Essen. . Tod eines deutschen Grenzschutzpolizisten: Senta Berger ermittelt in der Reihe „Unter Verdacht“ diesmal in Italien und zwingt sie mitten rein in ein afrikanisches Flüchtlingsdrama. „Die elegante Lösung“ läuft am 4. November um 20.15 Uhr auf Arte.

Der deutsche Fernsehkrimi gefällt sich schon lange als Sozialdrama. Der eigentliche Fall wird beim Blick in die Abgründe der Gesellschaft oft zur Nebensache, und Autoren, deren Figuren einfach nur aus niederen Motiven morden wie Eifersucht oder Habgier, haben heute einen schweren Stand. Auch Senta Berger und Rudolf Krause drehen in der aktuellen Folge von „Unter Verdacht“, Titel „Die elegante Lösung“ (Arte, 4. November, 20.15 Uhr), am großen Rad. Der Tod eines deutschen Grenzschutzpolizisten in Süditalien zwingt sie mitten rein in ein afrikanisches Flüchtlingsdrama.

Autorin und Regisseurin Aelrun Goette gewährt den Bootsflüchtlingen eine eigene, parallel laufende Handlung von der Flucht aus Libyen bis zur Abschiebung aus Italien. Ihr politisches Anliegen freilich vertritt sie mit großem Aufwand. Wo ihr die traurigen Blicke verzweifelter Menschen nicht ausreichen, muss die Musik dazu noch kräftig aufdrehen.

Das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik

Hollywood und Italien

Die Wienerin Senta Berger (70) spielte in den 60ern in Hollywood u.a. mit Frank Sinatra, Dean Martin, Charlton Heston, John Wayne und Yul Brynner. In den 70er Jahren war sie vor allem in italienischen Produktionen zu sehen, seither trat sie in ungezählten TV-Produktionen auf.

Die Afrikaner sind nicht nur dem geldgierigen Schlepper ausgesetzt, sondern auch der Willkür brutaler Grenzschützer. Der deutsche Kollege, der Opfer eines Unfalls gewesen sein soll, hat das wohl nicht ertragen und musste sterben, bevor er es an unpassender Stelle erzählen konnte, das kann man sich selbst schnell ausrechnen.

Aber der Film schickt das bayerische Ermittlerduo Prohacek (Berger) und Lange (Krause) natürlich nicht nur nach Italien, damit es einen Mord aufklärt. Die beiden bekommen vielmehr ausreichend Gelegenheit, die menschenverachtenden Verhältnisse mit mafiösen Strukturen vor Ort zu erleben und die Grenzen ihrer moralischen Entrüstung über die drakonischen Abwehrmaßnahmen zu erfahren: „Wir machen hier die Drecksarbeit, damit ihr in Deutschland ruhig schlafen könnt“, sagt – ausgerechnet – ein schwarzer Polizist in italienischen Diensten. Und das nachdenkliche Gesicht von Senta Berger dazu hätte es gar nicht gebraucht, um zu wissen, dass es ein kluger Satz über das Versagen europäischer Flüchtlingspolitik ist.

Menschliche Tragödien

Den Täter werden Prohacek und Langner am Ende überführen, der Versuch, die menschliche Tragödie zu beeinflussen, das Schicksal der Flüchtlinge irgendwie zum Guten zu wenden, muss scheitern, so sehr sich die resolute Polizistin bemüht. Aelrun Goet­te, Don Schubert und Martin Muser erzählen schließlich kein Märchen.

Mag der Film vor lauter guten Absichten auch triefen, den Autoren gelingt es immerhin, den Blick für anderthalb Stunden auf ein Drama zu lenken, zu dem uns bei der rein nachrichtlichen Betrachtung die Gesichter fehlen. Gesichter, die das Mitfühlen möglich machen.

Vielleicht, aber nur vielleicht, schläft man danach nicht mehr ganz so ruhig. Wenigstens einmal.