Essen. Die neue Nachrichtensendung für junge Menschen unter 30 ist gestartet. Die Macher, Radio Bremen, der Hessischen Rundfunk und die ARD, müssen sich viel Kritik anhören.

Aller Anfang ist schwer – diese Erfahrung machen auch die Produzenten der Tageswebschau. Produziert wird die neue Nachrichtensendung für junge Leute unter 30 von Radio Bremen in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk und der ARD-Aktuell Redaktion. Am Montag wurde die erste Folge ausgestrahlt. Die Zuschauer reagierten unterschiedlich auf das neue Format, zum Teil mit harter Kritik. „Die Tageswebschau ist ein peinlicher Fehlschlag“, urteilt zum Beispiel Twitter-User Friedemann Karig. „Inhalt, Aufmachung, Stimme, Sprache. Alles schlecht.“

Die Tageswebschau solle keine Konkurrenz zur Tagesschau sein, sagt Jan Weyrauch, Programmdirektor von Radio Bremen. Die Aufmachung und auch die Themen der Nachrichtensendungen unterscheiden sich stark von einander. Die Tageswebschau beschäftigt sich mit allem, was im Internet passiert und die jungen Zuschauer interessiert. Die Themen der ersten Sendung: Facebook, die Gaming-Messe E3 und ein Londoner Occupy-Label.

Tageswebschau erinnert Zuschauer an „Logo“

Die Beiträge bestehen aus bunten Animationen und Grafiken, die aus dem Off kommentiert werden. Twitter-User Daniel Bröckerhoff erinnert die Aufmachung an die Kindernachrichtensendung „Logo“. Einen zusätzlichen Moderator, der die Zuschauer durch das Programm leitet, gibt es aber nicht. Die O-Ton-Geber werden entweder mit Fotos oder wackeligen Webcam-Videos eingeblendet. Auch Youtube-Videos werden in das Programm eingebettet.

Knapp drei Minuten dauerte die erste Sendung, die auf den Digitalkanälen EinsPlus, Einsfestival und tageschau24 sowie im Internet ausgestrahlt wurde. Im Netz finden die Zuschauer zusätzliche Angebote, wie Videos oder Links. Künftig soll die Tageswebschau auch in die Tagesschau-App integriert werden.

Kritik an zu einfacher Gestaltung

Mit dem neuen Format sollen laut Weyrauch vor allem jüngere Menschen an Informationen herangeführt werden. „Die Idee klingt ja nicht schlecht“, schreibt User adobert auf der Website der ARD. „Viele Themen besitzen aus Sicht des Internets eine politische Seite, welche junge und netzaffine Menschen vielleicht mehr interessiert als ältere Zuschauer.“

Trotzdem verfehle das Format die angepeilte Zielgruppe. „Die Gruppe der unter 30-jährigen, netzaffinen Deutschen, welche an Nachrichten interessiert sind, enthält wohl mehr Abiturienten sowie ausgebildete und zukünftige Akademiker als die meisten anderen Zielgruppen der ARD. Wie blind muss man sein, um zu meinen, diese Gruppe mit bunthüpfenden Zuckerberg-Charts und radfahrenden Hunden in einem Nachrichtenformat ansprechen zu können?“ Auch Userin Maeggy findet die Gestaltung zu einfach. Der Sender passe sich dem Mainstream an und unterschätze die Jugend.

Kritik gibt es laut Handelsblatt auch von Privatsendern. Der Branchenverband VPRT fordere einen Drei-Stufen-Test, um zu prüfen, ob das Angebot legitim und mit dem Rundfunkstaatsvertrag vereinbar ist.

Wenige Gefällt-mir-Klicks auf Facebook

Gerade mal 29 Gefällt-mir-Klicks hat die „1. Fanseite der Tageswebschau“ am ersten Tag auf Facebook bekommen. Die meisten Internetuser sind sich einig: Die Idee ist gut, aber an der Umsetzung kann noch gefeilt werden. Das Prinzip findet auch DennyRamone gar nicht so schlecht. Er schreibt auf Twitter: „Könnt ihr sagen was ihr wollt, aber die Tageswebschau ist nicht so schlecht, wie ihr sie macht. Ausbaufähig, ja. Ein guter Anfang.“