Essen. Der neue „Tatort“ aus Wien mit Harald Krassnitzer als Chefinspektor Moritz Eisner greift Standesdünkel und Politik an. Er spielt unterhaltsam mit der österreichischen Titelbesessenheit. Zeigt erfrischend Mut und Sarkasmus. Kurz: eine gute kriminalistische Unterhaltung.
Wien im Ausnahmezustand. Bei einer Konferenz der Vereinten Nationen sprengt sich trotz höchster Sicherheitsstufen der Selbstmordattentäter Kásim Bagdadi (Samy Hassan) vor dem Palais Liechtenstein in die Luft. Meint zumindest der österreichische Verfassungsschutz, nachdem das Auto mit dem jungen Mann in die Luft flog. Schließlich wurde Kasim im Irak geboren und ist führender Aktivist einer Internet-Gemeinschaft, die zwar „Comet“ heißt, aber an „Anonymus“ erinnert.
Meinen aber nicht unbedingt Chefinspektor Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser). So stehen diverse Gruppen in diesem „Tatort – Zwischen den Fronten“, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr. Es wird viel angedeutet und hineingepackt. Islamischer Terror und Faschismus, Kompetenzgerangel zwischen einzelnen Ermittlungsabteilungen, plattes Machtstreben von korrupten Politikern.
Unbekannte Darsteller
Auch wenn man als Zuschauer zuweilen meint, den Überblick über die unzähligen Gruppen mit unterschiedlichen Zielen zu verlieren, Drehbuchautorin Verena Kurth und Regisseur Harald Sicheritz verstehen es wunderbar, die einzelnen Geschichten am Ende zu einem großen Finale zusammenzuführen. Und das, obwohl auch die Gesichter der meisten Darsteller hierzulande gänzlich unbekannt sind.
„Zwischen den Fronten“ spielt unterhaltsam mit der österreichischen Titelbesessenheit und dem Wiener Standesdünkel. Zuweilen wirkt der Angriff auf die Politik fast anarchistisch. Im südlichen Nachbarland jedenfalls geht man mit einer anderen Leichtigkeit an politische Themen. Hat keine Angst vor Verschwörungstheorien. Hat kein Problem damit, Magister als korrupt und Hofräte als faschistisch abzustempeln.
Til Schweiger im neuen Tatort
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Der Film zeige einen ohnmächtigen Staat
Kaum auszudenken, wie das in deutschen öffentlich-rechtlichen Anstalten geendet hätte. Beim Bayerischen Rundfunk jedenfalls hat man es vorgemacht. Den „Polizeiruf 110 – Denn sie wissen nicht, was sie tun“ mit Matthias Brandt haben die Senderverantwortlichen kurzfristig vom 20.15-Uhr-Sendeplatz verscheucht. Ihr Argument damals: Der Film zeige einen ohnmächtigen Staat.
Da zeigen die Österreicher erfrischend mehr Mut. Mehr Sarkasmus. Gute kriminalistische Unterhaltung.
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