Essen. Ein starkes Wiedersehen mit Robert Atzorn: In dem ZDF-Alpenkrimi „Tod in den Bergen“ spielt er den Berliner Journalisten Jan, der in ein österreichisches Bergdorf kommt, um den Tod seines Sohnes aufzuklären. Er stößt auf einen Umweltskandal.

Schwede müsste man sein. Dann würde man im Krimi auf jeden Fall ernst genommen. Mit seiner Melancholie und Düsterkeit, die intelligent daherkommt oder zumindest Intelligenz vortäuscht, ist der skandinavische Krimi zu einer Marke geworden.

Anders in den Alpen. Hier wird oft an der Grenze zum Slapstick gemordet. Der Charakter des Chefermittlers bewegt sich gerne zwischen Trottel und tumber Frohnatur. Er würde eigentlich viel lieber in seiner Lederhose durchs Unterholz kriechen, als mit der Aufklärung eines Verbrechens behelligt zu werden. Ohnehin rechnet ja niemand damit, dass sich in einem scheinbar friedliebenden Bergdorf Gestalten herumtreiben könnten, die Blut an den Fingern haben. So weit die von folkloristischen Vorstellungen geprägten Vorurteile.

Zum Glück nur eine kurze Schunkel-Episode

Dass es auch anders geht, zeigt der Thriller „Tod in den Bergen“ (Montag, 6. Mai, ZDF, 20.15 Uhr). Die junge Ärztin Clara, gespielt von Ursula Strauss, und ihr Freund David (Felix Eitner) finden eine Leiche im Schnee. Sie haben sich beim Klettern in eine verbotene Zone gewagt, in ein Sperrgebiet im ewigen Eis. Wenig später ist Dorffest in Kalltach, einem fiktiven Ort in Österreich.

Man befürchtet das Schlimmste. Clara singt Karaoke und der Herr Bürgermeister feiert auch mit – an dieser Stelle driften andere Alpenkrimis ins Klamaukige ab. Trachtengruppen ziehen ein, die Freiwillige Feuerwehr übt Trinkspiele, es geht drunter und drüber und alle stecken unter einer Decke. Doch in diesem Fall bleibt es bei der einen kurzen Schunkel-Episode. In der deutsch-österreichischen Koproduktion wird das Lokalkolorit sehr sorgfältig dosiert. Es gibt sicherlich einige eindrucksvolle Bilder rund um das Bergmassiv des Großglockners, aber die werden weit vor der Kitsch-Grenze gebremst.

Warum musste David sterben?

„Tod in den Bergen“ ist eher ein Recherchekrimi, in dem sich menschliche Abgründe bis hin zum Umweltskandal auftun. Kurz nach dem Fund der Leiche im Schnee kommt auch David unter ominösen Umständen am Berg zu Tode. Offiziell erschlagen von einem Felsbrocken, doch die verzweifelte Clara mag das nicht glauben. Dann kommt Robert Atzorn ins Spiel, der den Journalisten Jan aus Berlin und Davids Vater spielt.

Er taucht im Dorf auf und will herausfinden, warum sein Sohn sterben musste. Jan tut sich mit Clara zusammen – und die beiden reiben sich herrlich glaubwürdig aneinander auf. Sie, die impulsive Frau mit der starken Mimik. Er, der knorrige Kerl, Typ kühler Egomane. Trotzdem ein tolles Team, weil sie doch beide das Gleiche enthüllen wollen: Was ist wirklich los, in diesem scheinbar friedliebenden Dorf?