Essen. Das hat es bei DSDS noch nie gegeben - eine Schlagersängerin ist Superstar. Die Schweizerin Beatrice Egli setzt sich in der Jubiläumsstaffel von „Deutschland sucht den Superstar“ gegen ihre Konkurrentin Lisa Wohlgemuth durch. Ein bisschen mag das auch daran gelegen haben, dass der von Dieter Bohlen für Lisa komponierte DSDS-Siegersong langweiliger kaum hätte sein können.
Die Jubiläumsstaffel von „Deutschland sucht den Superstar“ wird in vielerlei Hinsicht in die Geschichte der Show eingehen. Zum ersten Mal saßen mit Dieter Bohlen, Mateo, Bill und Tom Kaulitz vier Experten in der DSDS-Jury. Erst zum zweiten Mal kamen zwei Sängerinnen ins Finale. Zum ersten Mal gewinnt mit Beatrice Egli eine Schlagersängerin in Deutschlands größter Pop-Castingshow. Die Zweitplatzierte Lisa Wohlgemuth hatte kaum eine Chance gegen die 24-jährige Schweizerin.
Die Finalshow begann so spektakulär und unglücklich, wie die erste DSDS-Mottoshow endete: Mit dem Zusammenbruch einer Kandidatin. Nora Ferjani brach beim Auftritt der Top Ten zusammen und sorgte damit für einen Schockmoment. Schnell ging es ihr aber wieder gut und den Rest der Show verfolgte sie von der Kandidatenlounge aus.
Lisa Wohlgemuth war für DSDS-Finale gesund genug zum Singen
Der Rest des Abends verlief aber so glatt wie geplant. Als erste gute Nachricht konnten die Moderatoren Nazan Eckes und Raúl Richter verkünden, dass Finalistin Lisa Wohlgemuth gesund genug sei, um aufzutreten. Sie hatte sich in den Tagen zuvor mit einer Halsentzündung herumgeplagt. Wäre sie bis zur Show nicht wieder fit gewesen, wäre der Drittplatzierte Ricardo Bielecki für sie eingesprungen und hätte vielleicht sogar noch unverhofft gewonnen. So aber konnte das angekündigte Mädelsfinale stattfinden.
Und das wurde mit einigen Liedern gefüllt, die die Kandidatinnen bereits zuvor auf der DSDS-Bühne präsentiert hatten. So sang Beatrice Egli „Ich liebe das Leben“ von Vicky Leandros, Lisa tobte sich erneut bei „Elektrisches Gefühl“ aus. Bei „Someone Like You“ von Adele hatte Lisa zuvor nicht gerade punkten können. „Du hast dich da durchgekämpft“, fasste Juror Bill ihre von schiefen Tönen gezeichnete Leistung zusammen.
Beatrice hingegen wurde nach ihrer Version von „Und morgen früh küss ich dich wach“ von der DSDS-Jury nur so mit Lob überschüttet. Und das sogar von Schlager-Hasser Mateo, der sich nach dem Genuss einer Flasche Champagner zu folgender Aussage hinreißen ließ: „Langsam fange ich an, Schlager zu verstehen und zu fühlen.“ Bill Kaulitz sprach dann aus, was wohl nicht nur die Jury, sondern auch die Zuschauer dachten: „Da sitzen wir hier in der Jury und Schlager kommt so weit, da hätte ich nie mit gerechnet.“
Sticheleien in der DSDS-Jury zwischen Dieter Bohlen und Mateo auf dem Höhepunkt
Dass die Jury in dieser Zusammenstellung in die nächste Staffel hinübergerettet werden kann, bleibt nach diesem Finale allerdings mehr als fraglich. Die Sticheleien zwischen Mateo und Dieter Bohlen waren an ihrem Höhepunkt angelangt. Besonders Mateo scherte sich nicht mehr darum, ob Bohlen seine Meinung akzeptiert oder nicht.
Frauenpower im DSDS-Finale
Nachdem Lisa ihren von Bohlen komponierten Gewinnersong „Heartbreaker“ gesungen hatte, meinte Mateo: „Lob an den Komponisten. Aber ich dachte mir, das Lied kennst du von irgendwo her.“ Kurz vor der Entscheidung bedankte Mateo sich bei allen Mitarbeitern und seinen DSDS-Mitjuroren Bill und Tom – Bohlen erwähnte er allerdings mit keinem Wort.
DSDSZwar hatte Mateo während der gesamten Staffel das Potenzial einer Schlagersängerin unterschätzt, in einem anderen Punkt behielt er aber Recht: Der Gewinnersong von Lisa Wohlgemuth wurde ihr in keiner Weise gerecht und wirkte ebenso aus der Konserve befreit wie die meisten Bohlen-Lieder. Die relativ langsame, englische Nummer passe einfach nicht zu einer quirligen Künstlerin wie Lisa, bemängelten auch die Kaulitz-Brüder. Ganz im Gegensatz dazu hatte Bohlen bei Beatrice' DSDS-Gewinnersong ein gutes Händchen bewiesen: „Mein Herz“ lautet der Titel des Lieds, das ein typischer Schlager im Viervierteltakt ist, perfekt zum Discofox-Tanzen. Ihr Lied sang Beatrice mit so viel Leidenschaft, dass alle Juroren zu der zutreffenden Voraussage kamen, dass sie gewinnen werde.
70 Prozent stimmten für Beatrice Egli als DSDS-Siegerin
Und so kam es dann auch. Lisa war während der quälend langen Minuten, die die Macher von DSDS noch immer für die Urteilsverkündung ansetzen, den Tränen nahe. Mit erstickter Stimme dankte sie ihrer Familie und blickte auf die vergangenen Monate zurück: „Es war eine geile Zeit.“ Beatrice hingegen wirkte ruhig und gefasst. Bei ihr kamen die Tränen erst, als Nazan Eckes verkündete, dass 70 Prozent der Anrufer für sie gestimmt hatten und sie der Superstar 2013 sei. Damit dürften die Spekulationen, ob Schlager in Castingshows wie DSDS eine Daseinsberechtigung haben, wohl beendet sein.