Petition gegen Petitionen - Dieter Nuhr hilft Markus Lanz
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Essen. Der Kabarettist Dieter Nuhr startet eine Online-Petition gegen Online-Petitionen - eine Reaktion auf tausende Unterschriften gegen ZDF-Moderator Markus Lanz. Was Nuhr sich davon verspricht? Nichts, aber das sei ja auch nicht weniger, als bei den ganzen anderen Petitionen herauskomme.
Unerwarteter Beistand für den angeschlagenen ZDF-Moderator Markus Lanz: Nach dem sich Hunderttausende in einer Online-Petition für die Absetzung seiner Sendung ausgesprochen haben, hat nun der Berliner Piratenpolitiker Christopher Lauer eine Petition für Lanz gestartet. Auch der Kabarettist Dieter Nuhr springt Lanz zur Seite - mit einer Online-Petition gegen Online-Petitionen
In seiner ironisch gehaltenen Petition erklärt Nuhr, er wolle "zum König des Internets" ausgerufen werden und dann bestimmen dürfen, "wer sich äußern darf und wer nicht". Da heute jeder mit ein paar Klicks Online-Petitionen starten und sich anonym äußern könne, seien "der digitalen Mobbildung" keine Grenzen mehr gesetzt.
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Die Anonymität des Internets führe zur "Bildung eines unzivilisierten öffentlichen Raumes, vergleichbar mit den rechtsfreien Räumen der prähistorischen Gesellschaften", hieß es in den Aufruf.
Digitale Erregung als Fortschritt
Auf Nachfrage legte Nuhr nach: "Wir sind in ständiger Empörung, obwohl wir in einer der erfolgreichsten Volkswirtschaften der Erde leben, mit dem höchsten Grad an Freiheit und riesiger sozialer Sicherheit". Er reise viel, da habe er anderes kennengelernt. Sein Eindruck sei, der Mensch komme ohne Erregung nicht aus, deshalb sei diese wohl notwendig. "Früher knüpfte die Masse irgendjemanden vor dem Stadttor auf. Heute passiert das digital. Das ist ein Fortschritt."
Die Idee für die Petition sei ihm spontan unter der Dusche gekommen, innerhalb weniger Minuten habe er sie aufgeschrieben - und dann vergessen, "bis sich die Reaktionen überschlugen".
"Gegen digitales Mobbing, binäre Erregung und Onlinepetitionswahn"
Denn Nuhrs Aufruf unter dem Motto "Gegen digitales Mobbing, binäre Erregung und Onlinepetitionswahn", die er am Sonntag startete, wurde schon wenige Stunden später von der Plattform "openPetition" gelöscht. Sie habe die Nutzungsbedingungen missachtet, erklärte das Portal.
"Meine so schön formulierte Onlinepetition wurde aus Gründen freier Meinungsäußerung gesperrt", schrieb Nuhr auf seiner Facebook-Seite. Mittlerweile hat ein Nutzer eine weitere Petition eröffnet: "Für den Erhalt von Dieter Nuhrs Petition".
220.000 Menschen unterschreiben Petition gegen Markus Lanz
Die Petition gegen "Wetten, dass..?"-Moderator Lanz hatte eine Fernsehzuschauerin vergangenen Woche gestartet, nachdem dieser in seinem Lanz-Talk Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht im Gespräch hart angegangen hatte. Die Aktion unter dem Motto "Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr!" hatten bis Montag etwa 220 000 Menschen virtuell unterschrieben.
Eine Dynamik, die nun sogar zu einer Veränderung der Nutzungsbedingungen der Plattform geführt hat: Gründer Jörg Mitzlaff kündigte an, dass Petitionen, die sich gegen Personen richten, künftig gestoppt und gelöscht würden. OpenPetition sei kein "Meinungsportal", sondern ein "politisches Werkzeug".
Pirat startet Pro-Lanz-Petition
Der Berliner Piratenpolitiker Christopher Lauer startete am Samstag im Netz eine Gegen-Petition mit dem Titel "Markus Lanz soll mal bitte seine Show so machen wie er will, immerhin ist er ja erwachsen", die bis Montagmittag ein paar hundert Personen unterzeichneten.
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"Die Lanz-Debatte der vergangenen Tage ist doch etwas grotesk", begründete Lauer seine Initiative. "Klar muss man Lanz nicht gut finden, aber bitte, Leute, für sowas wurden weder Internet-Petitionen erfunden noch ist es sinnvoll so viel Zeit für so einen Quark draufgehenzulassen."
Dieter Nuhr hat übrigens seine eigene Methode, um mit der "ständigen digitalen Erregung" klarzukommen, die er in der Gesellschaft ausgemacht hat. Er empfiehlt: Waldspaziergänge. (dor, mit dpa und afp)
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