Essen. . In dem Science-Fiction-Epos “Interstellar“ von Regisseur Christopher Nolan (“Inception“, “The Dark Knight“) neigt sich das Leben auf der Erde dem Ende zu. Wissenschaftler machen sich deshalb auf die Suche nach einem bewohnbaren Planeten. – Ein Film mit Oscarpreisträger Matthew McConaughey.

Man kann die Impulse, die der britische Regisseur Christopher Nolan dem Kino geschenkt hat, eigentlich gar nicht hoch genug bewerten. Keiner hat es vor ihm gewagt, einen Thriller rückwärts zu erzählen („Memento“), keiner hat uns auf der Leinwand in derart tiefe Traumwelten des Gehirns entführt („Inception“). Und was er in seiner Dark-Knight-Trilogie mit der Batman-Figur gemacht hat, das war tatsächlich ein echter Relaunch. Nolan also ist ein Mann, der sein Publikum gedanklich gerne fordert, der auch in Kauf nimmt, dass es hin und wieder auf der Strecke bleibt.

In seinem neuen Film „Interstellar“ könnte das während der Laufzeit von fast drei Stunden häufiger als bisher der Fall sein. Denn in dieser gigantischen Space-Opera, in der es um nicht weniger geht als die Rettung der Menschheit, wimmelt es nur so von Wurmlöchern, Schwarzen Löchern und haufenweise Relativitätstheorie.

Matthew McConaughey als Wissenschaftler Cooper. (Foto: Melinda Sue Gordon/Warner
Matthew McConaughey als Wissenschaftler Cooper. (Foto: Melinda Sue Gordon/Warner

In einer offenbar gar nicht mal so weit entfernten Zukunft ist die Erde zu einer einzigen großen Staubschüssel geworden. Immer wieder walzen gigantische Sandstürme heran, die im Korngürtel der USA den Anbau von Weizen und Okra bereits unmöglich gemacht haben, nur Mais geht noch. Daneben wächst der Stickstoffanteil der Luft kontinuierlich, was den Menschen nur zwei Möglichkeiten aufzeigt – ersticken oder verhungern. Wie gut, dass da unterirdisch noch Reste der einstigen Nasa aktiv sind, die bereits an so etwas wie eine Evakuierung der sterbenden Erde denken. Und wie gut, dass der verwitwete Farmer Cooper (Matthew McConaughey), der früher selbst mal Nasa-Pilot war, dieses Versteck nun mit Hilfe seiner wissbegierigen Tochter Murphy entdeckt.

Potenziell bewohnbare Planeten

Bevor Nolan allerdings damit beginnen kann, seine Visionen von fernen Welten und dem Weg dorthin in Bilder umzusetzen, hat der Zuschauer noch einiges an Erklärungen zu schlucken. Der greise Professor Brand (Michael Caine) berichtet Cooper von einem plötzlich in der Nähe des Saturns aufgetauchten Wurmloch, das bei der Durchfahrung wie eine Expressverbindung zwischen zwei Punkten in einem mehr als dreidimensionalen Raum funktioniere.

Bereits vor zehn Jahren hätten zehn Wissenschaftler diesen Weg getestet und seien auf immerhin drei potenziell bewohnbare Planeten gestoßen. Da der Kontakt mit diesen Pionieren jedoch abgebrochen sei, wolle man nun ein weiteres Schiff auf die Reise bringen. Cooper ist sofort dabei, ebenso wie Brands Tochter (Anne Hathaway), obwohl die Sache einen Haken hat: Die Astronauten im All und die Menschen auf der Erde werden unterschiedlich schnell altern. Wie schnell, das erfährt Cooper zum ersten Mal, wenn ihn in der zweiten Botschaft seiner Tochter eine erwachsene Frau begrüßt.

Der Physiker Kip Thorn als Berater

Eigentlich ist man wild entschlossen, sich Nolan für diese lange Reise zu unbekannten Welten bedingungslos anzuvertrauen. Und weil der Regisseur mit Kip Thorn auch noch den Star unter den theoretischen Physikern als Berater und Executive Producer gewinnen konnte, will man eigentlich auch gar nicht erst mit dem Hinterfragen beginnen, sondern gibt sich zufrieden mit dem wenigen, was man als Laie begreift.

Doch je länger die Reise mit dem Raumschiff „Endurance“ (Ausdauer) währt, umso deutlicher wird, dass Nolan hier sehr viel interessierter scheint an der Überzeugungskraft seiner grenzüberschreitenden Bilder als an den Charakteren an Bord. Tragik umgibt in diesem Wissenschaftsreport eigentlich nur Cooper, dem die zurückgelassene Familie unter der Zeit förmlich zerrinnt.

Kameramann Hoyte Van Hoytema fängt die Schönheit des Alls ein

So wie der niederländische Kameramann Hoyte Van Hoytema hier die Schönheit des Alls einfängt und so menschlich, wie Nolan die Maschine TARS an Bord zeichnet, sind hier deutliche Einflüsse von Stanley Kubricks „2001“ spürbar. An dessen mystischem Werk will er sich messen, und wir lassen es mal offen, ob er das auch schafft. Die Musik von Hans Zimmer jedenfalls ist ihm dabei wenig hilfreich. Die knallt mit ihren starken sakralen Anklängen immer derart bombastisch ins Bild, als wolle der Komponist mit ihrer Lautstärke die Emotionen beim Zuschauer wachrütteln.

Wertung: 4 von 5 Sternen