Essen. In der ersten DSDS-Mottoshow gab es zwar kein Motto, dafür aber einen Werbesong namens „Joy-Rider“. Juror Bruce benahm sich wie gewohnt seltsam. Mädchenschwarm Luca wurde sogar beim Duschen gefilmt. Immerhin: Ein Kandidat verteidigte seinen „freien Willen“. Die Zuschauer riefen aber nicht für ihn an.
Humor und Geduld braucht es schon, um sich "Deutschland sucht den Superstar" anzuschauen. Wer an diese Sendung Ansprüche in Sachen Musik oder Niveau hat, wird, an jedem „Supersamstag“ wieder, enttäuscht. Die Top-Ten sollen zu einem „Hammer“-Motto die Jury überzeugen, doch Dieter Bohlen, Bruce Darnell und Natalie Horler konkurrieren diesmal mit einem Boxkampf – und haben ohnehin nichts zu sagen.
Pannenmoderator Marco Schreyl hat sich in Vorbereitung des Klitschko-Kampfes einen Slogan ausgedacht: „Schwergewichtsgesang“ sei das, hier, heute Abend, LIVE. Angesichts der mittelmäßigen Kandidatenauswahl eine steile These. Auch „LIVE“ scheint hier nicht alles zu sein – vor allem nicht der erste Song, den die Kandidaten gemeinsam singen.
Das Motto „Hammerhits“ heißt so viel wie „eigentlich alles“
Immerhin die Telefonleitungen sind offen. Das Motto diesmal: „Hammerhits“, was so viel heißt wie „eigentlich alles“. Zu Beginn bekommt Kristof noch schnell die Mobbing-Keule zu spüren – er ist im RTL-TrendCheck zum „Flop“ gewählt worden, gequältes Lächeln in Nahaufnahme.
Silvia ist die Erste, sie singt im Stars-and-Stripes-Outfit „Domino“ von Jessie J und macht dabei vor allem eine gute Figur. „Wie oft legen die Tontechniker denn jetzt ihre Stimme übereinander?“ postet „Tine“ auf Twitter und viele andere fragen das Gleiche. Fetter Sound, Lightshow, Backgroundtänzer und ein Hintern, der gut in Hot Pants aussieht – um die Jury glücklich zu machen reicht das.
Schlagersänger Kristof packt aus: Sein Freund ist 52
Weil Schlagersänger Kristof nicht im Bikini punkten kann, erzählt er aus seinem Leben. Sein Freund Hans-Joachim ist 52 – knapp 30 Jahre älter als er selbst – und eben ein Mann. Ob dieses Outing der Schlagerkarriere hilft, man weiß es nicht. Dieter Bohlen findet es auf jeden Fall „megamutig“ und befindet dann auch die Interpretation von „Verdammt, ich lieb dich“ für „megagut“.
Nach der Werbung geht es weiter mit einem Werbesong für Opel, den die Kandidaten gemeinsam aufgenommen haben. Jedes „Opel“ bringt Schreyl vermutlich nochmal 50 Euro extra – doch irgendwann müssen die Kandidaten dann wieder auf die Bühne.
„Ich habe meinen freien Willen noch nicht verloren“ - Thomas probt den Aufstand
Thomas aus Österreich beweist sogar etwas wie Charakter. Ihm fehle der Starappeal, beklagt die Jury immer wieder. „Starappeal“ ist der DSDS-Code für peinliche Homestories, Nacktaufnahmen (dazu später mehr) oder spektakuläre Outings. Doch Thomas scheint ausschließlich seine Stimme verkaufen zu wollen. „Ich habe meinen freien Willen noch nicht verloren“ sagt er bei der Anprobe.
Das System DSDS stellt sich selbst in Frage? Unwahrscheinlich. Vielleicht haben sie es hinter den Kulissen auch einfach nicht verstanden richtig rauszuschneiden. Sicher ist: Thomas ist dabei, um ein paar Zuschauer abzugreifen, denen es wirklich um Musik geht und die inzwischen lieber andere Castingshows ansehen. Ein bisschen freier Wille ist da gar nicht schlecht.
Joey und Daniele treffen die Töne nicht – und auch das Englisch macht Probleme
Joey und Daniele sind dagegen klassisches „DSDS-Material“: Jung und naiv erzählen sie der Kamera alles, was ihnen durch den Kopf geht. Der Traum vom Superstar ist für sie die Verheißung, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Beide treten bunt und krawallig auf – und singen in einem so furchtbaren Englisch, dass es auch die beste Tontechnik nicht wieder hinkriegt.
Vanessa, Jesse und Hamed performen deutlich besser. Doch nur Fabienne gelingt es mit „Wovon sollen wir träumen?“ von Frida Gold einen authentischen Auftritt hinzulegen. Auf Schreyls unglaublich langweilige Fragen kann die 16-Jährige einigermaßen cool antworten, schließlich hat sie einiges an Castingerfahrung. Schon mit 14 versuchte die Realschülerin aus Dormagen bei „Das Supertalent“ berühmt zu werden.
Luca oben ohne – wie kann man das toppen?
Berühmt werden soll auch der 17-jährige Luca aus „Schweizland“ (O-Ton Schreyl), und dabei ist RTL kein Mittel zu simpel. „Letztes Mal hatten wir Luca oben ohne, wie können wir das toppen?“ - ungefähr so wird wohl die Überlegung gewesen sein.
„Luca beim Duschen, Schaum läuft übers Sixpack, die Hände irgendwo weiter unten“ muss dann die Regieanweisung gelautet haben. Während man sich noch fremdschämt, singt Luca schon „Baby can I hold you“, die Coverversion von Boyzone – und wahrscheinlich wäre eine Boygroup, irgendwann Mitte der 90er, wirklich ein ganz guter Ort für Luca.
Bruce benimmt sich als Juror immer seltsamer
Bei DSDS wird er dagegen so peinlich in Szene gesetzt, dass ihn sogar die kleinen Mädchen bald nicht mehr mögen könnten. Aber ein „zu viel“ gibt es hier nicht. Bestes Beispiel ist Bruce Darnell. Immer wieder verfällt der Juror in seltsam-einstudierte Begeisterungsanfälle, fängt an zu weinen, steigt auf den Jury-Tisch und führt einen Kleinkrieg mit dem Publikum.
Nach dem Sieg von Wladimir Klischtko wird noch das Opel-Lied „Joy-Rider“ gezeigt. Hier gibt Schreyl sogar zu, dass nichts live ist – denn die unter 18-Jährigen dürften gar nicht mehr auf der Bühne stehen. Nach diesem „abgefahrenen Titel“ steht die Entscheidung an - beziehungsweise nach der Werbung.
Schließlich steht fest: Thomas, der Österreicher mit dem freien Willen, ist nicht mehr dabei. In der nächsten Woche werden also nur noch neun „Joy-Rider“ um den Sieg singen. Spannend bleibt bis dahin eigentlich nur eines: Wie bekommt RTL Luca nackt ins Bild?