München. ProSieben hat die nächste Stufe seiner Werbeoffensive für CircusHalliGalli gezündet. Bei Twitter stellten sich die Moderatoren den Fragen der Nutzer. Das Social-Media-Experiment glitt dabei so manches Mal ins Chaos ab. Zwischen vielen Blödeleien wurde wenig Neues verraten.
Ist das echtes Chaos oder kalkulierte Komikeranarchie? Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sitzen in einem halbfertigen, leeren Fernsehstudio. An Computer und Ipad versuchen sie, einer Flut von Fragestellern Herr zu werden. Immer wieder vergessen die Moderatoren über ihre eigenen Scherze das Beantworten der Fragen. Minutenlang witzeln sie über Haare und Intimpiercings, statt über ihre neue Sendung zu sprechen.
Mit der neuen Show Circus HalliGalli wollen ProSieben und das Moderatorenpaar Joko und Klaas neue Maßstäbe bei der Verbindung von Fernsehsendung und Social Media setzen. Bei einer „Pressekonferenz auf Twitter“ stellten sich die beiden eine gute Stunde lang den Fragen ihrer Zielgruppe.
Cro, Sido und Helge Schneider bei "Circus Halligalli"-Premiere
Schnell zeigten sich vor allem die Tücken der Kommunikation über Twitter: Zum einen prasselten zu viele Kurznachrichten gleichzeitig auf die Moderatoren herein. Nur wer Glück hatte wurde überhaupt bemerkt. Und zum anderen ließ die begrenzte Zeichenzahl bei Twitter für ausführliche Antworten keinen Platz.
Häufig antworteten Joko und Klaas deshalb nicht per Tweet, sondern sprachen in eine Kamera. Wer die Twitterkonferenz nicht gleichzeitig im Livestream mit Bild und Ton schaute, verpasste viel. Einige Neuigkeiten verrieten die Moderatoren schließlich doch.
Etwa, welche Gäste am kommenden Montag in der Show auftreten. „Cro, Sido und Helge Schneider“, ließen die Comedians die Katze aus dem Sack.
Gäste der ersten show: cro, sido, helge schneider.
— ProSieben (@ProSieben) 20. Februar 2013
TV-ModeratorenFans hoffen auf Weiterentwicklung von neoParadise
Ein echter Dialog mit den Nutzern kam auch deswegen nicht zustande, weil Joko und Klaas die meisten Fragen nicht als Gesprächseinstieg betrachteten. Sie sahen sie als Steilvorlage für Scherze und Anekdoten. Die meisten User fanden das klasse. Einige ärgerten sich jedoch, dass sie nicht beachtet wurden. „Könnt ihr mal ne Minute was Produktives zu HalliGalli erzählen?“, fragte etwa Nutzer Calimero.
@prosieben mal ohne Scheiss und Rangeln: Könnt ihr mal ne Minute was produktives zu HalliGalli erzählen? #HalliGalliPK
— Calvin Candie (@calimero) 20. Februar 2013
An den Reaktionen der Nutzer zeigte sich deutlich: Viele Fans wünschen sich mehr vom Alten. Häufig wurde nach Elementen aus den Vorgänger-Sendungen MTV Home und neoParadise gefragt. Insbesondere Rubrik „Wenn ich Sie wäre“, in der Joko und Klaas einander peinliche Aufgaben stellen, steht bei den Fans hoch im Kurs.
Ob ein ähnliches Spiel auch in der neuen Sendung Platz hat, wollte keiner der beiden verraten. Ohnehin flossen eindeutige Aussagen zum neuen Showkonzept spärlich. „Menschen, Tiere, Explosionen“, lautete Jokos scherzhafte Antwort auf die Frage nach Inhalt.
Alte Bekannte mit an Bord
Beruhigend für die Fans, dass Circus HalliGalli vom gleichen Team produziert wird, das schon für neoParadise verantwortlich war. Das versicherten Joko und Klaas auf Nachfrage. Dass zudem viele alte Bekannte wie Olli Schulz und Oma Violetta wieder mit dabei sind, sorgte ebenfalls für Freude unter den Twitternutzern.
unsere schrankband bleibt natürlich #halligallipk
— ProSieben (@ProSieben) 20. Februar 2013
Wie viel Neues nun wirklich in Circus HalliGalli steckt, bleibt weiterhin unklar. Fest steht, dass ProSieben seine Zielgruppe von Anfang an mit ins Boot holen und an die Sendung binden will. Zuschauerreaktionen sollen direkten Einfluss auf die Sendung haben.
Social Media ist fester Teil des Showkonzepts
Seit Wochen rühren Joko und Klaas deshalb die Werbetrommel: Fernsehspots und Werbesotschaften auf sämtlichen Onlinekanälen. Die Maßnahmen haben zufriedenstellenden Erfolg, aber keinen überragenden.
Über 36.000 Facebook-Freunde hat die Sendung mittlerweile. Zum Vergleich: Auf der Seite der Reality-Soap „Köln 50667“ von RTL 2 haben gut 600.000 Nutzer „gefällt mir“ geklickt. Auf Twitter folgen @halligalligut 5000 Nutzer. Auch das ist sicher kein Spitzenwert und nur ein Bruchteil der Menschen, die Joko und Klaas auf ihren privaten Profilen folgen.
Die Pressekonferenz über Twitter war somit ein erster Testlauf für die Kommunikation mit dem Zuschauer. Die Fans bekamen, was sie erwartet hatten: Joko und Klaas live und mit spontanem Witz. Neue Informationen gab es hingegen kaum und auch keinen echten Dialog mit den Nutzern. Das Social-Media-Experiment war deshalb durchaus charmant, manchmal sogar witzig. Schlussendlich fehlte jedoch der echte Mehrwert.