Essen. Die Blind Auditions von „The Voice of Germany“ zeigen, warum Liveshows nicht mehr das Nonplusultra im Fernsehen sind. Die Dramaturgie ist bis ins kleinste Detail geplant. So gab es zum Schluss der fünften Blind Audition den bisher emotionalsten Moment der vierten „The Voice of Germany“-Staffel.

Es gab Zeiten, da waren Live-Formate wie etwa „Wetten, dass..?“ das Nonplusultra in der deutschen Fernsehunterhaltung. Auch die Liveshows von „Deutschland sucht den Superstar“ hatten in den ersten Staffeln enorme Einschaltquoten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Zu langatmig und zu wenig Tempo in der Dramaturgie lassen die Zuschauerquoten rapide sinken. Die Folge: DSDS und „The Voice of Germany“ haben die Zahl der Liveshows reduziert.

Die Castings dagegen haben mittlerweile eine so perfekte Dramaturgie, dass sie der eigentliche Erfolgs-Garant für ein Format sind. So ist auch bei „The Voice of Germany“ kein zeitlicher Ablauf in den Blind Auditions zu erkennen. Die Coaches als einzig beständiges Element vermeiden es fast völlig auf Details außerhalb des Auftritts eines einzelnen Kandidaten einzugehen.

Wichtigste Elemente sind das erste und letzte Talent

So kann die Regie von ProSieben und Sat.1 aus weit über 100 Talenten sieben Blind Auditions zusammenschneiden, die alles enthalten, was „The Voice of Germany“ ausmacht: Von den perfekten 90 Sekunden bis zur herben Enttäuschung. Und alles in einer Abfolge, die die Zuschauer selbst bei mehrfach über zehn Minuten Werbung und Programmhinweisen am Bildschirm hält. Aus zahlreichen Kameraeinstellungen kann jeweils die passende Mimik und Gestik der Coaches ausgewählt werden, während Rea Garvey, Samu Haber, Stefanie Kloß, Smudo und Michi Beck noch mit dem Rücken zur Bühne sitzen und nur den Stimmen lauschen.

The Voice of Germany - 
Patrick Jakucs

Foto: ©  SAT.1/ProSieben/Claudius Pflug
The Voice of Germany - Patrick Jakucs Foto: © SAT.1/ProSieben/Claudius Pflug

Wichtigste Elemente jeder Blind Audition sind das erste und das letzte Talent. Der Auftakt muss den Fernsehzuschauer fesseln, begeistern und überraschen. Am Donnerstag übernahm Patrick Jackucz diesen Part. Der 21-jährige aus Geislingen wird in dem kurzen Trailer als cooler Breakdancer vorgestellt. Auf der Bühne überrascht Jackucz als gefühlvoller Balladen-Sänger, der sich als Krönung für seinen Auftritt an ein Klavier setzt. Den Zuschlag für das vielversprechende Talent erhalten „Die Fantastischen Zwei“ Michi Beck und Smudo.

Rene Nocon beschert emotionalsten Moment der vierten Staffel

An das Ende der fünften Blind Audition setzen die Macher den bisher emotionalsten Augenblick der vierten Staffel von „The Voice of Germany“. Für diesen sorgt der 39-jährige Hamburger Rene Nocon, bei dessen Auftritt alle vier Coaches auf den Buzzer drückten, damit sich ihr Stuhl zur Bühne dreht.

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Mit „Reden ist Silber“ von Philipp Poisel rührt er nicht nur Coach Stefanie Kloß zu vielen Tränen. Die Silbermond-Sängerin bringt kaum einen Ton heraus: „Du hast diese Intimität zwischen den Zeilen beibehalten. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der das so auf Deutsch gesungen hat“. Im Kampf um das Talent für sein Team sieht Rea Garvey schon seine Chancen schwinden: „Wenn Frauen weinen, was soll man dagegen machen?“.

Doch für alle völlig überraschend entscheidet sich Rene Nocon für das Team von Samu Haber. „Samu ist der Beste für mich“, sagt der Hamburger Kiez-Musiker und begründet auch die Absage an Stefanie Kloß: „Frauen, die weinen, wenn ich singe, würde ich lieber daten.“ Über das Team des Finnen will sich Nacon seinen größten Traum erfüllen. Dabei handelt es sich nicht um den Titel „The Voice of Germany“. Nach seiner Scheidung hatte Nocon den Kontakt zu seinem Sohn verloren: „Das war der größte Fehler meines Lebens. Ich hoffe, dass er mich in der Show sieht und stolz auf mich ist.“

Samu Haber lässt seinen Charme spielen

Zwischen diesen Eckpfeilern der fünften Blind Audition bleibt unter anderem der Auftritt von Johannes Holzinger (22) hängen. „Wer sich den knödeligen Grönemeyer raussucht und so schön singt, ist ein Kracher“, lobt Smudo den jungen Grazer. Zum Entsetzen der Fantas gehen die Rapper auch hier leer aus, und Samu Haber kann einen weiteren starken Sänger in seinem Team begrüßen.

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Der Finne besitzt vor allem bei den weiblichen Kandidatinnen mit seinem Charme eine Trumpfkarte. „Wenn Samu sich umdreht ist alles egal“, kündigt Floriana Imiri bereits vor ihrer Blind Audition an. Als der „Sunrise Avenue“-Frontmann tatsächlich für die 22-Jährige buzzert, schmilzt sie schier dahin, … und sinkt anschließend in seine Arme.

Einmal helfen dem Finnen aber auch seine blauen Augen nicht. Um die Stimme von Camilla Daum aus Bocholt kämpfen die Coaches wie die Löwen. „Ich habe voll Bock auf deine Stimme, du brauchst eine Frau an deiner Seite“, sagt der einzig weibliche Coach Stefanie Kloß. „Du hast das Timing und die Treffsicherheit in den Tönen – jetzt brauchst du Erfahrung an deiner Seite“, wirbt Michi Beck um die 19-Jährige.

Kampf um „die Waffe“ bei „The Voice of Germany“

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„Du weißt gar nicht, was du mit deiner Stimme für eine Waffe hast“, schwärmt Rea Garvey und spielt seinen größten Trumpf bei „The Voice of Germany“ aus: „Ich bin hier der einzige, der diese Show schon gewonnen hat“. Mit „Himmel, Arsch und Herr Garvey“ und „Rea ist manchmal ein bisschen flip-flop“, versucht Samu Haber seinen Konkurrenten zwar noch herunterzuputzen. Doch der Ire hatte bei Camillia Daum längst gewonnen: „Er hilft mir, mich zu festigen“, begründete sie ihre Entscheidung für Rea Garvey.

Noch werden zwei Blind Auditions auf Sat.1 (Freitag, 24. Oktober) und ProSieben (Donnerstag, 30. Oktober) ausgestrahlt – dann stehen die Teams der Coaches bei „The Voice of Germany“ fest. Dann geht es für die insgesamt 64 Talente in die Battles. Auch diese sind übrigens bereits abgedreht und werden den Fans der Musikshow in der typischen Dramaturgie geliefert.