Essen. Der Titel „Biomutant“ gefällt durch Charme und gute Ansätze. Doch trüben einige Mankos den ansonsten positiven Gesamteindruck.

Der neue Titel „Biomutant“ des schwedischen Entwicklungsstudios Experiment 101 hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Bereits im August 2017 wurde er der Öffentlichkeit präsentiert, doch erst vier Jahre später ist er tatsächlich erschienen. Aber ist auch endlich gut geworden, was lange währen musste?

Spieler kann sich bei Biomutant für das Gute oder Böse entscheiden

Der erste Eindruck des Action-Rollenspiels ist auf jeden Fall positiv. Der Spieler kann sich ein eigenes Fabelwesen – eine Mischung aus Nager und Katze – erstellen und dabei verschiedene Attribute wie Charisma, Kraft, Intelligenz und Geschicklichkeit vergeben. Je nach Verteilung sieht der Charakter auch unterschiedlich aus. Danach kann eine Klasse gewählt werden: Der Kommandeur bekommt direkt zum Start ein Gewehr, der Psi-Freak kann einen Energieball schleudern. Eine umfangreiche Einstiegssequenz erläutert die Steuerung und macht den Spieler mit der Hintergrundgeschichte vertraut. „Biomutant“ spielt in einer postapokalyptischen Welt, in der die Menschheit sich durch eine Umweltkatastrophe selbst ausgerottet hat und die mutierten Tiere die letzten Lebewesen sind. Doch jetzt ist auch der Baum des Lebens bedroht, denn Öl strömt aus dem Erdinneren und zusätzlich vergehen sich auch noch fiese Monster an den Wurzeln.
Also die Monster erlegen und den Baum retten? Nicht unbedingt. Denn dem Spieler ist es überlassen, welchem Stamm er sich anschließen will. Den Guten, die den Baum retten wollen. Oder den Bösen, die die Schwachen auslöschen wollen, indem sie den Baum vernichten lassen. Auch im weiteren Verlauf des Spiels hat der Spieler regelmäßig die Möglichkeit, sich für die helle oder die dunkle Seite zu entscheiden.

Umfangreiche Optionen, seinen Charakter zu gestalten

Optisch ist „Biomutant“ sehr gut gelungen: Die Charaktere sind liebevoll gestaltet, die offene Spielewelt ist trotz durchgemachter Apokalypse farbenfroh und ansehnlich. Auch die Auseinandersetzungen haben viel Charme. Bei den Kämpfen erscheinen nach Treffern comicartige Schriftzüge über den Gegnern, bei denen man sich an die „Batman“-Serie aus den 1960er-Jahren erinnert fühlt. Zack! Kapow! Auch die Möglichkeiten, seinen eigenen Charakter und dessen Ausrüstung im Laufe des Spiels individuell zu gestalten, sind sehr umfangreich.

Also ein rundum gelungener Titel? Leider nein. Vor allem die Missionsstruktur enttäuscht, denn viele Aufgaben beschränken sich auf „Sammele Anzahl X von Gegenstand Y ein“. Die häufig auftauchenden Rätsel sind meist sehr simpel. Die Welt ist zwar riesig und sehr schön, aber an manchen Stellen ein wenig leer. Und beim Kampfsystem fehlt es an Balance, meist ist es einfacher, sich aus den Scharmützeln rauszuhalten und aus der Distanz mit einem Gewehr zu hantieren. Kurzum: Es fehlt an Feinschliff, der aus einem guten einen herausragenden Titel gemacht hätte.

20 Spieleentwickler

Doch auch wenn nicht alles gelungen ist, so gebührt den Entwicklern von Experiment 101 ein großes Lob. Einen so ambitionierten Titel mit einem Team von 20 Leuten auf die Beine zu stellen, ist aller Ehren wert. An manchen Stellen wäre es besser gewesen, den Umfang ein wenig zu straffen, um Wiederholungen zu vermeiden. Dennoch bleibt „Biomutant“ ein Spiel, das nicht nur Fans von Action-Rollenspielen Freude bereiten dürfte.

Infos zum Spiel:

„Biomutant“ wurde von Experiment 101 entwickelt und wird von THQ Nordic vertrieben.
Es ist erhältlich für Playstation 4, Xbox One und PC und kostet ca. 50 bis 60 Euro.
Die USK-Freigabe lautet: ab zwölf Jahren.