Köln. . Harald Schmidt hat fast alle deutschen TV-Sender durch. Nun ist er beim Bezahlsender Sky gelandet. Beim Aufwärmen für seine Show - die im wesentlichen die alte ist - zeigte er sich von seiner besten, altbekannten Seite. Im Hauptteil wiederum zeigt er was er künftig macht: Nur noch, was er will.
Er hat sie fast alle durch, die deutschen Sender. Er war beim Ersten, er war bei Sat.1, und jetzt ist er bei Sky. Am Dienstagabend trat Harald Schmidt seinen Dienst beim Münchner Bezahlsender an. Nach kaum mehr als 40 Minuten straff organisierter Aufzeichnung war klar: Harald Schmidt bleibt Harald Schmidt. Und dennoch war manches anders.
Mit Spannung hatte die Sky-Truppe dem ersten Arbeitstag ihres mutmaßlich millionenschweren Neuzugangs entgegengefiebert - obwohl die Zeichen gut standen. Der 55-jährige Moderator trommelte willig, ja gut gelaunt für seine Show. Selbst für die Werbe-Kampagne des Senders fand er den richtigen Dreh.
Immer die gleiche Kulisse
Für sich selbst hat das Cleverle in der Komik-Branche immer den richtigen Dreh gefunden. Dafür sorgte schon sein Geschäftspartner Fred Kogel, der vor der Premiere seines Kumpanen händeschüttelnd durchs Foyer des Studios 449 im Kölner Stadtteil Mülheim huschte. Eines der Kunststücke der beiden bestand darin, stets das Backstein-Studio als Schauplatz des Geschehens zu behalten - egal, welcher Sender die Zeche zahlte.
Und noch etwas zeichnet Schlitzohr Schmidt aus: Als praktizierender Zyniker kam das Beste zuerst. Und natürlich wurde es nicht im Fernsehen gezeigt: das Aufwärmen.
Schmidt unterlief, wie so oft, lustvoll den seriösen Anspruch seines Vorstand-Dress': schwarzer Anzug, weißes Hemd, hellblaue Krawatte. Er stolperte scheinbar ungeschickt ins Studio und bedankte sich beim Publikum mit einem ungelenken Knicks für den ordnungsgemäß wohlwollenden Applaus. Zumal er offensichtlich ein Heimspiel hatte. Die Atmosphäre im Saal schwankte zwischen Klassentreffen und Betriebsfest.
Beißender Spott und Selbstironie
Aber Schmidt gab dem Publikum, was es wollte: tagesaktuellen Spott. Obendrein würzte der Kabarettist seine Stand-Up-Nummern mit einem fetten Schuss Selbstironie. Natürlich gab's auch für Sky Saures. Derlei hat bei Schmidt schon Tradition.
Aber als die Kamera lief, hakte es zuweilen. Die Nummer mit einem gewagten Bogen von Markus Lanz zu Adolf Hitler balancierte in gewohnter Manier brillant zwischen Klamauk und Katastrophe. Aber Bücher-Experte Klaas Heufer-Umlauf, hochgelobter Nachwuchs-Star, war ungewohnt befangen. Dabei war das Thema eine Steilvorlage: Ex-Präsidentengattin Bettina Wulff brachte ihre Memoiren im Riva-Verlag heraus, der sonst Literatur-Kracher der Marke "Voll auf die Zwölf" im Sortiment führt. Und dann riskierte Schmidt einen Bruch.
Der Wolf frisst Kreide - und blättert die Noten für die Pianistin um
Klassik-Kenner Schmidt leistete sich zum Start seiner 35-Minuten-Show geradezu provokativ zwei charmante Spitzenkönnerinnen, die außerhalb ihrer Szenen keiner kennt: Cellistin Sol Gabetta und Pianistin Hélène Grimaud. Und der Mann, der seine Fallbeil-Witze gern mit der entsprechenden Handbewegung garniert, mutierte zum Fan. Der bissige Fernsehwolf hatte die sprichwörtliche Kreide gefressen. Mehr noch: Er blätterte für Madame Grimaud brav die Noten um.
Das kann nur bedeuten, dass Schmidt seinen Auftraggeber beim Wort nimmt. Schließlich hatte Sky-Chef Brian Sullivan im Vorfeld gebetsmühlenartig betont, Quoten seien ihm egal. Und Schmidt denkt den Gedanken zu Ende: Seine erste Ausgabe endete als Privat-Fernsehen, eine Ausgabe nur für sich. Der konservative Anarcho ist am Ziel: Er kann machen, was er will. Als Rausschmeißer spielte Schmidt Frank Sinatra: "I did it my way..."
Info: Harald Schmidt ist bei Sky dienstags, mittwochs und donnerstag ab 22.15 Uhr sowie ab 23 Uhr zu sehen.