Essen. Das ZDF hat den richtigen Zeitpunkt für den Abschied von Show-Dino “Wetten, dass..?“ vermasselt. Im Rückblick zeigt sich: Der von Frank Elstner erfundene Abend funktionierte nicht ohne Thomas Gottschalk. Markus Lanz war Plan C. Er ließ sich sehenden Auges auf eine „Mission Impossible“ ein.
Mit 33 Jahren, da fängt das Ende an. Sie haben richtig gelesen: Da fängt das Ende an. Markus Lanz und sein Sender haben am Samstag nicht das Ende von „Wetten, dass..?“ verkündet, sondern den Anfang vom Ende. Bis zum Jahresende schleppt sich der Abschied von Europas einstmals erfolgreichster Show dahin. Ob ein langer Abschied auch ein guter Abschied sein wird, steht dahin.
Die Entscheidung steht in einer unseligen Tradition bei „Wetten, dass..?“: Das ZDF hat den richtigen Zeitpunkt wieder einmal vermasselt. Es war der 60. Geburtstag von Thomas Gottschalk.
Vor Jahren schon zeigten Show und Showmaster Abnutzungserscheinungen. Beides stand im Zusammenhang. „Wetten, dass..?“ und Gottschalk waren eine Symbiose eingegangen. Im Rückblick zeigt sich: Der von Frank Elstner erfundene Abend funktionierte nicht ohne den langen Blonden; und der Großmeister des flapsig hingeworfenen Spruchs war am besten bei „Wetten, dass..?“.
Sturz von Samuel Koch hätte Show beenden müssen
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Dass der öffentlich-rechtliche Kindergeburtstag mit internationaler Prominenz seine Zukunft hinter sich hatte, war spätestens dann zu erkennen, als sich RTL traute, „Deutschland sucht den Superstar“ gegen die Show zu programmieren. Vorher war „Wetten, dass..?“ für die Konkurrenz unantastbar. Wenn Gottschalk kam, holten die Mitbewerber die sauersten Gurken aus dem Keller, die gerade noch verfügbar waren. Vorbei.
Gottschalk und seine Truppe versuchten das Privatfernsehen mit den Mittel des Privatfernsehens zu schlagen. Indem sie RTL-Gesichter wie Dieter Bohlen auf die Couch lockten. Indem sie zuweilen peinliche Wetten zuließen. Und indem sie auf Spektakel setzten. Gerade das nahm mit dem fatalen Sturz von Samuel Koch ein böses Ende. Der Unfall des Nachwuchs-Artisten war der zweite Zeitpunkt, die Show zu beenden; das ZDF verpasste ihn.
Als Gottschalk ging, war abzusehen, dass dem nächsten Anfang kein Zauber innewohnen würde. Kein Wunder, dass Thomas Belluts Lieblingskandidat Hape Kerkeling absprang. Kein Wunder, dass Jörg Pilawa abwinkte. Markus Lanz war Plan C. Er ließ sich sehenden Auges auf eine „Mission Impossible“ ein – auf einen unerfüllbaren Auftrag.
Lanz als steifer Moderationsbeamter
Lanz war der komplette Gegenentwurf zu Gottschalk: Statt einer flippigen Rampensau, die in seinen besten Momenten Wurstigkeit und Nonchalance glücklich vereinte, kam ein bienenfleißiger, aber steifer Moderationsbeamter mit Karteikarten. Wenn er locker sein wollte, gingen seine Bemühungen in die Hose. Das durfte wörtlich genommen werden, wie der bedauernswerte Hollywood-Star Gerald Butler erleben musste. Als Wettverlierer musste er sich Eiswürfel in die Hose schütten.
Und das war nicht der einzige Patzer von Lanz. Auch seine witzfreie Co-Moderatorin Cindy aus Marzahn erwies sich als Fehlgriff.
Pleiten, Pech, Pannen und, so schien es, kein Ende: Das führte dazu, dass über Lanz ein Tsunami harter bis bösartiger Kritik hereinbrach.
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Am Samstagabend allerdings, nachdem die Würfel beim ZDF offensichtlich längst gefallen waren, schien es so, als sei von Lanz eine Last abgefallen. Aus der Frage, die zum Start seines Einsatz bei „Wetten, dass..?“ lastete, wurde ein Ausrufezeichen: Lanz kann's.
Wenn er nach einem vermasselten Anfang wenigstens ein gutes Finale hinlegt, verdient Lanz – um seinen blonden Vorgänger zu zitieren – Rrrrreschpekt.