Essen. Prosieben sucht wieder Popstars. Doch schnell ist nach der ersten Sendung der zehnten Staffel klar: Deutschland ist abgecastet. Die Gesangstalente sind eher blass und langweilig. Und auch die Jury wirkt bemüht lustig.

Die glorreichen Zeiten der ersten Casting-Bands sind längst vorbei, und doch will es Prosieben noch einmal wissen und sucht in der zehnten Popstars-Staffel neue Gesangstalente. In der Jury sitzen dieses Mal neben neben Detlef D! Soest einige derjenigen, die selbst dem Casting-Zirkus entsprungen sind: Lucy Diakovska (No Angels), Senna Guemmour (Monrose) und der allgegenwärtige Ross Antony (Bro’Sis). Eine Jury, die sich zwar um Unterhaltung bemüht, aber am Ende ziemlich blass bleibt.

In der neuen Popstar-Staffel sind nicht nur Gesangs- und Tanztalent der Kandidaten gefragt, sondern auch Rechenkünste. Denn die Jurymitglieder vergeben jeweils Punkte für die Leistungen, höchstens drei. Zusammen kann der Kandidat also höchstens 12 Punkte erreichen, um in die nächste Runde zu kommen, sind mindestens acht Punkte nötig. Klar soweit? Wer keine Finger frei hat zum Zählen, kann auch einfach auf die dramatische Musik (heißt: es könnte knapp werden) oder die fröhliche Musik (jipiiiiih! Weiter!) achten. Wer genau welche Rolle spielt, wissen die Jurymitglieder offenbar selbst noch nicht so genau. Ross meint zwar: „Ich glaube, ich bin die Mutti“, doch auch er versucht sich gelegentlich am strengen Blick, der eigentlich D! vorbehalten ist.

Flirt mit dem Masseur

Genug von der Jury, was taugen die Kandidaten? Man merkt: Deutschland ist abgecastet. Alle jungen Talente haben entweder bereits eine Casting-Show gewonnen und singen gerade in irgendeinem Bierzelt dieser Republik, sie haben verloren und sind so desillusioniert, dass sie die Musik aufgegeben haben, oder sind noch nicht alt genug. Keiner der Kandidaten, die in der ersten Popstars-Show in den Recall gekommen sind, gehört zu den stimmlichen Überfliegern.

Aber wahrscheinlich wird Stimme überbewertet. D! jedenfalls ist überzeugt: „Ich gehöre zu denen, die ein Gesamtpaket erkennen, wenn es hier reinkommt.“ So lässt er auch die zielstrebige 20-jährige Scarlett („Ich will weiter, ich will, ich will!“) erst zittern und schickt sie dann in die nächste Runde. Auch den Recall durchlief sie nur mit Ach und Krach. Ein bisschen Dramatik muss halt sein. Scarlett flirtet übrigens ganz heftig mit dem attraktiven Masseur Alessandro, unter dessen Händen und Stimme erst Lucy und dann Ross dahin geschmolzen waren.

Künstliches Drama

Eine weitere total innovative neue Regel durften die Zuschauer dann im Recall bestaunen. Die Kandidaten mussten hier zum ersten Mal gemeinsam ein Lied singen. Allerdings wurden die Sänger der Reihe nach einzeln laut gestellt. Das sah man daran, dass das Mikrofon rot leuchtete. Alle anderen sangen im Stillen weiter. So, erklärt D!, soll auch die Einzelleistung bewertet werden können. Im nächsten Schritt geht es dann für die Kandidaten zum Workshop nach Ibiza.

Einige Highlights gab es dann aber doch. Die erotische Massage wurde ja schon erwähnt. Währenddessen schien Ross zwar sehr gerührt, geweint hatte er aber schon vorher, als er plötzlich an all die schweren Momente in seinem Leben erinnert worden war. Auch der Stuttgarter Alessio musste ein paar Tränchen verdrücken, als Senna ihn ganz besorgt fragte, ob es in seinem Leben denn auch etwas Negatives gäbe. „Ich wurde in der Schule nicht so akzeptiert, wie ich bin“, antwortete Alessio ganz kleinlaut. Auch das spontane Coming-Out von Landei Andy („Hast du eine Freundin?“ – „Nein, ich bin schwul.“) sorgte für einen kleinen Aha-Moment.

Echte Musikkarriere? Fehlanzeige.