New York. Mehr als 50.000 Interviews soll er geführt haben - und es kommen ständig neue hinzu: Larry King ist so etwas wie der Mr. Talkshow der Fernsehgeschichte. Auch mit 80 macht der Mann, der jahrzehntelang das US-Fernsehen geprägt hat, noch weiter. Wenn auch im russischen Staatsfernsehen.

Im Vorspann seiner jüngsten Sendung genügen zwei Dinge, und jeder weiß, um wen es geht: Dicke Brille und rote Hosenträger. Larry King hat sich mit Äußerlichkeiten unverwechselbar gemacht, aber auch mit seinem Interviewstil, mit dem er mehr als 50.000 Menschen befragte. Seit 56 Jahren interviewt Larry King Könige und Präsidenten, Wirtschaftskapitäne und Pleitiers, Stars und Kurzzeitberühmtheiten. Jetzt wird er 80.

Angeblich sorgte eine Alkoholreklame 1957 für einen der bekanntesten Namen des Fernsehens: Weil einem Radiosender Lawrence Harvey Zeiger viel zu kompliziert war, suchte der junge New Yorker einen neuen Namen. Eine Reklame von "King's Wholesale Liquor" lag auf dem Tisch, und so nannte sich der 23-Jährige fortan Larry King. Als CNN 1985 die neue Talkshow ins Programm hob, war er so bekannt, dass sie einfach seinen Namen bekam: "Larry King Live".

25 Jahre als Plauder-Legende mit rauchiger Stimme

25 Jahre lief sie und wurde eine Legende. Mit rauchiger Stimme saß King hinter seinem altertümlichen Mikrofon (eine Attrappe), und befragte all die, die in der Welt etwas zu sagen hatten. Die Kritiker haben Recht, der unbequeme, nachbohrende Journalist war er nie, eher der nette Plauderer. "Larry King" war Unterhaltung, nicht Aufklärung.

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Vielleicht kamen sie auch deshalb alle. Die Führer Israels, Jordaniens und der Palästinenser - Izchak Rabin, König Hussein, Jassir Arafat, Michael Jackson oder diverse US-Präsidenten. Legendär ist ein Streitgespräch zwischen US-Vizepräsident Al Gore und dem gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Ross Perot. Zwei Politiker reden über die Freihandelszone Nafta - und es wird ein Quotenknüller. Satte 13 Jahre hielt der Rekord.

Kritische Fragen mussten nicht einmal Diktatoren fürchten

Aber kritische Fragen musste nicht einmal Libyens damaliger Diktator Muammar al-Gaddafi befürchten. Auf die Palme brachte King nur den Komiker Jerry Seinfeld mit der Frage, ob dessen Sendung eigentlich abgesetzt wurde. "Abgesetzt? Ich? Weißt Du eigentlich, wer ich bin?", fragte der Rekordkomiker. "Klar", antwortete King, "der jüdische Junge aus Brooklyn, oder?".

King ist selbst ein jüdischer Junge aus Brooklyn. Achtmal war er verheiratet, ganz wie Elizabeth Taylor. Dabei heiratete er eine Partnerin zweimal - auch wie die Taylor. Seinen ersten Sohn lernte er erst kennen, als der schon jenseits der 30 war. Seiner sechsten Frau soll er den Antrag schon bei der ersten Verabredung gemacht haben. Mit seiner achten Frau - Shawn ist die Mutter der zwei jüngsten seiner fünf Kinder - lieferte er sich eine öffentliche Scheidungsschlacht, bevor sie sich dann doch wieder versöhnten.

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Der Moderator hat seit langem Herzprobleme

King hatte die 26 Jahre jüngere Shawn 1997 ganz in Weiß geheiratet - in seinem Krankenzimmer vor einer Herzoperation. Der Moderator hat seit langem Herzprobleme, dennoch machte er seine Sendung bei CNN weiter - jeden Tag! Als er Ende 2010 abtrat, gratulierte selbst Barack Obama: "Du bist ein Gigant der Fernsehgeschichte. Von Kermit, dem Frosch, bis zu amerikanischen Präsidenten - alle waren sie bei Dir und Du hast uns die Augen geöffnet."

King hat zwar aufgehört, im Ruhestand ist er noch nicht. Für CNN macht er gelegentlich noch etwas, auch für andere Sender. Und seit dem Sommer hat er sogar wieder eine regelmäßige Talkshow, viermal die Woche - im russischen Staatsfernsehen! "Larry King Now" heißt sie und weiter befragt der alte Mann seine Gäste - natürlich mit dicker Hornbrille und Hosenträgern. (dpa)