Bochum. Lars Banhold liebt Comics seit seiner Kindheit. Für ein Seminar an der Uni schaute der 26-jährige Bochumer dem Fledermaus-Mann hinter die Maske. Daraus wurde später erst die Bachelorarbeit und dann ein ganzes Buch





Fledermaus, schwarzer Rächer, Helfer der Unterdrückten und Beschützer der Schutzlosen – seit 69 Jahren streift Bruce Wayne bereits als „Batman” nachts durch die Straßen von Gotham City und bekämpft das Böse. In dieser Woche startet in den deutschen Kinos die neueste Verfilmung „The Dark Knight” mit Christian Bale in der Rolle des maskierten Helden.

Lars Banhold (26) hat Batman hinter die Maske geschaut und im Rahmen eines Komparatistikseminars an der Ruhr-Universität Bochum Forschungen zu der berühmten wie beliebten Comic- und Filmfigur angestellt. Erst für eine Hausarbeit, dann für seine Bachelorarbeit. Für beide gab es die Traumnote 1,0 – was den Bochumer ermutigte, aus dem Stoff ein ganzes Buch zu machen. In „Batman – Konstruktion eines Helden” deckt Banhold auf, dass Batman-Erfinder Bob Kane bei der Erschaffung des dunklen Ritters ganz gehörig bei anderen Heldenfiguren abgekupfert hat.

„Die Idee des reichen Mannes, der sich eine zweite Identität zulegt und gegen das Böse kämpft, hat es lange vor Batman gegeben”, sagt Banhold, der Batman in einen literaturhistorischen Kontext einzuordnen versuchte und unzählige Bücher nach vergleichbaren Mustern durchforstete. An der Spitze der langen Reihe der Batman-Vorgänger sieht er Alexandre Dumas' „Graf von Monte Christo” (1844/46). Erheblichen Einfluss – insbesondere, was die Maske angeht – habe auch ein gewisser Don Diego Vega, besser bekannt als „Zorro”, gehabt. „Es gibt in den Batman-Comics viele Verweise darauf: unter anderem, dass Bruce Wayne Zorro-Fan ist.” 

Die Farbe des Kostüms

Selbst Batmans schmuckes Kostüm und sein wehender Umhang ist Banhold zufolge nur geklaut: und zwar von dem ein Jahr älteren Comic-Kollegen Superman (1938 erstmals in Erscheinung getreten). Apropos Kostüm und Umhang: Beim „Studieren” zahlreicher Batman-Comics ist Lars Banhold einem kuriosen System auf die Schliche gekommen: „Immer dann, wenn die Story familientauglich sein soll, ist Batmans Kostüm in einem hellem Grau gehalten und die Ohren sowie der Umhang sind extrem kurz. Ist die Geschichte jedoch brutaler und härter, ist das Kostüm viel dunkler und die Ohren und der Umhang länger”, erklärt er. Die bislang düsterste und gruseligste Version des edlen Fledermaus-Mannes habe übrigens der Amerikaner Kelley Jones gezeichnet: Sein Gothic-Batman, sagt Lars Banhold, habe ein fast zwei Meter langes Cape gehabt.

Der Kleidung von Batman räumt Banhold in seinem rund 92-seitigen Buch viel Platz ein: von den lila-blauen Strumpfhosen in der TV-Serie aus den 60er-Jahren bis hin zum sexy-coolen Latexanzug in den bislang sechs Kinoverfilmungen. Oder wie der Autor es formuliert: „Ein eng anliegender Ganzkörperdress, der eine enorme, geradezu ,riefenstählerne' Fleischlichkeit ausdrückt. Das Kleidungsstück überdeckt nicht den vor maskuliner Macht strotzenden Körper, sondern umschließt ihn wie eine zweite Haut, um ihn so noch mächtiger erscheinen zu lassen. Nur der Schritt wird von der befremdlichen Über-Unterhose bedeckt, welche den sexuellen Aspekt dieser Körperasthetik zu schmälern versucht.” Diese Über-Unterhose (also eine Unterhose, die Batman aus welchen Gründen auch immer über der Strumpfhose trägt), ist in den Kinofilmen allerdings verschwunden, hat Lars Banhold beobachtet. 

Früher habe ich lieber Yps-Hefte gelesen

Mit Comics ist Banhold seit seiner frühesten Kindheit aufgewachsen: Der Vater ist Asterix-Fan, die zwei älteren Brüder sind ebenfalls comicvernarrt. Mit Batman hatte er zunächst kaum etwas am Hut. „Früher habe ich lieber Yps-Hefte und Walt Disney's Lustige Taschenbücher gelesen.” In den 90er-Jahren änderte sich das: Mit den ersten Kinoverfilmungen von Batman wurden auch die Comics neu aufgelegt – und Lars Banhold geriet in den Bann der Fledermaus. Heute besitzt er insgesamt rund 300 Comics, darunter unzählige Batman-Exemplare. Aktuell arbeitet der 26-Jährige übrigens an seiner Dissertation. Mit Batman hat sie allerdings nichts zu tun, sondern mit afro-amerikanischer Litaratur.