Essen. Der ARD-„Montags-Check“ hat sich am Montagabend den beliebten Möbelriesen Ikea vorgeknöpft. Das Fazit ist alles andere als positiv: Die Möbel seien oft überteuert, das Einkaufen im Lager-Labyrinth oft Stress. Auch die Billy-Regalbretter seien dünner als früher und die Schrauben kürzer, heißt es.

Mit dem Marken-Check ist der ARD das Kunststück gelungen, ein neues Sendeformat erfolgreich beim Zuschauer und bei der Kritik zu etablieren. Deshalb hat das Erste die in Ehren ergraute Ratgeber-Reihe aus der Frühzeit des Fernsehens in Rente geschickt und legt den zum Montags-Check erweiterten Marken-Check direkt hinter die Tagesschau. Zum Start hat sich die verantwortliche WDR-Redaktion einen dankbaren Gegner ausgesucht: Ikea muss zum Elch-Test antreten – und fällt erwartungsgemäß um.

Den schwedischen Discount-Möbelhändler hatte man bereits vor drei Jahren einmal unter die Lupe genommen. Damals gab es ergreifende Enthüllungen über die heimliche Produktion von Möbeln, die von Zwangsarbeitern in der DDR gefertigt werden mussten. Diesmal hat die Redaktion den Weg einer Kommode zurückverfolgt, die angeblich für Ikea im Baltikum gefertigt wird. Tatsächlich kommt sie aus Weißrussland, der letzten lupenreinen Diktatur in Europa, wo die Holzpreise so niedrig sind wie die Löhne und Gewerkschafter hinter Gittern leben.

Hier knechten die Menschen für Hungerlöhne. Die Arbeiter in der Möbelfabrik halten die verdeckt ermittelnden und filmenden Redakteure für Inspektoren von Ikea und beschimpfen sie sogar wegen ihrer schlechten Arbeitsbedingungen, zum Beispiel wegen der Zwölf-Stunden-Tage. Vernichtendes Urteil der Checker in dem die Sendung abschließenden Kapitel „Fairness“: Vorgetäuscht.

Zuvor hat man in den 45 Minuten bereits erfahren, dass die Billy-Regalbretter dünner sind als früher, die Schrauben kürzer und die Bolzen statt aus Metall aus Plastik, außerdem dass die Billigmöbel mit den vielen lustigen „Ös“ und „Äs“ im Namen oft überteuert und die verschlungen angelegten Ikea-Läden eine Stressfalle sind.

ARD baut Ratgeber-Reihe am Montagabend um

Eine so starke Marken-Check-Folge bekommen auch die vielen Dritten nicht jede Woche zusammen, und deshalb findet sich auch manches gute, alte Ratgeber-Element aus dem Fundus der ARD-Sendeanstalten in der neuen Montags-Reihe. Der Reise-Check erörtert beispielsweise, ob man in Barcelona wirklich die Barcelona-Card benötigt, was vielleicht doch ein bisschen sehr speziell ist.

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Fernsehstarkoch Tim Mälzer schaut jetzt montags im Lebensmittel-Check, was in der Wurst ist, und der freche Haushalts-Check von Yvonne Willicks wandert teilweise vom WDR zur ARD. Und dann gibt es noch den Gesundheits-Check vom Bayerischen Rundfunk mit den ersten Folgen „Volksleiden Rückenschmerz“ und „Bewegung statt Pillen“.

Neu im Programm: der Werbe-Check

Neu im Programm ist der Werbe-Check vom SWR. Die erste Folge war bereits im Südwestfunk zu sehen. Es geht darum, Werbeaussagen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, und dieses Konzept erscheint im TV-Check als wackelig. Oder braucht es eines Beweises, dass Freikletterer ohne Sicherung über dem Abgrund hängend nicht mit dem Smartphone auf den Seiten der Deutschen Bahn herumsurfen? Oder glauben Sie wirklich, dass man mit ein paar Tropfen Uhu auf dem Dach ein Auto anheben kann? Eben.

So festigt sich der Eindruck, dass der wöchentliche Montags-Check das Konzept des Marken-Checks verwässert. Oder ist es dem Zuschauer egal? – Genauso wie dem Ikea-Junkie, der in die Kamera sagt: „Andere gehen Schuhe kaufen, ich fahr zu Ikea und kauf ein Paket Servietten.“