Essen. . Acht Künstler standen beim ESC-Vorentscheid zur Auswahl. Einer wird Deutschland am 10. Mai beim Eurovision Song-Contest in Kopenhagen vertreten. Unter den Kandidaten waren bekannte Bands wie Santiano oder Unheilig. Und einige starke Newcomer. Gewonnen hat am Ende dann das Frauen-Trio Elaiza.

Ja, es ist offiziell: Deutschland hat einen neuen Ohrwurm! Achso, und einen Vertreter beim diesjährigen Eurovision-Song-Contest am 8. Mai in Kopenhagen. Acht Interpreten standen zur Auswahl und konnten von den Zuschauern per Telefon-Voting gewählt werden. Moderiert wurde die Show von einer äußerst unterhaltsamen Barbara Schöneberger. Und gewonnen hat die Drei-Mädels-Band Elaiza.

Blutjunge Newcomer traten beim ESC-Vorentscheid in Köln gegen alte Hasen mit extra angereisten Fanclubs an. David gegen Goliath, möchte man meinen. Einige Davids hätten jedoch lieber die Finger von den Steinen, beziehungsweise Instrumenten gelassen, und wären zuhause geblieben. Zum Beispiel „Das gezeichnete Ich“. Dahinter steht ein Sänger, der sich selbst einen musikalischen Poeten nennt. Von der Poesie kam allerdings bei seinem dünnen Stimmchen und dem noch dünneren Liedchen „Weil du da bist“ nicht viel rüber.

Die perfekte Mischung aus Lena Meyer-Landrut und Loreen

Auch Oceana, die bei der Fußball-EM 2012 den offiziellen Song „Endless Summer“ gesungen hat, enttäuschte. „Thank you“ hieß ihr Titel. „Danke, das wars“ hieß es für sie auch schon nach der ersten Runde.

Eigentlich hat sie alles, was ein ESC-Gewinner braucht: Ein niedliches Gesicht, eine tolle Stimme und ein Lied mit dem Titel „Like Lovers Do“, das in einem Heldenepos die entscheidende Schlacht akustisch untermalen könnte: Madeline Juno. Ja, man kann sagen, sie ist die perfekte Mischung aus Lena Meyer-Landrut und Loreen: Lenas Gesicht und Loreens Musik. Trotzdem wählte sie das Publikum nicht in die zweite Runde.

Ebenso wie „The Baseballs“, eine lustige Rock’n’Roll-Boyband, die Pomade und männliche Hüftschwünge wieder Salonfähig machen möchte. Ihr Titel hieß „Mo Hotta Mo Betta“, was Barbara Schöneberger im Schwäbischen verortet hätte, aber in Wahrheit wohl so etwas wie „More Hotter More Better“ heißen soll. Vielleicht sollte hier noch ein fettes, unterstrichenes und kursives [sic!] stehen. Für diese Übersetzung wird keine Garantie übernommen.

Zum Glück folgten nach Runde eins nur noch Runde zwei und dann eine Endlosschleife Votings und Abstimmungen und Verkündungen. Noch drei Interpreten bekamen kein Foto und durften nicht mit nach Kopenhagen fliegen.

Unheilig hat einen eigenen ESC-Song geschrieben

Allerdings wurde die Luft dünner. Denn gegen so bekannte und beliebte Bands wie Santiano oder Unheilig kommt kaum ein Neuling an. Unheilig hatte sogar extra für diesen Abend, wie Der Graf immer wieder betonte, ja, einzig und allein für diese große Ehre für die Teilnahme am ESC kandidieren zu dürfen, wirklich, nur für diese besondere Gelegenheit, einen neuen Song geschrieben: „Wir sind alle Eins“. Darin geht es um Wege, Sehnsucht und um die „Heimat im Herzen“. Vielleicht bewirbt sich die Band damit demnächst auch für das Musikantenstadl.

Neben Santiano und Unheilig blieben zwei absolute Newcomer übrig: MarieMarie aus Bayern, ein Harfe spielender Pumuckl mit Boy George-Look, und Elaiza, eine Drei-Mädels-Band, die nach eigenen Aussagen Neofolklore spielt. MarieMaries Lieder „Cotton Candy Hurricane“ und „Candy Jar“ klangen weniger süß, als die Titel vermuten lassen, sondern mehr entrückt, elektronisch entrückt, ja poetischer noch als jedes verrückte Ich. Ebenso wirkte die Sängerin mit ihren knallroten Haaren an ihrer grellblauen Harfe. Man vergisst sie jedenfalls nicht so schnell.

Ganz anders Elaiza: Sängerin Elżbieta Steinmetz, die fast so klingt wie Amy Winehouse in ihren guten Zeiten, hüpfte über die Bühne, daneben ihre Bandkolleginnen Yvonne Grünwald und Natalie Plöger mit einem Kontrabass und einer Ziehharmonika. Kaum in die zweite Runde gewählt, überwältigte die Drei fast die Rührung: Mit so viel Applaus hatten die Sängerinnen, die beim ESC-Clubkonzert direkt von den Zuschauern in den Vorentscheid gewählt worden waren, nicht gerechnet. Ihre Songs hießen „Is It Right“ und „Fight Against Myself“.

Alt gegen Jung. Fanscharen gegen Facebookfreunde.

Letztlich standen sich im Finale Alt und Jung gegenüber. Nummer-Eins-Album gegen erste Single. Echo gegen Seepferdchen. Fanscharen gegen Facebookfreunde. Unheilig gegen Elaiza.

Tja, dieser David versteht sein Handwerk. Beim ESC gewinnt, wer die Masse sofort begeistert, und dafür nicht erst 10 Jahre braucht. Elaiza haben das mit nur zwei Liedern geschafft. Und „Unser Song für Dänemark“ heißt „Is It Right“. Der wurde an diesem Abend so oft gespielt, dass er spätestens am Montag ein Ohrwurm und Top-Ten-Platz in den deutschen Single-Charts sein dürfte.

Am 10. Mai wird es dann ernst für Elaiza beim ESC in Kopenhagen, der größten Musikshow Europas. Oder wie Barbara Schöneberger es umschrieb: „Ich bin mir sicher, das wird wieder eine Mischung aus Christopher Street Day und katholischem Jugendtag.“