Essen. . Wenig Action, aber starke Nahaufnahmen und eine intensive Kameraführung: Mit „Spuren des Bösen“ zeigt das ZDF am Dienstagabend einen Krimi, der sich wohltuend abhebt. Heino Ferch spielt in der Hauptrolle als Richard Brock den genialen Verhör-Spezialisten der Wiener Polizei.

Richard Brock ist ein unnahbarer Mann. Cool, abweisend, oft sogar verletzend. Einer, der in seinem privaten Leben nicht viel Platz für so Menschliches wie Empfindungen lässt. Im Beruf jedoch ist er genau darauf spezialisiert, Menschen zu erkennen, sie zu durchschauen und letztendlich zu überführen. Brock (Heino Ferch) ist der geniale Verhörspezialist der Wiener Polizei.

Die Szene ist nur kurz, und wie sich bald herausstellt auch ein Fake, aber sie ist so intensiv wie der ganze Krimi. Eine Verhörszene in einem dieser dafür typischen Räume, inmitten kahler, rechtwinkliger Wände, ein Tisch, zwei Stühle, zwei Menschen, der Ermittler, der Beschuldigte, die mitein­ander ringen. Und dann schlägt Brock zu. Mit voller Wucht in das Gesicht seines Gegenübers, ohne jedes Anzeichen von Erschrecken über sich selbst, von Bereuen.

Ein inszeniertes Verhörund die tote Kronzeugin

Brock ist eben Brock und ist doch ganz anders. Das Verhör hat er tatsächlich nur inszeniert für seine Vorlesung vor angehenden Polizisten. Der Fall, an dem er gerade arbeitet, ist ein anderer: Karin Kimminger, Chefbuchhalterin des Baukonzerns Sandag und Kronzeugin in einem Schmiergeldprozess, ist ermordet worden. Blutüberströmt wird sie von ihrer Schwester Maria entdeckt, die dabei auch den flüchtenden Mörder sieht, die Erinnerung an ihn jedoch aus Angst verdrängt. Richard Brock soll diese Blockade lösen und ist bald wichtigster Ermittler rund um den Bestechungsskandal der Sandag.

Ausgerechnet! Denn in den Fall sind als Vorstandsmitglieder des Bauunternehmens nicht nur viele ehemalige Minister verwickelt, sondern auch Brocks früherer Klassenkamerad, der Vorstandsvorsitzende Michael Sand. Ihm traut der Verhörspezialist so ziemlich jede Schweinerei zu. Brock zur Seite steht die junge Polizistin Vera Angerer (Nina Proll), die sich anfangs äußerst schwer tut mit ihm, dessen Privatleben sich auf tägliche Besuche im Kaffeehaus reduziert. Das soll sich erst ändern, als die Zeugin Maria und drei Personenschützer erschossen werden, als auch Brocks Tochter Petra verletzt im Krankenhaus liegt. Vera Angerer erkennt, dass er, „der ein ziemliches Arschloch sein kann“, doch andere Seiten hat.

Brock selbst bringt der Tod der Personenschützer zu der Erkenntnis, dass sie ihren Mörder gekannt haben müssen und er den Täter wohl in den eigenen Reihen zu suchen hat.

Kameramann Slamaerhielt „Goldene Romy“

„Spuren des Bösen“ (ZDF, Dienstag, 20.15 Uhr) zeichnet sich weniger durch Action aus, als durch starke Nahaufnahmen und eine intensive Kameraführung. Ein Krimi, der sich wohltuend abhebt. Psychologisch angelegt, spannend bis zum Schluss. Kameramann David Slama, der auch an der Fachhochschule Dortmund unterrichtete und Filme wie „Die Abfahrer“ (1978) und Hindenburg (2009) drehte, wurde dafür in Wien die „Goldene Romy“ verliehen.