Essen. Erst Kerners Schummel-Show „Deutschlands Beste“ und jetzt Udo van Kampens einsames Ständchen zum Sechzigsten der Kanzlerin: Das ZDF hat derzeit keinen guten Lauf. Ein Kommentar.

Kampen, Kanzlerin, war da was? Udo van Kampen hatte sich für seine Gesangseinlage die ganz große Bühne ausgesucht. Der alte Brüsseler Fahrensmann des ZDF drängte Angela Merkel ausgerechnet bei der Pressekonferenz zum EU-Gipfel seinen dünn gesungenen Glückwunsch auf. Und niemand sang mit.

Merkel wirkte erst überrascht, dann geschockt. Selten sprach Mimik derart deutlich Bände. Während ein Video der Nachrichtenagentur Reuters den missratenen Auftritt in einer geradezu geschönten Version verbreitet hat, zeigte die britische BBC indes genüsslich das blanke Entsetzen im Gesicht derjenigen, die sich doch über die Liebesgabe hätte freuen sollen.

Die Pressekollegen ließen van Kampen allein

Die Frage, warum van Kampen eine internationale Pressekonferenz mit einer Familienfeier verwechselte, bleibt offen. Fest steht jedoch, dass der erfahrene Korrespondent seine professionelle Distanz verlor und dass der einstige Hobby-Schlagzeuger in jeder Hinsicht den falschen Ton traf.

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So bieder wie anbiedernd: Van Kampen hat es vermasselt. Denn Angela Merkel steht in Europa keineswegs als fürsorgliche Mutter der Kompanie da, sondern eher als kühle Technikerin der Macht. Das Pressecorps ließ van Kampen demonstrativ allein. Schlechtes Ständchen, schlechtes Standing. Doch nicht nur der sangesselige Mainzelmann wurde von den Kollegen abgestraft, sondern nebenher auch die deutsche Kanzlerin.

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Van Kampen hätte nach Jahrzehnten auf der Brüsseler Bühne wissen müssen, dass Politik und Show-Geschäft eines eint: Gerade bei öffentlichen Auftritten kommt es auf das richtige Timing an.

Viele Gelegenheiten zu weiteren Demonstrationen deutscher Gemütlichkeit wird der Mann aus Bad Kreuznach Gott sei Dank nicht mehr haben. Zum Ende des Jahres geht er in den Ruhestand.