Essen. . In der besinnlichen Komödie “St. Vincent“ überzeugen Bill Murray als Raubein und Naomi Watts als Hure. Es gab bereits Nominierungen für Filmpreise.

Verhuschter Junge trifft auf ruppigen Mentor, das ist im Hollywood-Kino ein traditionsgestähltes Unterhaltungskonzept. Diesmal gibt Bill Murray das Raubein mit dem goldenen Herzen in der Titelrolle in Theodore Melfis heiter-besinnlicher Komödie „St. Vincent“. Man muss allerdings schon runde anderthalb Stunden in Kauf nehmen, bis sich der Sinn des Titels erschließt; das dann zugegeben auf sehr anrührende Weise. Vorher aber lernt man zunächst einmal eine Menge über die schlechten Eigenschaften des Vietnamveteranen Vincent.

Der ist offenkundig chronisch klamm, was ganz wesentlich damit zusammenhängt, dass er sein Geld gern in Whiskey und schlechte Tipps beim Pferderennen investiert. Was dann noch übrig bleibt, wird in Daka investiert, eine Prostituierte russischer Herkunft. Naomi Watts vereint mit sichtlicher Freude an diesem süffigen Charakterbild Hure und Heilige unter einer Perücke. Vincents Leben erhält einen Schubs in ungekannte neue Richtungen, als Arzthelferin Maggy ins Nebenhaus zieht. Sie hat einen kleinen Sohn, Oliver, den sie gegen gutes Geld in die Tagesobhut von Vincent überantwortet.

Beseelte Schauspielerauftritte

Der alte Mann und das schwächliche Kind, daraus entwickelt der etatmäßige Produzent Theodore Melfi in seiner ersten abendfüllenden Regiearbeit ein symbiotisches Gespann, das sich in den besten Momenten zu fast schon der Männlichkeitsbeschreibung Hemingways oder Steinbecks aufschwingt. Öfter jedoch kommt Melfis Inspiration nicht über das Maß eines heiter-besinnlichen Familienfilms mit Danny DeVito aus den 90er-Jahren hinaus; und er wird wohl auch wie seine Vorbilder in zehn Jahren wieder vergessen sein.

In der aktuellen Kinosaison aber bietet der Film vor allem beseelte Schauspielerauftritte. Naomi Watts wurde bereits für den Golden Globe und den Preis der amerikanischen Schauspielergilde nominiert. Bill Murray bewährt sich einmal mehr in der Kategorie „Hart, aber herzlich“. Und dann ist da noch Melissa McCarthy, die als Olivers Mutter beweist, dass sie nicht nur fette Ulknudel, sondern eine richtig gute Schauspielerin sein kann.

Wertung: drei von fünf Sternen