Berlin.. Thomas Gottschalk gibt nicht auf. Kurz vor dem Aus seiner erfolglosen Sendung „Gottschalk Live“ liebäugelt er nun mit einem Format im Stil von „Bios Bahnhof“. Eines steht für den Entertainer schon fest: Er möchte bei den Öffentlich-Rechtlichen bleiben
Drei Wochen vor der letzten Ausgabe von „Gottschalk Live“ lässt Thomas Gottschalk offen, ob und womit er auf den Bildschirm zurückkehrt. Er werde das „ganz entspannt austesten“, sagte er am Mittwoch im Gespräch mit „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo in Berlin. Mit einer neuen Sendung würde er nach eigenen Worten beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen bleiben. Eine Show wie „Bios Bahnhof“, die Alfred Biolek von 1978 bis 1985 in einem stillgelegten Kölner Straßenbahn-Depot präsentierte, würde ihm „wahnsinnig Spaß machen“, verriet Gottschalk.
Die ARD will ihn halten. Sie setzt „Gottschalk Live“ zum 7. Juni wegen zu geringer Quoten ab. Der Moderator verneinte in der Mensa der Humboldt-Universität beim „Zeit Campus Talk“ Fragen von Studenten, ob er zum Privatfernsehen wechseln wolle. Dort sehe er kein infrage kommendes Format.
Gottschalk: „Ich war der beliebteste Italiener am Ort“
Die Gründe für das geringe Zuschauerinteresse an „Gottschalk Live“ setzte er in Bezug auf seinen Erfolg mit „Wetten, dass..?“: „Ich war der beliebteste Italiener am Ort, plötzlich hab’ ich in einer Nebenstraße einen Sushi-Laden aufgemacht. Da war keine Bereitschaft der Leute, mir zu folgen.“ Ob er sich ein Stück weit von ARD-Programmdirektor Volker Herres hintergangen fühle, fragte jemand. Darauf antwortete Gottschalk: „Nee. Wenn der Sushi-Laden nicht läuft, kannst du dich nicht beschweren, dass du rausgeschmissen wirst.“ Allerdings betonte er auch: „Ich hab’ eine Million Zuschauer gehabt, deswegen muss man sich nicht erschießen.“
Es sei „definitiv kein Fehler“, dass er mit „Wetten, dass..?“ aufgehört habe, sagte Gottschalk. Später hätte er es nie mehr geschafft, sich mit 13 Millionen Zuschauern zu verabschieden. Auf die Frage nach seinem größten Fehler antwortete er. „Ich hab’ viele kleine Fehler gemacht.“ Es fehle ihm aber der tiefe Ernst, sich darüber zu grämen.
„Jetzt kann ich es mir leisten, Kammermusik zu machen“
Ein Fragesteller wollte wissen, ob er mit seiner Art, Unterhaltung zu machen, „aus der Zeit gefallen“ sei. Gottschalk, der am Freitag 62 Jahre alt wird, meinte: „Fernsehen in der Form, wie wir es gemacht haben, ist dabei, sich zu erledigen.“ Über seine Pläne sagte er: „Jetzt kann ich es mir leisten, Kammermusik zu machen.“ Er könne sich aber auch „durchaus vorstellen, gar nüscht zu machen. Dann moderiere ich meine Frau eben zu“, scherzte Gottschalk.
Er fügte hinzu: „Ich hab’ auch keine Angst, dass mein Titanentum gescheitert ist. Ich habe, als es noch möglich war, 20 Millionen Zuschauer gehabt. Die bleiben mir ja.“ Auf die Frage di Lorenzos „Siehst Du dich als Titan?“ antwortete Gottschalk: „Nö, aber solange ich von anderen so gesehen werde, reicht mir das.“ Wenn er für etwas einen Orden um den Hals hänge, dann dafür, dass er 30 Jahre Fernsehen ohne Zynismus gemacht habe, sagte Gottschalk in Bezug auf Harald Schmidt. Diesen bewundere er, „weil er die Chuzpe hat, die ich nicht habe.“
Am Internet stört Gottschalk, dass „wahnsinnig viele Nörgler und Mauler unterwegs“ seien, deren Sprache selten elegant sei, sondern „dumpf, polternd, schimpfend und ärgerlich beleidigt“. (dapd)