London. .

Der Brite Piers Morgan hat an seinem Image gearbeitet und tritt jetzt die Nachfolge von Talk-Ikone Larry King an. Piers Morgan ist ab Dienstag, 18. Januar, um 21 Uhr bei CNN zu sehen.

Er hat Premierminister Gordon Brown zum Weinen gebracht, Susan Boyle zu Weltruhm katapultiert und erbt jetzt die Hosenträger von Talkshow-Ikone Larry King: Der Brite Piers Morgan übernimmt dessen legendäre CNN-Sendung. Für den Job hat das fieseste TV-Großmaul der Insel hart an sich gearbeitet – und seinen inneren Rüpel zu einem taktvollen Gentleman kultiviert.

Wer Piers Morgan schon einmal vor der Kamera erlebt hat, dürfte sich wundern, wenn er am 18. Januar um 21 Uhr CNN Deutschland einschaltet: Da sitzt ein smarter, netter und charmant-schlagfertiger 45-Jähriger und entlockt Profi-Kollegin Oprah Winfrey einige sehr private Details. Und zwar mit Feingefühl, nicht der verbalen Wucht, für die Morgan berühmt-berüchtigt ist. Doch man soll sich nicht täuschen: Der Brite schätzt James Bond vor allem für seine Unberechenbarkeit: „Gerade, wenn man glaubt, er sei dein bester Freund, dann schießt er.“ Er laufe jedenfalls keine Gefahr, nur ein Larry King Junior zu werden: „Larry hatte eine weiche, angenehme Art“, sagt Morgan, „das kann ich von mir nicht behaupten. Aber ich will keine Gäste verschrecken“.

Intensive, persönliche Interviews

CNN setzt mit „Piers Morgan Tonight“ auf intensive, persönliche Interviews mit Menschen, die im Fokus der Nachrichten stehen. „Mir ist es wichtig, dass dabei Gefühle transportiert werden“, sagt Morgan, „egal, ob Tränen, Lachen, Wut oder Leidenschaft.“ Schon einmal ist ihm das meisterhaft gelungen – und zwar ausgerechnet bei einem Politiker, der als glanzloser und schwerfälliger Roboter gilt: Ex-Premier Gordon Brown erzählte Piers Morgan in einem Fernseh-Interview, warum er sich in seine Frau verliebt hat und – unter Tränen – wie seine neugeborene Tochter gestorben ist.

Gordon Browns telegene Menschwerdung hätte dem damaligen Premier 2010 fast doch noch einen Wahlsieg beschert; für Piers Morgan war es der große TV-Durchbruch, die wundersame Wandlung des englischen Dieter Bohlen, der Susan Boyle in „Britain’s Got Talent“ verspottete, hin zum einfühlsamen Interviewer. „Talkshows bestehen heute fast nur noch aus Schlagabtausch, Musik und der Inszenierung des Moderators“, kritisiert Morgan, „ich hingegen plane einen Dialog, in dem Menschen ihre echte Geschichte erzählen.“

Die Chancen stehen gut, dass Piers Morgan die zuletzt abwärts trudelnde Quote der Larry-King-Show drehen kann. Als Raubein vom Dienst ist er beruflich mit allen Wassern gewaschen: Morgan fühlt sich an der Seite von Paris Hilton so wohl wie beim Dalai Lama und läuft bei Kontroversen erst recht zu Bestform auf.

Fehden pflegt er mit Vorliebe, weshalb er Madonna bereits „auf Lebenszeit“ von seiner Show verbannt hat („Ich überleg es mir noch mal, wenn sie sich live dafür entschuldigt, mir auf die Nerven gegangen zu sein.“) Als Zeitungsjournalist war der Brite mehrfach mit dem Pop-Star aneinander geraten – und nicht nur mit ihr: Morgan wurde für seine Texte bereits Gewalt angedroht und Cherie Blair soll sich höchstpersönlich dafür eingesetzt haben, dass er gefeuert wird.

Stolz auf einen Fehler

Der profilierte Zeitungsmann, der schon mit 28 Jahren Chefredakteur des Krawallblattes „News of the World“ wurde, stolperte schließlich über einen Fehler: Er veröffentlichte 2004 im „Daily Mirror“ angebliche Folter-Fotos britischer Soldaten – und musste seinen Hut nehmen, als sich herausstellte, dass sie gefälscht waren. „Auf die Aktion bin ich heute noch stolz“, sagt er. „die Fotos würde ich immer wieder drucken.“ Sein tiefer Fall auf der Fleet Street hat ihm nicht geschadet, im Gegenteil.

Der Journalist, der mit 19 Jahren als Reporter bei den Wimbledon News begann, ist soeben für seine internationale Fernsehkarriere nach New York umgezogen. Ein Interview mit Kate und William sei sein nächstes Ziel, sagt Morgan. Lunch mit Lady Diana hatte er ja bereits.