Essen. Postum wird jetzt Michael Crichtons Spannungsroman „Gold – Pirate Latitudes” veröffentlicht. Ein kurzweilig, gefällig dahin plätschernder Abenteuerroman mit Tiefgang, der nachdenken macht über politische Windrichtungen.

Das wendige Piratenboot entert auch weit größere Handelsschiffe mühelos, besonders, wenn diese im Konvoi zurückfallen – und, fern der europäischen Heimat, weltpolitische Wirren der Strafverfolgung eine Flaute nach der nächsten bescheren. Die historischen Dimensionen des bis heute nicht recht gelösten Dilemmas leuchtet Michael Crichton aus, der mit bekannter Akribie die Welt der Piraten im 17. Jahrhundert zum Kampfschauplatz macht. Sein Roman „Gold - Pirate Latitudes” erscheint nun ein Jahr nach dem Tod des Bestseller-Autors im November 2008.

Das bis dahin unbekannte Manuskript des Piratenromans fand sich im Nachlass. Steven Spielberg, enger Freund des Autors und Regisseur der Verfilmung von "Jurassic Park", erwarb bereits die Rechte an Crichtons Ausflug ins Historische. Und so befinden wir uns bereits im gedanklichen Fahrwasser der Großleinwand, wenn wir 1665 in Port Royal, dem Hafen der britischen Kolonie auf Jamaika, einlaufen. Gouverneur Sir James Almont bietet hier den britischen Freibeutern einen sicheren Stützpunkt – das Gold, dass sie den spanischen Handelsschiffen entreißen, lässt die Hafenstadt prosperieren, allerdings auch die Sitten verfallen.

Eine Art Konzernmanager der Piratenszene ist Captain James Hunter, der nun einen nie dagewesenen Raubzug plant: Im Hafen der spanischen Festungsinsel Matanceros liegt ein Handelsschiff, das gigantische Schätze an Bord haben soll.

Die glorreichen Sieben

Crichton stellt Hunter eine fürs Genre typische Crew zur Seite: den weisen Veteran Whisper, den Sprengstoffexperten Black Eye, den Meereskenner Mr. Enders, die Amazone Lazue, den mutigen Mauren, den zwielichtigen Sanson. In einer liebenswert altbackenen Dramaturgie gestaltet der Autor jene von Hindernissen geprägte Mission, in deren Verlauf die glorreichen Sieben dem grausamen spanischen Kapitän Cazalla entkommen, über die Felswände der Festungsinsel klettern, ihren ausgefeilten Plan realisieren, die obligatorische Lady befreien, das Handelsschiff kapern, verfolgt werden, in einen Hurrikan geraten.

Die eigentliche Prüfung aber steht Captain Hunter bevor, als er endlich den Heimathafen erreicht, und hier spüren wir die eigentliche Kunst Crichtons: einem kurzweiligen, gefällig plätschernden Abenteuerroman jenen Tiefgang zu verleihen, der nachdenken macht über politische Windrichtungen.

Michael Crichton: Gold. Blessing, 368 Seiten, 19,95 Euro