Hamburg.. Christoph Maria Herbst kann mehr als „Stromberg“. Bei Sat.1 ist er an der Seite von Annette Frier, Ruth Maria Kubitschek und Emma Schweiger zu sehen. Aber der einst graumäusige Sender hat noch mehr zu bieten: Mit gleich vier neuen, eigenen Serien will Sat.1 punkten.

Die Luft war lau, der Abend lang. Zu vorgerückter Stunde kam Sat.1-Chef Joachim Kossack ins Philosophieren. „Jürgen Klinsmann“, sagte der Fernsehmann, „war mit der Nationalmannschaft vor allem deshalb so erfolgreich, weil er sie völlig neu aufbauen musste.“ Schnell schob er nach, er wolle sich nicht mit Klinsmann vergleichen. Und dennoch steckt dahinter die Hoffnung, Sat.1 möge es ergehen wie den deutschen Kickern. Die WM im eigenen Land endete als Sommermärchen, und bei den neuen Serien hofft Kossack auf ein Wintermärchen.

Tatsächlich muss sich der graumäusige Münchner Sender neu erfinden. Er verlor die TV-Rechte für die Champions League ans ZDF. Jetzt setzt Sat.1 konsequent auf Eigenproduktionen. Mit zwei deutschen Serien gewann das zeitweilig beliebige Programm wieder Kontur: „Danni Lowinski“ und, mehr noch, „Der letzte Bulle“. Beide Serien gefielen Zuschauern wie Kritikern. Daran will Programmmacher Kossack anknüpfen. Sein Credo: „Das Publikum stellt sich immer die Frage: Was ist neu? Außerdem will es ein klares Programm-Versprechen.“

„Familie Undercover“

Einen wirklich neuen Dreh verspricht die Serie „Familie Undercover“. Bisher mussten Helden im Zeugenschutz-Programm leiden, nicht selten endeten derlei Geschichten tragisch. Jetzt mixt Sat.1 Krimi-Handlung und Familienbeziehungen, lässt Stadtmenschen aufs Landleben los. Die Brüche sollen für Lacher sorgen. Und natürlich die Hauptdarsteller: Stephan Luca als Top-Ermittler, der sich seiner neuen Chefin Susan Sideropoulos unterordnen muss.

Zum neuen Serien-Quartett gehört auch die Arztserie „Auf Herz und Nieren“. Stefanie Stappenbeck und Max von Pufendorf müssen sich als ungleiches Mediziner-Duo in einer Kiez-Praxis zusammenraufen. Das Konzept erinnert an „Edel & Starck“, Arztkittel-Version, und das ist nicht das schlechteste Vorbild.

„Es kommt noch dicker“ für die gertenschlanke Wolke Hegenbarth. Gewissermaßen über Nacht hat die Serien-Heldin 40 Kilo mehr auf den Rippen. Und damit fangen ihre Probleme erst an. Kein Wunder, dass die proppere Hauptdarstellerin ihr Moppel-Ich wieder los werden will.

„Der Cop und der Snob“

Eher konventionell wirkt die Idee, die hinter der Serie „Der Cop und der Snob“ steht. Johannes Zirner mimt einen ruppigen Vorstadt-Cowboy, Marc Ben Puch einen Blaublüter. Beide lösen Kriminalfälle. „Die Zwei“ lassen grüßen. Dennoch könnte die Serie Spaß-Potenzial haben: Im Trailer kamen die Hauptdarsteller gut eingespielt rüber, natürlich, fast spontan.

Neben Serien und den Dienstagsfilmen setzt Sat.1 auf Großprojekte. Nach dem Erfolg der Ken-Follett-Verfilmung „Die Säulen der Erde“ folgt „Die Tore der Welt“. Außerdem führt Sat.1 sein Publikum in ein „Labyrinth“, so lautet der Titel eines Zweiteilers. Die Tragikomödie verspricht feines Schauspieler-Fernsehen: Christoph Maria Herbst spielt erstmalig mit Annette Frier. Alt-Star Ruth Maria Kubitschek und Film-Talent Emma Schweiger sind auch dabei

Vierter Event-Film: „Das Vermächtnis der Wanderhure“, das dem Sender wieder, wie Kossack hofft, „Tatort“-Quoten beschert. Das kann nur gelingen, wenn die Eigenproduktionen für Frauen und Männer interessant sind. „Wir wissen“, sagte Kossack, „dass die Frauen in der Regel die Macht über die Fernbedienung haben. Wir wollen, dass sie zu Ihrem Mann sagt: Hey, komm mal rüber, im Fernsehen läuft ein toller Film.“