Essen. Mit dem Flugzeug für 19,99 Euro in die Sonne: Dass bei solchen Kampfpreisen irgendwo ein Haken sein muss, ist nichts Neues. Die NDR-Doku “Risiko Billigflieger“ zeigte, wie sich die “Geiz ist geil“-Mentalität der Reisenden auf die Flugsicherheit auswirkt - etwa durch kalkulierten Spritmangel.

„Wer billig fliegt, sollte wissen, worauf er sich einlässt“: Mit dieser Ankündigung machte der NDR im Vorfeld auf seine Doku „Risiko Billigflieger“ (Montag, 22 Uhr) aufmerksam. Aber weiß der Fluggast nicht längst, worauf er sich einlässt?

Jeder kennt jemanden, der sich schon über die Billigfluglinien aufgeregt hat – oder er hat sich selbst schon über sie geärgert. Sei es wegen der harschen Gepäckpolitik, mangelndem Komfort an Bord, Problemen bei der Online-Buchung oder der langen Anreise zum Flughafen - weil Weeze entgegen der Werbeaussage halt nicht Düsseldorf ist.

Andererseits sind die Flüge günstig. Und offenbar beeinflusst die „Geiz ist geil“-Mentalität die Deutschen stark bei der Wahl ihrer Urlaubsflüge. Seit 15 Jahren wächst der Billigflieger-Markt.

Zentrale Frage nach dem "Risiko Billigflieger" bleibt unbeantwortet

Der NDR begleitete eine Familie nach Mallorca. Sie buchen bei Ryanair. Sorgen wegen der Sicherheit haben sie keine. Höchstens Bedenken. Doch der Vater der Musterfamilie wischt sie beiseite: „No risk, no fun“, sagt er, packt die Koffer und fliegt mit seiner Frau und den Töchtern in den Süden.

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Autor Arne Lorenz hat solide recherchiert für seine 45-minütige Dokumentation. Nicht alles ist neu, aber vieles ist erzählenswert. Schuldig bleibt sein Film aber eine Antwort auf die Frage, wie groß das Risiko bei der Reise im Billigflieger tatsächlich ist.

70 Zwischenfälle, heißt es, habe es bei Ryanair in zwei Jahren gegeben. Das Unternehmen hält dagegen: „Unbedenklich, gemessen an der Gesamtzahl der Flüge.“

Spritmangel bei Billigfliegern als Folge des harten Sparkurses

Lorenz greift ein Ereignis aus dem Juli 2012 heraus: Drei Ryanair-Maschinen mit dem Ziel Madrid werden wegen eines Gewitters umgeleitet. Bei allen wird der Sprit knapp. Die Piloten funken „Mayday“. Nur weil am Boden alles glatt läuft, bleibt eine Katastrophe aus. Der Vorfall machte Schlagzeilen, beschäftigte Politik und Justiz.

Der Spritmangel, so der Film, sei kein Zufall gewesen, sondern Folge des harten Sparkurses des Unternehmens. Nur niedrige Betriebskosten ermöglichten günstige Ticketpreise. Piloten würden unter Druck gesetzt, damit sie weniger tanken. „Ein ständiges Lotteriespiel“, nennt das eine anonymisierte Pilotin. „Das kann zu Situationen führen, in denen es eng wird.“

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Einer ihrer männlichen Kollegen erhob jüngst im englischen Fernsehen ähnliche Vorwürfe. Er gab offen an, er habe von Ryanair einen kritischen Brief erhalten, weil er zu viel Kerosin verbraucht habe. Das Unternehmen hat ihn daraufhin vor die Tür gesetzt.

Druck auf die Piloten der Billig-Fluglinien ist hoch

Der Druck aufs Personal ist hoch, heißt es bei der Pilotenvereinigung Cockpit. Das Resultat: Angst. Verliert ein Flugkapitän seinen Job, könnte er wegen der schwierigen Arbeitsmarktsituation Probleme haben, eine neue Anstellung zu finden.

Alles irgendwie beunruhigend. Und doch ist bislang noch kein Ryanair-Flieger vom Himmel gefallen. (Anm.: 2008 sorgte eine Notlandung in Rom für Aufsehen. Grund war, dass die Maschine beim Landeanflug mit einem Vogelschwarm kollidierte.)

Den Höhenflug der Billigflieger dürfte die NDR-Doku jedenfalls nicht stoppen. Zumindest nicht, solange Touristen bereit sind, an einem Abend mehr Geld in einer Disco in El Arenal auszugeben, als für den Flieger, der sie dort hin bringt.