Erfurt. Alina Levshin gehört zu den Shooting-Stars des deutschen Fernsehens. Ob die Dominik-Graf-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ oder der Nazi-Film „Kriegerin“ - beides Mal lieferte die 29-jährige Berlinerin mit ukrainischen Wurzeln beeindruckende Vorstellungen ab. Jetzt spielt sie im neuen Erfurter Tatort.

Alina Levshin prägt mit Friedrich Mücke und Benjamin Kramme den Jugend-Stil des neuen „Tatort“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) aus Erfurt. Jürgen Overkott sprach mit ihr.

Sie haben in Ihrer kurzen Filmkarriere schon ganz viele Ausrufezeichen gesetzt. Macht Sie das selbst ein bisschen schwindelig?

Alina Levshin: Man freut sich natürlich über Auszeichnungen. Das bedeutet, es kommt irgendwo an. Ich mache meine Arbeit aber nicht, um irgendwelche Preise zu bekommen, sondern weil es mir Spaß macht, die Rollen zu spielen. Sonst wird man irgendwann blockiert und spürt Druck. Man sollte Preise nicht zu wichtig nehmen.

Ihr Durchbruch kam mit Dominik Grafs Serie „Im Angesicht des Verbrechens“.

Alina Levshin: Für mich war das völlig neu. Ich hatte keine Vergleichsmöglichkeiten. Ich wusste, es war etwas Neues, etwas Tolles. Erst im Nachhinein habe ich begriffen, wie besonders diese Arbeit war. Es war spannend, ein so tolles Drehbuch umzusetzen, mit einem so tollen Team und dann mit Dominik Graf. Das war für mich ein Meilenstein.

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Werden Sie seitdem auf der Straße erkannt?

Alina Levshin: Das passiert selten. Ich glaube, es hat etwas damit zu tun, dass ich nicht so auffällig bin. Ich bin aber auch nicht an den Plätzen, wo man auffällt.

Sie haben schon als Kind mit Tanz und Theater angefangen. Wussten Sie schon früh, was Sie wollen?

Alina Levshin: Ja. Ich habe schon früh gespürt, dass mir Spielen und Tanzen viel Spaß macht. Als ich im Kinderensemble des Friedrichstadtpalastes war, stand kein Drill dahinter. Ich habe gemerkt, ich fühle mich recht wohl auf der Bühne. Und ich habe schnell gemerkt, es macht mir so viel Spaß, dass ich das mal beruflich machen will. Klar, ich hatte damals, mit acht, neun Jahren, ziemlich kindliche Vorstellung. Zugleich war mir aber klar, dass ich es zumindest probieren möchte. Na ja, bei mir hat es sich letztlich so ergeben, dass es geklappt hat, immer gab es Chancen und offene Türen – das ist schon ein Riesengeschenk.

Chancen braucht man, aber ein gewisser Ehrgeiz ist auch notwendig.

Alina Levshin: Ich bin schon ehrgeizig, wenn mich ein Thema interessiert, und ich finde, dass ich die Erfahrung mit diesem Projekt machen möchte. Dann versuche ich 100 Prozent zu geben. In so einer Situation stehe ich für ganz oder gar nicht. Wenn ich nicht dahinter stehe, fange ich erst gar nicht an. Bei „Kriegerin“, zum Beispiel, war es so, dass ich so etwas noch nie gemacht habe. Ich habe förmlich darauf gewartet, dass so etwas kommt. Und ich finde es wichtig, dass man auf einer Schauspielschule war, wo man lernt, sein Handwerksköfferchen zu packen.

Welche Rolle haben Ihre Eltern gespielt?

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Alina Levshin: Ich wurde immer unterstützt in allem, was ich gemacht habe. Meine Eltern haben mir immer das Gefühl gegeben, dass ich ruhig etwas ausprobieren darf. Ich hatte nur wenige Verbote und hatte nie das Gefühl, mich beweisen zu müssen. Meine Eltern sind positiv und offen eingestellt. Und ich musste auch in keine Fußstapfen treten; meine Eltern haben beide nichts mit Film und Fernsehen zu tun.

Haben Ihre Eltern gar nichts mit Kunst zu tun?

Alina Levshin: Beide sind künstlerisch angehaucht. Aber in der Sowjetunion haben sie Maschinenbau studiert. Beide haben ein künstlerisches Potenzial, das sie leider nicht ausbauen konnten. Mein Vater darf aber heute schon einen eher künstlerischen Beruf ausführen: den eines Goldschmiedes.

Sie sind als Sechsjährige nach Berlin gekommen. Haben Sie noch Erinnerungen?

Alina Levshin: Ganz vage. Ich verstand die Leute nicht, und die Leute verstanden mich nicht. Ich wusste, wir bleiben hier, wahrscheinlich. Alles war neu. Aber ich habe es nicht so extrem empfunden wie meine Eltern. Emotional ist man bei den Eltern. Aber ich war sehr zuversichtlich. Ich habe schnell zu den anderen Kindern Zugang gefunden.