Essen. „Sportschau“-Moderatorin Monica Lierhaus hat bei Reinhold Beckmann ihr erstes Fernsehinterview seit ihrer schweren Erkrankung 2009 gegeben. Ebenfalls in der Sendung war der Musiker Stefan Tiefenbacher, der bei einem Motorradunfall einen Arm verloren hat. Beide lassen sich von ihrem Schicksal nicht unterkriegen.

Sie musste alles neu lernen: Sprechen, gehen, lesen, ihre Mimik zu kontrollieren. 2009 lag die „Sportschau“-Moderatorin Monica Lierhaus nach einer Gehirn-Operation mehrere Monate im Koma. Danach musste sie bei null anfangen. Mittlerweile gehört ihr Gesicht wieder zum Fernsehalltag. Über ihre Krankheit gesprochen hat sie hier aber noch nicht. Das hat Lierhaus jetzt bei Reinhold Beckmann nachgeholt.

„Der Weg zurück ins Leben“ lautete der pathetische Titel der Sendung. Monica Lierhaus war mit ihrer Schwester Eva-Maria angereist. Ebenfalls bei Beckmann zu Gast waren der Musiker Stefan Tiefenbacher, der bei einem Verkehrsunfall vor 14 Jahren seinen Arm und sein Gedächtnis verloren hat, und Walter Kohl, der Tiefenbacher unterstützt. Stefan Tiefenbacher und Monica Lierhaus teilen ähnliche Erfahrungen, über die sie bei Beckmann ohne Scheu berichteten.

Eigentlich wollte Monica Lierhaus sich nur die Augen lasern lassen. Zur Vorbereitung auf den Eingriff ließ die Sportjournalistin ein MRT machen, ein genaues Bild von ihrem Gehirn. Sie hatte, so erzählte sie, auch vorher immer schon geahnt: „Da ist etwas in meinem Kopf.“ Hinter dem Ohr hätte sie oft ein Pochen verspürt, das die Ärzte aber als Stresssyndrom abtaten. Dann bekam sie Gewissheit: In ihrem Gehirn tickte ein Aneurysma.

Täglich bis zu fünf Stunden Therapie gegen die Schmerzen

Im Januar 2009 wurde sie operiert – und fiel ins Koma. Als sie wieder aufwachte, so erinnerte sich ihre Schwester Eva-Maria, seien alle zunächst erleichtert gewesen. Monica konnte sprechen und erkannte auch alle. Jedoch musste sie erneut operiert werden. Danach gaben die Ärzte ihr keine Überlebenschancen mehr. Wieder lag sie acht Wochen im Koma. Und ihr Mann und ihre Familie bangten um ihr Leben. „Wir haben die ganze Zeit über felsenfest an Monica geglaubt“, erinnerte sich Eva-Maria Lierhaus.

Heute muss die Moderatorin noch immer täglich bis zu fünf Stunden Therapie über sich ergehen lassen. Am besten gefalle ihr die Reittherapie, erzählte sie Beckmann. „Nur dann bin ich komplett schmerzfrei.“ Denn besonders die Rückenschmerzen machten ihr noch immer schwer zu schaffen. Außerdem bestehe weiter die Gefahr, dass sie hinfalle und nicht wieder alleine aufstehen könne, erzählte Lierhaus. Ein Zustand, der an ihren Nerven zerrt: „Ich muss immer Dinge tun, die ich nicht kann, und das nervt mich tierisch.“

Schritt für Schritt hat sich auch Stefan Tiefenbacher nach seinem Unfall wieder ins Leben zurück gekämpft. Unverschuldet geriet er mit seinem Motorrad in einen Unfall, lag drei Monate im Koma und verlor in dieser Zeit seinen Arm. Als er aufwachte, konnte er sich an nichts erinnern. Heute besteht die Zeit vor seinen Unfall für ihn nur aus gelegentlichen Erinnerungsfetzen. Auch er hat wie Monica Lierhaus den festen Willen, wieder gesund zu werden. Als er im Rollstuhl saß, so erinnerte er sich, schwor er sich selbst: „Ich laufe irgendwann wieder, auch wenn es lange dauert.“

Monica Lierhaus findet: „Aufgeben gilt nicht, das ist was für Feiglinge!“

Kraft, so Lierhaus, gebe ihr ihr Beruf. „Das ist für mich ein Lebenselixier.“ Ihr erster Auftritt bei der Goldenen Kamera 2011 sei für sie wie ein Befreiungsschlag gewesen, auch, weil die Leute sie davor immer so komisch angesehen hätten. Der Schritt in die Öffentlichkeit sei einfach nötig gewesen. Den Heiratsantrag, den sie an diesem Abend vor den Augen der Fernsehnation ihrem Lebensgefährten Hellegardt gemacht hat, bereut sie jedoch mittlerweile: „Ich weiß im Nachhinein: Falsche Zeit, falscher Ort.“

Was Monica Lierhaus und Stefan Tiefenbacher noch gemein ist: Die positive Lebenseinstellung. Niemals habe er mit seinem Schicksal gehadert, so Tiefenbacher. Seine Sorge galt oft sogar dem Autofahrer, der seiner Ansicht nach sicherlich mit enormen Schuldgefühlen leben müsse. Zu einem Treffen ist es bisher nicht gekommen. Monica Lierhaus hat seit ihrer Erkrankung ein ganz klares Motto: „Aufgeben gilt nicht, das ist was für Feiglinge!“