Berlin. Brauchen wir ein Gesetz gegen die Gier der Manager? Und können die Deutschen genau wie die Schweizer in einer Volksabstimmung etwas gegen die exorbitant hohen Gehälter und Boni der Konzernchefs unternehmen? Die Sonntagabend-Talkrunde von Günther Jauch blieb weitgehend flach - auch wegen des Moderators.
Es war ja zu befürchten, dass der ARD-Talk mit Günther Jauch am Sonntagabend in der Debatte um Manager-Gehälter nicht unbedingt neue Erkenntnisse bringen würde. Dazu waren die Meinungen der Gäste allzu vorhersehbar. Aber dank der eher unkreativen Moderation, die den Namen kaum verdiente, kam nicht einmal eine einigermaßen angeregte Diskussion zwischen den Talkgästen zustande.
Sahra Wagenknecht von der Linken setzte sich erwartungsgemäß für die Begrenzung der Manager-Gehälter ein. Sie forderte eine Beschränkung der Top-Gehälter auf das Zwanzigfache des untersten Einkommens in einem Unternehmen. Von allen Gästen blieben ihre Forderungen und Aussagen die konkretesten. Damit war ihr die Gunst des Publikums sicher.
Thomas Minder hatte die Schweizer Initiative angestoßen
Für die Begrenzung der Managergehälter war auch Thomas Minder, der Initiator der Schweizer Volksabstimmung. Diese Abstimmung hatte die Debatte zum Thema „Den Managern ans Gehalt! Brauchen wir ein Gesetz gegen die Gier?“ überhaupt erst angestoßen. Dass Carsten Maschmeyer, Gründer des Finanzdienstleisters AWD, kein Interesse an einer gesetzlich beschränkten Gehaltsdebatte hatte, war wenig überraschend. „Hohe Leistung muss eben auch mit hohen Gehältern belohnt werden“, so seine schlichte Meinung.
Warum Sportmoderator Marcel Reif an der Runde teilnahm, blieb bis zum Ende etwas unklar. Seine einzige Fachkompetenz zum Thema schien sein neu erworbener Schweizer Pass zu sein – er hatte beim Volksentscheid für die Begrenzung von Managergehältern abgestimmt. Neben einigen Kommentaren zu Fußballergehältern, plädierte er vor allem für eine bessere Bezahlung von Ärzten und nahm dabei Bezug auf seine Frau, die Frauenkrebs behandelt. „Da muss man sich vor Augen halten, dass sie jede Woche Leben rettet, im Unterschied zu Managern aber viel weniger gut bezahlt wird.“
Rainer Brüderle blieb im Jauch-Talk blass
Der FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle überzeugte bei seinem Auftritt ebenfalls wenig. Mit Bandwurmsätzen versuchte er die plötzliche Bekehrung der FDP zur Begrenzung von Managergehältern zu verpacken. „Die FDP ist immer dafür gewesen, dass die Eigentümer über Eigentum entscheiden dürfen“, sagte er. Das gelte auch bei der Verfügung über Managergehälter.
Dass seine Fraktion im Bundestag gegen entsprechende Gesetzesentwürfe gestimmt hatte, wie Wagenknecht verwies, versuchte er unter den Tisch fallen zu lassen. Bei Twitter meinte Nutzer Thomas Pfeiffer schlicht: „Bei Brüderle fehlt die Heute-Show-Untertitelung. Ich versteh kein Wort.“
„Fühlt sich hier jemand überbezahlt?“
Eine Diskussion im Sinne eines Austauschs kam kaum zustande, auch weil Günther Jauch die Fragen nacheinander von seinen Karteikarten ablas und selten an zuvor Gesagtes anknüpfte. Ob Mindestlohn, Maximallohn, eine Kopplung der Gehälter und Boni an untere Einkommen – die Frage nach Motivation, Gerechtigkeit und Moral blieb oberflächlich.
Da halfen auch provokante Fragen wie „Fühlt sich hier jemand überbezahlt?“ nicht. Traurig, dass die spannendste Frage des Abends wohl die nach einer Äußerung Brüderles zu den Sexismusvorwürfen war, die dieser erwartungsgemäß mit „kein Kommentar“ abtat.
Schon im Vorfeld gab es Diskussionen über Maschmeyers Auftritt
Im Umgang mit Maschmeyer bemühte sich Jauch, diesen möglichst hart anzugehen. Der Moderator schaffte es jedoch nicht, den Ex-AWD-Chef zu klaren Aussagen zu bewegen. Nur in einem kurzen Augenblick ließ sich Maschmeyer zu der Aussage bewegen, dass er nicht das Geld habe, um ehemalige AWD-Kunden zu entschädigen. Das Publikum lachte müde.
Schon im Vorfeld der Sendung gab es zur Einladung Maschmeyers sender-interne Diskussionen. Denn der NDR als verantwortlicher Sender hatte erst im vergangenen Jahr die unternehmerischen Machenschaften des ehemaligen AWD-Chefs an den Pranger gestellt. Bis vors Gericht zog Maschmeyer gegen den Sender, um eine kritische Dokumentation über ihn zu verhindern. Nun bot die Sendung Maschmeyer eine neue Plattform sich zu äußern. Konsequentes Auftreten nach außen geht anders – die NDR-Verantwortlichen waren sich dessen bewusst und entsprechend unzufrieden mit Jauchs Wahl.