Essen. . Der WDR startet einen vierteiligen „Markencheck“, montags um 21 Uhr. Den Anfang macht ein Beitrag über Ikea. Ist der schwedische Möbelkonzern auf dem Holzweg?

Im Werbeclip hüpfen glückliche Kinder beim Mittsommerfest über sattgrüne Wiesen, in der Filiale werden die Kunden von Plakaten aus geduzt. Botschaft: Das schwedische Möbelhaus Ikea steht für gute Stimmung, für familiär und fair. Doch stimmt das? Mit welchen Maschen versucht das Unternehmen seine Kunden zu verführen, und wie verhält es sich gegenüber seinen Mitarbeitern und der Umwelt?

Genau diese Fragen nimmt die am Montag startende Reihe „Markencheck“ (21 Uhr, WDR) unter die Lupe. In 45 informativen wie kurzweiligen Minuten erfahren Verbraucher, ob das Holz der Ikea-Tische illegal abgeholzt wird, wie viele Umzüge ein Kleiderschrank überlebt oder wie viel ein Verkäufer monatlich verdient.

Mächtigen Wirtschaftsunternehmen auf die Finger schauen und Markenversprechen kritisch hinterfragen – das seien die Ziele der neuen Reportagereihe, erklärt WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn gegenüber dieser Zeitung. „Am Ende jedes Films steht ein Check-Urteil, das uns die Möglichkeit gibt, unser persönliches Konsumentenverhalten zu überprüfen.“

Irgendwie Spaß

Beim Kriterium „Verführung“ schlüpft man beim Ikea-Einkauf mithilfe von Mini-Kameras in die Rolle von Mutter und Tochter sowie eines jungen Pärchens. Das ist amüsant, weil die Charaktere angenehm authentisch sind, man sich selbst in ihren Kommentaren wieder entdeckt. „Nach dem Einkauf ist man total fertig, aber irgendwie macht es ja Spaß“, wird Testperson Tim sagen. Später, nach knapp einem Kilometer Fußmarsch.

Denn genau so lang ist allein der Hauptweg durchs Möbelhaus, der nur zwei Abkürzungen erlaubt und an dessen Rand bis zu 150 Drahtkörbe mit Kissenbezügen oder Bilderrahmen platziert sind. 40 Prozent des Umsatzes erzielt der Konzern mit diesen kleinen Accessoires, heißt es. Beim Qualitätscheck werden Verkäufer stichprobenartig gefragt, wie lange sie die Aufbauzeit eines Pax-Kleiderschrankes einschätzen – die Angaben schwanken zwischen einem Tag (Filiale Kaarst) und eineinhalb Stunde (Filiale Duisburg). Eine Testfamilie wird später sechs Stunden brauchen.

Interessant ist auch ein Blick in die Vergangenheit: Welche Rolle spielt die DDR in der Ikea-Geschichte? 65 Produktionsstätten sollen laut Stasi-Unterlagen dem Möbelhaus zugeliefert haben, darunter der Volkseigene Betrieb Sitzmöbelwerke Waldheim in Sachsen. Da ist in der Reportage plötzlich die Rede von ausgehebelten Sozialstandards, von „Sklavenarbeit“, die Ikea gebilligt habe, um günstig produzieren zu können. Eine schmallippige Unternehmenssprecherin wird im Beitrag zitiert, das sei 25 Jahre her, „im Alltagsgeschäft nicht präsent.“

Auch wenn das Autorenteam (Christin Gottler, Michael Grytz) an dieser spannenden Stelle leider nur an der Oberfläche kratzt, so überzeugt der „Ikea-Check“ insgesamt durch eine gelungene Balance aus Information, Unterhaltung und einer Prise investigativer Recherche. Jörg Schönenborn hat nicht ganz Unrecht, wenn er sagt: „Ich bin sicher, dass die Markenchecks für reichlich Gesprächsstoff sorgen.“