Los Angeles. Dr. Ross, bitte in die Notaufnahme! Die TV-Serie "Emergency Room" hat George Clooney den Weg zur Hollywood-Karriere geebnet. Vor dem Ende der legendären Serie streifte er noch einmal den weißen Kittel über.

An der Seite von Anthony Edwards (l.
An der Seite von Anthony Edwards (l. "Dr. Greene") und Noah Wylie (r. "Dr. Carter") fand George Clooney als Dr. Ross in "Emergency Room - Die Notaufnahme" den Erfolg. Foto: afp © AFP

Er ist total voll. Als wir Dr. Ross zum ersten Mal begegnen, ist er so betrunken, dass die Nachtschwester in der Notaufnahme den diensthabenden Dr. Greene weckt, damit er sich um den Kollegen weit jenseits jeder Promillegrenze kümmert. Völlig blau taucht George Clooney 1994 auf dem Radar von Millionen Fernseh-Zuschauerinnen auf, und spätestens, als er - wieder nüchtern - in der Pilot-Folge von "Emergency Room - Die Notaufnahme" mit Schwester Carol schäkert, wünschen die sich einen medizinischen Beruf. Oder einen verstauchten Knöchel. Jedenfalls irgendwas, was den Aufenthalt in dieser Notaufnahme rechtfertigt.

Die Rolle in der von Michael Crichton entwickelte Serie, die zu einem riesigen TV-Erfolg werden sollte, war für George Clooney gigantisches Glück. Clooney war 33 und hatte bis dahin häufig in Pilotfolgen von Fernsehserien mitgespielt, die dann doch nicht produziert wurden. Und hatte Rollen in Filmen, die nie deutsche Titel bekamen - oder "Die Rückkehr der Killertomaten" hießen und zur Killertomaten-Trilogie gehörten. Clooneys erste einigermaßen regelmäßige Rolle war eine in der Sitcom "Roseanne" zwischen 1988 und 1991, und dass er die Vokuhila-Matte auf dem Weg zum Dr. Ross beim Stylisten gelassen hatte, wird seinen Erfolg befördert haben.

Ganz weiche Knie

Der verletzliche Blick unter den dichten Brauen her hat auch nicht geschadet. Oder die tiefe Stimme, die ziemlich vielen Krankenschwestern und Patientinnen und Pharma-Referentinnen im Chicagoer Cook County General Hospital ganz weiche Knie gemacht hat, die fünf Staffeln lang, die Clooney dabei blieb. Und selbst all die Probleme, die Doug Ross mit sich rumschleppte - vom Vater verlassen und bestimmt (!) deswegen so bindungsunfähig - machten ihn sexy fürs weibliche Publikum, fachten dieses lodernde Baby-ich-bin-die-Lösung-deiner-Probleme-Gefühl an.

Wäre schade gewesen, wenn Clooney es nicht geschafft hätte, und wir sprechen hier nicht mal nur von dem Augenschmaus. Wir hätten vielleicht auf seicht-romantischen Spaß wie "Tage wie dieser" verzichten müssen, in dem Michelle Pfeiffer und George Clooney um die Wette toll aussehen. Oder auf mörderischen Spaß wie in "Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?", in dem Clooney, Frances McDormand und Brad Pitt um die Wette strunzdumm sind. Oder auf witzigen, coolen, sexy Spaß wie in "Ocean's Eleven, Twelve, Thirteen", in denen Clooney im großen Ensemble mit den Kollegen um die Wette schlitzohrig schillert.

Der Mann hat einen Oscar - und Klasse

George Clooney hat die Aura eines klassischen Filmstars. Foto: ddp
George Clooney hat die Aura eines klassischen Filmstars. Foto: ddp © ddp

Und wenn der 48-Jährige nicht all diesen Erfolg gehabt hätte, nicht Millionen um Millionen mit den Blockbustern verdiente, hätte er nicht diese Kino-Kleinode produziert: Sein intelligent-witziges Regie-Debüt "Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind", etwa, oder die kunstvolle Kritik der McCarthy-Ära mit David Strathairn als Fernsehjournalist Ed Murrow, "Good Night and Good Luck", zu der der Aktivist und Sohn des Fernsehjournalisten Nick Clooney auch das Drehbuch geschrieben hatte.

2006 war Clooney für Drehbuch- und Regie-Oscars nominiert, bekommen hat er ihn für die dritte Kategorie - als Bester Nebendarsteller in "Syriana". In der Hollywood-Generation des 48-Jährigen gibt es einige, die größere Schauspieler sind, aber am Gesamtpaket Clooney gibt's für die gemeine Kino- und Klatschkonsumentin wenig auszusetzen. In Interviews ist er witzig, wirkt zuvorkommend und hat, vor allem mit Smoking und Scheitel, die Aura eines Filmstars vergangener Zeiten.

Dass er Klasse hat, hat er auch mit seinem Gastauftritt in der letzten, der 15. Staffel von "Emergency Room - Die Notaufnahme" bewiesen. Dr. Ross hilft - ohne es zu wissen - das Leben seines früheren Kollegen John Carter zu retten, braucht dafür aber enttäuschend wenige, neben der von Kollegin Susan Sarandon gespielten Norah ein bisschen blasse Minuten vor der "ER"-Kamera. Immerhin - Clooney weiß, wem er einen großen Teil seines Erfolgs schuldet.