Essen. . Salafisten und gewaltbereite Islamisten waren jetzt Thema bei Günther Jauch. Und vor allem die Frage: Was können Deutschlands Politiker gegen diese Gefahr tun? Trotz seines Zusammenbruchs am Samstag war auch Bundestagsabgeordneter Wolfgang Bosbach (CDU) zu Gast.

„Im Namen Allahs – was tun gegen Deutschlands Gotteskrieger?“ lautete am Sonntag das Thema bei Günther Jauch. Eine schwierige Frage, die auf dem schmalen Grad zwischen übertriebener Toleranz und beginnender Ausländerfeindlichkeit nur schwer zu fassen ist. Das gelang Jauch und seinen Gästen auch dieses Mal nicht. Die Diskussion geriet immer mehr zur Analyse des. Wie sich das Problem politisch lösen lassen könnte, wurde nicht beantwortet.

Buh-Mann der Runde war eindeutig der Neuköllner Imam Ferid Heider. In Deutschland geboren und aufgewachsen hatte er lange Zeit mit der Religion wenig am Hut. Als Jugendlicher kiffte er sehr viel und wurde deshalb von seinen Eltern nach Ägypten geschickt, wo er den Koran studierte und als Imam zurückkam. Jetzt leitet er eine umstrittene Moschee in Neukölln. Besonders die Journalistin und ehemalige Sozialarbeiterin Güner Balci, die sich ebenfalls an der Diskussion beteiligte, kritisierte den Imam stark: „Radikalität beginnt da, wo Geschlechtertrennung gefordert wird“, erklärte sie. Das sei in Heiders Moschee der Fall.

Er selber antwortete auf die präzisen Fragen Jauchs, ob er beispielsweise seinen Töchtern die Teilnahme am schulischen Schwimmunterricht erlaube, nur ausweichend. Lieber betonte er immer wieder, dass der Islam eine friedliche Religion sei, die Toleranz lehre und jedem Gläubigen die freie Wahl lasse, wie er sich zeige und verhalte. Außerdem vertrat er die Meinung, dass sich die Scharia mit dem Grundgesetz vereinbaren lässt. Heider unterstrich seine Thesen mit dem Hinweis, dass er den Islam studiert habe. Bei den anderen Gästen kam diese Haltung nicht besonders gut an.

Muslime in Deutschland leiden am meisten unter ihren radikalen Glaubensbrüdern

So endete die Diskussion öfters in einer Sackgasse, wenn sich Heider und Barino Barsoum, der vor einigen Jahren aus der radikalen Salafisten-Szene ausgestiegen ist, in Koranauslegungen vertieften. Dies zeigte nur, wie schwer der Islam zu definieren ist. Und wie leicht es für eine radikale Gruppierung sein kann, ihn zu ihren Gunsten zu interpretieren.

Die Journalistin Güner Balci berichtete hauptsächlich von ihren Erfahrungen mit Jugendlichen aus der Neuköllner Islamgemeinde. Ihrer Meinung nach ist die Hinwendung zum Islamismus oder dem Salafismus bei den Jugendlichen mit der Suche nach Sinn und Orientierung zu erklären. Hier bekam sie Unterstützung vom Autor und Journalisten Yassin Musharbash: „Der Salafismus ist einfach und umfassend, und das macht ihn attraktiv.“ Musharbash warnte aber auch als einziger in der Runde davor, die gewöhnlichen, unpolitischen Muslime in einen Topf mit den gewaltbereiten Salafisten zu werfen. Letztlich, so der Journalist, litten diese Muslime in Deutschland am meisten unter ihren radikalen Glaubensbrüdern.

Wie das Problem der gewaltbereiten Islamisten zu lösen sei, konnte keiner der Talkgäste sagen. Bundestagsabgeordneter Wolfgang Bosbach (CDU) hatte sich von seinem Zusammenbruch erholt und ließ ein paar interessante, aber auch eine sehr unpassende Bemerkung hören. „Versuchen Sie doch bitte einmal mit einer einzigen Bibel in Saudi Arabien einzureisen!“ forderte er Imam Ferid Heider auf und erinnerte mit dieser Aussage an platte Stammtischparolen. Dass die Muslime in Deutschland nicht für das Verhalten der Muslime weltweit verantwortlich seien, ermahnte ihn dann Yassin Musharbash. Bosbach plädierte später noch dafür, dass man Ausländer, die aus religiösen Gründen gewalttätig werden, ebenso ausweisen dürfen solle, wie solche, die aus politischen Gründen Gewalt anwendeten. Einziger Haken an der Sache, wie Musharbash sofort konterte, sei die Tatsache, dass die meisten Hassprediger einen deutschen Pass hätten. Der einzige Lösungsansatz dieser Diskussion verlief also im Sande.