Mainz.. Zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls hat sich die “Soko Leipzig“ einiges vorgenommen. Hübsch ist die Idee, eine Folge des alten “Polizeirufs“ weiterzuerzählen. Krimi-Held damals wie heute: Andreas Schmidt-Schaller. Bleibt die Frage: Wie gut funktioniert der Film auf zwei Ebenen?
Eine gute Serie ist kein Selbstläufer. Das gilt sogar für ein Erfolgsprodukt wie die „Soko Leipzig“ (ZDF, 21.15 Uhr). Immer wieder muss das Interesse neu geweckt werden. Dazu eignen sich Specials. In diesen Tagen drängt sich für die Sachsen-Fahnder um Hajo Trautzschke (Andreas Schmidt-Schaller) ein Anlass geradezu auf: das 25-jährige Jubiläums des Mauerfalls. Für die künstlerische Umsetzung hatte die Produktionsfirma Ufa Fiction eine brillante Idee.
Das Drehbuch-Trio Jeanet Pfitzer, Frank Koopmann und Roland Heep entwickelte einen Fall, der seinen Ursprung in den letzten Jahren der DDR hat. Ende 80er-Jahre waren "zwei Schwestern" (Episodentitel) in einen folgenschweren Unfall verwickelte. Sie saßen in einem Wartburg, der nach einer Kollision mit einem Brückenpfeiler in Flammen aufging. Dabei kam ausgerechnet der Mann ums Leben, um den beide Frauen buhlten. Beate (Therese Hämer) und Angelika (Eleonore Weisgerber) kamen mit dem Leben davon. Allerdings zahlte Beate einen hohen Preis: Seit dem Unfall ist sie querschnittgelähmt.
Regisseur Giovinazzo als eleganter Problemlöser
Raffinierter Dreh der Geschichte: Die Hintergründe des Dramas wurden nie geklärt. Der ermittelnde Beamte war Hajo Trautzschke. Und genau der hat erneut mit den beiden Damen zu tun. In ihrem Auktionshaus wurde Porzellan gestohlen – der Auftakt zu einer Kette von Erpressung und Gewalt.
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Hat der aktuelle Fall etwas mit dem Rätsel der Vergangenheit zu tun?
Das Problem, DDR-Geschichte zu bebildern, löst Regisseur Carmine Buddy Giovinazzo sehr elegant. Er greift aufs Fernseharchiv zurück und spielt Szenen aus einem alten DDR-„Polizeiruf“ ein, die den jungen Schmidt-Schaller zeigen. Damit die Erinnerungsblitze optisch erkennbar sind, haben die digital bestens aufbereiteten Bilder einen Grünstich.
Action, Psychologie und Historie
Der Krimi selbst nimmt sich viel vor. Action-betonte Einlagen betonen die körperlichen Qualitäten von Trautzke-Schwiegersohn Jan Maybach (Marco Girnth). Die Auktionshaus-Story erzählt davon, dass es auch im Osten ein gut bürgerliches Milieu gibt. Der Blick in die Vergangenheit bedient ein historisch interessiertes Publikum. Im Mittelpunkt aber steht ein Frauenhaushalt, der auf verhängnisvolle Weise von Rollstuhl-Fahrerin Beate dominiert wird. Sie scheint ihre Familie – der Psycho-Aspekt des Krimis – nach Belieben zu manipulieren. Aber warum?
Das sind selbst für 90 Minuten viele Aspekte. Zu viele Aspekte. Der Krimi verrennt sich. Am Ende kann er nur bedingt halten, was er am Anfang versprach.