Essen. Dennis entscheidet sich für Anastasiya, Anastasiya für die Liebe und gegen das Geld: Im Finale der Pro7-Kuppelsendung „Catch the Millionaire“ ist die einzige Überraschung der Name des echten Millionärs - und das auch nur für die Kandidatinnen. Ansonsten: Ja, 18 Frauen, die um drei Männer kämpfen, keifen und zicken und lästern.

Vielleicht fehlten die Hawaiihemden. Oder überhaupt einfach Jürgen von der Lippe, der durch das gute, alte „Geld oder Liebe“ immer mit dieser stoischen Onkelhaftigkeit geführt hatte. Zumindest existiert wohl keine einzige Sendung der 90er-Jahre-Serie, in der am Ende eine Kandidatin davonstürmt und „Fickt euch doch alle!“ durch die laue italienische Luft schreit – so geschehen aber bei „Catch the Millionaire“. Im Finale der Fünf-Folgen-Serie am Donnerstagabend auf ProSieben explodieren die Gefühle der Möchtegern-Prinzessinnen.

Ein Irgendwie-Happy-End gibt es dann trotzdem: Der echte Millionär unter den drei dargebotenen Bürschlein, Dennis Uitz, zieht mit dem ukrainischen Model Anastasiya in den Sonnenuntergang. Sie schafft es gar, noch ein wenig Moralromantik in die Schlussminuten zu bringen: „Ich bin die Gewinnerin – aber nicht, weil er der Millionär ist, sondern weil er sich für mich entschieden hat.“

Auf den Luxusdates knutschen Gero und Chris „fremd“

Dennis hat sich allerdings auch dezent zurückgehalten während der vergangenen fünf Wochen von „Catch the Millionaire“, die eigentlichen Konflikte schwelen zwischen den Kandidatinnen, die sich um die beiden anderen Männer, Gero und Chris, bemüht haben. Auf ihre Luxusdates in den letzten entscheidenden Tagen nehmen die nämlich jeweils eine der „Ladies“ mit, mit der sie bisher noch nicht so recht intim geworden sind. So wartet die strahlblonde Miriam einsam im Luxushaus in Rom, weil Chris auch noch testen möchte, wie es so mit Melanie funktioniert – und Sarah sitzt zwischen Seidenkissen und harrt der Dinge, die Gero mit Denise beim Einzeldate anstellen wird. Oder andersherum.

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Zwischen Hubschrauberflug und Whirlpoolbesuch knutschen die beiden Wingmen des Millionärs fröhlich mit ihren Zwischenzeitherzensdamen herum. Die zurückgebliebenen Ladies sitzen währenddessen frisurenknetend Zuhause und diskutieren, wie weit die anderen wohl gehen würden und dass sie abreisen müssten, wenn da irgendetwas geschehen würde. Ach, sagt da Natalia mit den ausdrucksstarken schwarzen Augenbrauen zur Beruhigung: „Männer denken nunmal mit der Hose.“

Bei "Catch The Millionaire" funktioniert alles nach Plan einer simpel gestrickten Neidshow

Das reicht Sarah und Miriam natürlich nicht als Trost, es gibt reichlich tränenverschmierte Mascarawimpern und die Prinzessinnen sind keine Freundinnen mehr, als herauskommt, dass es „intensiv und intim“ wurde, wie Melanie später gezwungenermaßen berichtet, und dass Gero offenbar beiden Damen erzählt hat, er möge sie lieber als die jeweils andere. Auf einer Klassenfahrt hätte man das alles am Abschlussabend am Rande der Speiseraum-Kinderdisco geklärt, bei „Catch the Millionaire“ aber schreien sich die Gehörnten beim Frühstück an.

„Jeder, der reinen Gewissens ist, darf den ersten Stein werfen – Leute, das steht in der Bibel!“, ruft Melanie, eine Aussprache mit Miriam brechen beide später ab. Wie einfach das alles geht und wie kontrolliert es eskaliert in der simpel gestrickten Neidshow „Catch the Millionaire“, darüber wundert sich sogar der 32-jährige Gero selbst: „Es war schon sehr leicht, die hinter’s Licht zu führen. Ich habe mich schon manchmal gefragt: Wie naiv sind die eigentlich?“

Miriam stellt Chris zur Rede, der kasteit sich ein wenig selbst und versichert, eigentlich würde niemand so einen schlechten Menschen wie ihn verdienen. Und weder Sarah noch Miriam packen trotz mehrerer Ankündigungen tatsächlich ihre Koffer. „Ich müsste eigentlich jetzt nach Timbuktu gehen“, sagt Miriam, „ich ziehe das jetzt aber durch.“

Nur Sarah entscheidet sich für die 10.000 Euro statt der Liebe 

Das tut sie auch tatsächlich – aus Medienberichten weiß man schon seit einer Weile, dass Miriam aus Paderborn und Christopher Karn inzwischen ein Paar sind und auch schon einen kamerabegleiteten Kurzurlaub in Venedig gemacht haben. Miriam schreitet also im großen Finale auf ihren Chris zu und lehnt die 10.000 Euro ab, die „Germany’s Next Topmodel“-Leihgabe Thomas Rath auf einem silbernen Tellerchen anbietet. Auch Anastasiya lässt die Kohle links liegen und sich von Dennis einen Ring an den Finger stecken – das Pendant zur altbekannten „Bachelor“-Rose.

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Sarah dagegen greift bei „Catch the Millionaire“ zu den Scheinen. „Ich muss erstmal über den Schmerz hinwegkommen, den du mir zugefügt hast“, sagt sie zu Gero. Der schaut noch halbwegs gefasst – bis er enthüllen muss, dass er nicht der wirkliche Millionär ist, bei seinen Eltern wohnt und seinem Bruder beim Bau von dessen Haus hilft, bis er einen Job gefunden hat. Hihi, kichern da die Ladies, „Bauarbeiter“.

Immerhin das ist einer der Effekte, auf die das Original der Sendung – „Joe Millionaire“ vom US-Sender Fox aus dem Jahr 2003 – abzielte. Bei „Joe Millionaire“ buhlten ebenfalls einige Möchtegern-Models um einen Millionär, allerdings wussten damals nicht einmal die Zuschauer, dass der in Wirklichkeit ein Bauarbeiter war. Das stellte sich erst heraus, nachdem sich die Kandidatinnen für Geld oder Liebe hatten entscheiden müssen und hatte immerhin einen kleinen moralischen Effekt.

Oha! Alle Vermutungen sind wahr geworden!

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Die einzige Überraschung am Ende von „Catch the Millionaire“ auf ProSieben ist die Identität des echten Millionärs, und das auch nur für die sieben Frauen, die am Finaltag noch aufrecht in ihren Stilettos stehen. Ansonsten steht auf der Haben-Seite: Oha, alle Vermutungen sind wahr geworden! Kerle, die an einer Spielshow wie „Catch the Millionaire“ teilnehmen, in der es um Fassaden und Eindrücke geht, benehmen sich nicht, als wären sie 30 Jahre lang von extrem konservativen Eltern in einem Luftschutzbunker zu einem weltfremden Gentleman ergezogen worden. Und: Es läuft nicht sauber ab, wenn 18 Frauen um drei Männer kämpfen! Man keift! Man zickt! Man beschuldigt sich! Man lästert! Es ist schon eine furchtbare Welt da draußen. Zum Glück gibt es ja noch ein paar Prinzen.