Essen. Boris Becker gegen Oliver Pocher, das sollte das Schadenfreude-Duell des Jahres werden. Für die Selbstdemontage des ehemaligen Tennisstars räumte RTL den ganzen Abend frei. Nach 195 trostlos-schlüpfrigen Minuten stellte sich die Frage, ob nicht eher der Sender am Ende ist.
Sonja Zietlow freut sich. Drei Fellatio-Witze hat sie schon gemacht. Dabei hat das Spiel mit der Trompete gerade erst angefangen. Boris Becker soll dem Instrument ein paar Töne entlocken. Seine Ehefrau Lilly steht daneben. „Wie sieht's bei euch mit dem Blasen aus?“, fragt die Moderatorin. Hoho, macht das Publikum.
Später soll Lilly ein Auto reinigen. Prompt setzt der Zietlowsche Reflex ein. Zu Becker gewandt: „Sagst du ihr immer, wo sie rubbeln soll?“ Für Oliver Pocher hat die Moderatorin ebenfalls einen Witz auf Lager. Der Comedian sei so einsam nach seiner Trennung, dass er ein Foto von seiner Hand im Portemonnaie habe.
Boris Becker, was ist aus dir geworden?
Willkommen bei „Das Duell: Becker gegen Pocher“. Offiziell soll diese Sendung den „Twitter-Krieg“ der beiden beenden. Inoffiziell geht es natürlich um Schadenfreude. Boris Becker, gefallener Held. Boris Becker, was ist aus dir geworden? Ironischerweise zeigte „Das Duell“ vor allem, wie durch und durch abgewrackt RTL inzwischen ist.
Für den Beckerschen Auftritt hatte der Sender den ganzen Freitagabend freigeräumt. 195 epische Minuten galt es nun zu füllen. Das Ergebnis wirkte wie eine Mischung aus Kindergeburtstag und Junggesellenabschied. Da werden Stühle gesucht (mit verbundenen Augen), Tomaten per Armbrust verschossen und schokoladenverschmierte Auto gereinigt – im Schwammanzug, versteht sich.
Später haben Becker und Pocher einen Helm mit zwei Fliegenklatschen auf dem Kopf. Damit sollen sie Tischtennis spielen. Oder so.
Lilly Becker schrubbt ein schmutziges Auto ab
Es gibt nicht viele Menschen, die diese Bilder in Worte fassen könnten – oder den Wunsch danach hätten. Gut, dass es Heiko Wasser gibt, Formel-1-Moderator und Schwafelmaschine im Autopilot. „Oh ja, das macht sie gut!“, frohlockt er in seiner Kanzel, als ginge es um ein gelungenes Überholmanöver.
In Wirklichkeit schrubbt Lilly Becker gerade an dem Schokoladen-Auto herum. Drei Minuten hat sie noch, die muss man irgendwie füllen. Zeit für den Moderationsprofi, ein paar „fun facts“ einzustreuen. „Lilly Becker ist ein echtes Multitalent. Sie hat als Croupier, Barfrau und Model gearbeitet.“ Das hilft sicher bei der Autowäsche.
Tomaten-Armbrust im Einsatz
Wasser ist nicht der einzige in dieser Sendung, der seinen Job ernst nimmt. Die zweite Person heißt Olaf Kuchenbecker. Normalerweise arbeitet er für das Guinness Buch der Rekorde.
Heute soll er sicherstellen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und wenn es der Winkel der Tomaten-Armbrust ist. Jetzt steht er neben einer Tuba, die Pocher spielen soll. Kuchenbecker hält einen Finger vor die Lippen: „Darf ich um Ruhe bitten, damit die Messung nicht gestört wird?“
Becker und Pocher auf dem Hindernisparcours
Am Ende zwängen sich Becker und Pocher durch einen Hindernisparcours, der an gestapelte Hühnerkäfige erinnert. Sie sind mit Styroporkisten, Tennisnetzen und anderem Krimskrams gefüllt. Irgendwo sind Tennisbälle versteckt, die wiederum einen Zahlencode enthalten.
Wer ihn zusammensetzt, hat gewonnen. Was das alles miteinander zu tun hat, weiß zu diesem Zeitpunkt niemand mehr. Am Ende gewinnt Pocher.
„Du bist heute mal ein Großer“, räumt Becker großmütig ein. Er hat gut lachen: zweieinhalb Stunden Sendezeit für ein halbes Dutzend Twitternachrichten. Kein schlechter Deal.
Tennislegende macht sich zum Clown
