Essen. Die romantische Komödie “The F-Word – Von wegen gute Freunde!“ lebt von geschliffenem Wortwitz und derben Späßen. Damit trifft sie den Ton ihrer Zeit.
Mehr als 25 Jahre ist es nun her, dass die von Meg Ryan gespielte Sally in einem New Yorker Deli einen Orgasmus virtuos simuliert und damit nicht nur Billy Crystals Harry verblüfft hat. Die Szene hat Filmgeschichte geschrieben und Rob Reiners „Harry und Sally“ in den Olymp der romantischen Komödien erhoben.
Einen ähnlich eindrucksvollen Moment gibt es in „The F-Word – Von wegen gute Freunde!“, Michael Dowses Verfilmung eines Theaterstücks von T.J. Dawe und Michael Rinaldi, nicht. Trotzdem könnte sich diese romantische Komödie im Lauf der Zeit zu einem legitimen Erben von Reiners Klassiker entwickeln. Wie in „Harry und Sally“ dreht sich auch in dieser kleinen Independent-Produktion alles um die Frage, ob Frauen und Männer nur Freunde sein können.
Mit der Liebe abgeschlossen
Wallace (Daniel Radcliffe), ein Engländer in Toronto, ist so in seinem Liebeskummer versunken, dass er an eine neue Beziehung gar nicht denken will. Selbst als er die bezaubernde Animatorin Chantry (Zoe Kazan) auf einer Party kennen lernt, kreisen seine Gedanken praktisch nur um seine Ex und deren Verrat. Da kommt es ihm sogar ganz recht, dass Chantry ihm am Ende des Abends offenbart, dass sie einen festen Freund hat. Trotzdem gibt sie Wallace zum Abschied ihre Telefonnummer, die er wenig später vom Wind davon wehen lässt. Mit der Liebe hat dieser schüchterne junge Mann nun einmal abgeschlossen.
Aber natürlich bleibt es nicht bei dieser ersten, beinahe magischen Begegnung. Chantry und Wallace treffen sich wieder. Nur will sich weder sie noch er eingestehen, dass da weit mehr als Freundschaft zwischen ihnen ist. Aber genau das ist nun einmal die Konvention, mit der schon „Harry und Sally“ gespielt hat. Also setzt Michael Dowse ein teils verrücktes, teils romantisches Hin und Her in Szene.
Wenn Chantry und Wallace über ihr kompliziertes Leben und ihre widersprüchlichen Gefühle reden, entwickelt „The F-Word“ einen grandiosen Sog. Zoe Kazan und Daniel Radcliffe treffen den Ton der um die 30-Jährigen, die sich allmählich entscheiden müssen, was sie eigentlich wollen, perfekt.
Zwei unterschiedliche Formen der Komik
Michael Dowse erzählt allerdings nicht nur von Komplikationen in der Liebe und zwei echten Stadtneurotikern. Er stellt Wallace und Chantry mit dem impulsiven Allan (Adam Driver) und seiner neuesten Freundin Nicole (Mackenzie Davis) ein zweites Paar zur Seite. Während die einen ständig grübeln, ihren Gefühlen nicht vertrauen und jede Veränderung meiden, stürzen sich Allan und Nicole einfach kopfüber ins Leben.
Daniel Radcliffe will sein altes Image abschütteln
Die Rolle des Zauberlehrlings in den „Harry Potter“-Verfilmungen hat Daniel Radcliffe weltberühmt gemacht. Doch dieses Image möchte der Brite endlich loswerden.
Der Drang, sich von seiner berühmtesten Rolle zu distanzieren, lässt den 25-Jährigen manchmal wie in „Horns“ verkrampfen. Aber er verleiht seinen Auftritten immer eine enorme Intensität.
Es sind zwei Extreme, aus denen Dowse auch zwei sehr unterschiedliche Formen der Komik zieht. Auf der einen Seite steht der geschliffene Wortwitz, der das ständige Geplänkel der zögerlichen Liebenden prägt, auf der anderen teils auch recht derbe Gags, die seit Jahren für den Humor amerikanischer Komödien typisch sind.
Diese Doppelstrategie hat ihren ganz eigenen Reiz, auch wenn Dowse gelegentlich droht, ins Geschmacklose abzugleiten. Aber am Ende ist es das stete Zusammenspiel von erlesenen Bonmots und drastischen Späßen, das „The F-Word – Von wegen gute Freunde!“ zu einer geradezu exemplarischen romantischen Komödie unserer Tage macht.
Wertung: Drei von fünf Sternen