Frankfurt. . Ziemlich beste Feindinnen: Das sind Senta Berger und Cornelia Froboess in der ARD-Tragikomödie „Almuth & Rita“. Schnösel-Dentistin Almuth putzt Putzfrau Rita herunter – dabei mag sie sie. Wird die Widerspenstige gezähmt, kann eine Frauenfreundschaft entstehen?
Ursprünglich hieß der Film „Freundinnen“. Das Erste tat aber gut daran, den Titel der Tragikomödie zu ändern. Denn tatsächlich sind „Almuth und Rita“ (ARD, 20.15 Uhr) zunächst ziemlich beste Feindinnen. Erst langsam wird aus inniger Hassliebe eine Frauenfreundschaft.
Der Film von Nikolai Müllerschön (Regie) und Brigitte Blobel (Drehbuch) erzählt vom Beginn des dritten Lebensabschnitts. Dieses Thema kommt auf die Baby-Boomer unausweichlich zu, wenn sie sich damit nicht schon konkret auseinandersetzen müssen.
Blobel setzt bei den Figuren auf Deutlichkeit
Zahnärztin Almuth (Senta Berger) erlebt, dass Ruhestand keineswegs Stillstand bedeutet, sondern eine neue Phase der Veränderung einläutet. Sie stellt schmerzhaft fest, dass Arbeit ihrem Leben einen Sinn gab. Mehr noch: Der Job war Almuths einziger Lebensinhalt. Deshalb empfindet sie ihre neue Freizeit als Last und Leere. Die schon als Praxis-Chefin herrische Frau verwandelt sich vollends in eine Nervensäge. Almuth nervt Mutter und Tochter. Am meisten aber putzt die frühere Dentistin die Putzfrau herunter: Rita (Cornelia Froboess).
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Drehbuch-Autorin Blobel setzt bei den Figuren auf Deutlichkeit, ja Überdeutlichkeit. Sie schuf ein Gegensatz-Paar von maximalem Kontrast: Medizinerin trifft auf Putzfrau, Schnösel-Hochdeutsch trifft auf Berliner Schnauze, Kopf trifft auf Bauch. Die beiden Publikumslieblinge Senta Berger und Cornelia Froboess erweisen sich als Bestbesetzung für das ungleiche Paar, das auf dem schmalen Grad zwischen einer auf finanzieller Abhängigkeit begründeten Beziehung und, ja, einer Frauen-Freundschaft wandelt. Cornelia Froboess’ bodenständige, schlagfertige Putzfrau kann sich der Sympathie ihres Publikums sicher sein. Umgekehrt appelliert jede Krise der feinen Dame an Schadenfreude. Senta Berger verrät ihre Rolle in keiner Sekunde. Mehr noch: Gleich zu Beginn signalisiert die Art, wie sie mit ihrem einstigen Verehrer (Wolfram Berger) spricht, dass ihr kühler Ton große Verletzlichkeit tarnt.
Die frohe Botschaft: Glück ist auch im Alter möglich
Während Rita als taffe Ossi-Frau bestenfalls eine Type bleibt, erzählt der Läuterungsfilm die Geschichte von Almuths Wandlung. Die Botschaft lautet: Auch wer seine Gefühle eingesperrt hat, kann sich im Alter noch wandeln und damit Glück erleben. Das gilt für Familie, und selbst eine neue Partnerschaft scheint möglich. Eine nicht unbedeutende Rolle bei der Widerspenstigen Zähmung spielt Ritas verspielter Zauselhund „Pankow“.
Gut, dass der Film am Ende keine Illusionen weckt. Es reicht, dass er Hoffnung macht.