainer, der einen schmierigen Promoter spielt, in Geschmacklosigkeiten zu verlieren. Doch der Exzess hat Methode. Wie die romantischen Momente zwischen dem Schauspieler und der Journalistin zeugt auch er von den Sehnsüchten, die Hollywood sät und dann gleich wieder ausbeutet.

Wertung: vier von fünf Sternen