Essen. Trotz und Tränen: Auch die Zuschauer von “Germany's next Topmodel“ mussten beim Heul-Training der jungen Laufsteg-Schönheiten einiges mitmachen. Die “Expression-Edition“ hätten die Macher der Sendung wohl besser “Psycho-Ausgabe“ nennen sollen. Besonders eine der Kandidatinnen zerrte an den Nerven von Model-Mama Klum. Nancy meckerte wegen ungerechter Jobs, langsamer Jury-Entscheide und ihrer Frisur.

Aller Abschied ist schwer. Besonders, wenn er inszeniert ist. „Goodbye am Bahnhof“, so lautet das Thema bei diesem Foto-Shooting. Ein letztes Mal müssen Heidis Mädchen winken, dann rollt der Zug davon. Traurig soll die Szene sein, klar. Am besten wie „Doktor Schiwago“ und „Titanic“ kombiniert.

Das ist keine einfache Aufgabe. Deshalb hat Heidi Klum eine Trainerin engagiert. Es ist die Schauspielerin Nina Franoszek. Vor einigen Jahren hat sie den Grimme-Preis gewonnen, bei „Germany's next Topmodel“ ist sie als Emotionsberaterin angestellt. Sie soll die Nachwuchsmodels zum Weinen bringen, streng schauspielerisch natürlich.

Das Trainingsprogramm erinnert mehr an Psychotherapie. Erster Teil ist eine Mischung aus Ausdruckstanz und „Reise nach Jerusalem“. Dann folgen Lockerungsübungen mit hängendem Unterkiefer, von den Models eher widerwillig befolgt. Nach der „Reise ins ich“ mit geschlossenen Augen müssen sich alle umarmen und auf die Tränen warten. Als Zuschauer hat man spätestens hier den Eindruck, versehentlich die Tür zu einer Selbsthilfegruppe aufgestoßen zu haben.

Der emotionale Overkill ist noch nicht vorbei

Nach dem Tränen-Shooting am Bahnhof ist der emotionale Overkill noch nicht vorbei. Klum hat die Familien und Freunde der Nachwuchsmodels eingeflogen. Nun fließen noch mehr Tränen. Danach hat Co-Juror Thomas Hayo ein Einsehen. Für die nächsten Prüfung dürfen es ein paar Gesichtsausdrücke mehr sein, immerhin befinden wir uns in der „Expression Edition“ von „Germany's next Topmodel“.

Die Aufgabe lautet nun, binnen weniger Sekunden zwischen „glücklich“, „wütend“, „albern“ und anderen Gemütslagen zu wechseln. Das entsprechende Foto-Shooting absolvieren die meisten Mädchen ohne Probleme. Nur Nancy muss sich Kritik gefallen lassen – zu ähnlich sind ihre Gesichtsausdrücke.

Im Rest der Folge versteift sie sich vor allem auf eine Mimik-Variante: beleidigt/wütend. Von der Jury fühlt sich die junge Mutter ungerecht behandelt. Dann folgt auch noch der schwerstmögliche Affront: eine neue Frisur. Mit dem Schnitt ist Nancy überhaupt nicht einverstanden. Das sieht man nicht zuletzt auf dem Laufsteg. „Was war das? Und warum?“, fragt Heidi Klum entgeistert, nachdem ihr Nachwuchsmodel so steif über den Laufsteg geschlurft ist, als wollte sie sich für eine Rolle bei „The Walking Dead“ bewerben.

Patzige Frage verärgert Model-Mama Klum

Am Ende steht Nancy kurz vor dem Rauswurf. Zusammen mit Samantha muss sie um das letzte Foto buhlen. Das Urteil der Jury geht ihr nicht schnell genug. „Sollen wir noch mal rausgehen und wiederkommen, wenn die Entscheidung so schwer fällt?“, fragt die Kandidatin patzig. Klum ist gar nicht amüsiert. Dann schickt sie Samatha in die nächste Runde. Eigentlich müsste das das Ende sein. Doch Klum hat eine Überraschung parat: „Ich habe auch für dich ein Foto, Nancy!“ – „Ich weiß!“, antwortet diese, schnappt sich das Bild und dreht sich zum Ausgang. Klum ist perplex. So etwas hat sie lange nicht mehr gesehen: „Das war für mich wie eine Ohrfeige.“

Auch Thomas Hayo mag jetzt nicht mehr lachen. Hinter der Bühne redet er auf Nancy ein: „Du hast in den letzten fünf Minuten mehr Minuspunkte gesammelt als in den letzten fünf Folgen!“ Für sehr viele mehr wird es kaum noch reichen.