München. . Regisseur Steven Soderbergh ist ein fleißiger Mann. Gerade mal ein halbes Jahr nach dem Actioner „Haywire“ läuft sein neuer Film „Magic Mike“ an. In der Hauptrolle: Hollywood-Liebling Channing Tatum. Das Werk entführt den Zuschauer ins Showbusiness des Männerstriptease.

Schwerer die Glocken nicht schwingen, wenn US-Boys in Militär- und Lederlook die Muskeln spielen lassen. „Magic Mike“ taucht ein ins Showbiz des Männerstriptease und enthüllt die Tricks und Machenschaften als Hollywood-Produktion in garantiert jugendfreier Hochglanzbebilderung.

Die Show der Superlative findet auf eher kleiner Bühne statt. Aber wenn das „Xquisite“ gegen 22 Uhr seine Pforten öffnet, strömt die Kundschaft herbei und die ist durchweg weiblich; mit gutem Grund. Denn im „Xquisite“ treten ausnahmslos Männer auf, die mit athletischen Moves die Stimmung anheizen und sich dann ihrer Garderoben entledigen.

Mikes Niedergang ist beschlossene Sache

Clubbesitzer Dallas weiß genau, welche Strippen er zu ziehen hat, damit die Damen aus Floridas Mindermetropole Tampa sich bestens versorgt fühlen dürfen, und sein Trumpf-As ist Mike, der als „Magic Mike“ die Blicke auf sich bannt und dafür jede Menge Extra-Dollars einkassiert. Eines Abends bringt Mike den 19-jährigen Adam in den Club, der sich aushilfsweise auch mal auf die Bühne traut und dann schnell Geschmack am Geschäft findet.

Mike freundet sich mit dem Jungen an und liefert ihm alle Tricks frei Haus, was er nicht ganz selbstlos macht. Denn Adam hat eine Schwester und Paige (Cody Horn) gefällt Mike gut; so gut, dass er seinen Job zu vernachlässigen beginnt. Dallas nutzt das aus, denn Mike als künftiger gleichwertiger Geschäftspartner passt ihm nicht so gut, wie er es nach außen zeigt. Also zieht er Adam immer mehr ins Zentrum, und der lässt sich das gern gefallen. Der Niedergang des Magic Mike ist beschlossene Sache.

Jede Menge Extra-Dollars

In Hollywoods Eliteliga ist Steven Soderbergh der mit Abstand fleißigste Filmlieferant. Gerade mal ein halbes Jahr nach dem Actioner „Haywire“, in dem eine Frau die Männer das Fürchten lehrte, bürstet Soderbergh nun die plakativen Sex-images gegen den Strich und präsentiert die Muskelberge von Channing Tatum als voll bewegliches Ausstellungsstück, was schon deshalb ein cleverer Besetzungscoup ist, weil Tatum in jüngeren Jahren selbst auf einschlägigen Showbühnen sein Geld verdiente.

Tatsächlich tanzt der Mann mit mehr Charisma und Gefühl als die allermeisten Protagonisten aus den „Step up“, „Streetdance“ und sonstigen Körperkultfilmen und zeigt in den stillen Momenten profunde Ansätze für eine verspätete James-Dean-Pose. Auch seine Partner schillern: Matthew McConaughey gibt den launigen Conferencier als Wolf im Pfauenpelz. Und Alex Pettyfer spielt den hübschen, arroganten No-Brainer vor allem deshalb so gut, weil er sich zwischenzeitlich als genau das im wahren Leben entpuppt hat. Wagemutig ist das alles nicht.

Der Film suhlt sich in vermeintlichen Tabubrüchen

Der Film gefällt sich in halbseidenen Andeutungen, suhlt sich im vermeintlichen Tabubruch und liefert doch nur eine brav biedere Hintertreppenstory um Freundschaft, Verrat und Liebe. Immerhin gelingt ihm das in unterhaltsamer Verpackung und das ist schon mehr, als man erwarten durfte, denn Soderbergh verlegt sich seit Jahren auf die Strategie, mehr zu versprechen, als die Filme halten. In einem Punkt aber sei Vorsicht geraten: „Magic Mike“ wird als Komödie angekündigt. Das ist er ganz sicher nicht.